Unternehmensnachfolge

she succeeds award kürt erfolgreiche Nachfolgerinnen

Der VdU hat in diesem Jahr drei Gewinner gekürt – erstmals auch einen Alt-Inhaber. Lesen Sie die drei Erfolgsgeschichten in unserem Artikel.

Der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) vergab auch in diesem Jahr wieder den einzigen Award für Frauen in der Unternehmensnachfolge: den she succeeds award (ehemals Next Generation Award). Mit dem Preis will der Verband unter anderem auf erfolgreiche Frauen in der Nachfolge und Unternehmensführung hinweisen und Vorbilder schaffen.

Es gab dieses Mal zwei Gewinnerinnen, aber auch einen männlichen Preisträger. Maria Obermeier gewann in der Kategorie interne Nachfolge: Sehr jung übernahm sie den familiären Betrieb der OBM Baumaschinen GmbH in Amberg. Susanne Engels wechselte mit ihrer Übernahme der 25 Teiche GmbH & Co. KG in Brandenburg gleichzeitig die Branche und erhielt den Award in der Kategorie externe Nachfolge. Der Gewinner in der Kategorie Wegbereiter Gottfried Härle übergab den traditionellen Familienbetrieb Brauerei Clemens Härle KG an Esther Straub und wurde somit zum weitsichtigen Wegbereiter.

Familieninterne Nachfolge in jungen Jahren: Maria Obermeier

Maria Obermeier (c) VdU_Pedro Becerra

Maria Obermeier ist in und mit dem elterlichen Betrieb aufgewachsen, der vom Vater Anfang der 80er-Jahre als Mietgeschäft für Baumaschinen gegründet wurde. Sie hatte geplant, sich durch eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachfrau und diverse Praktika in der Baubranche langsam auf ihre Rolle als Nachfolgerin im Familienunternehmen vorzubereiten. Doch der plötzliche Tod ihres Vaters bei einem Arbeitsunfall machte sie von jetzt auf gleich zur Geschäftsführerin und ihr blieb mit gerade einmal 20 Jahren nur der Sprung ins kalte Wasser.

Durchsetzen in einer Männerdomäne

Sie setzte sich mit dieser Entscheidung gegen die massiven Stimmen durch, die ihr von einer Übernahme dringend abrieten. Als eine so junge Frau habe sie in einer Männerdomäne wie der Baubranche keine Chance, hieß es. Doch die Unternehmerin ließ sich nicht beirren und blieb bei ihrer Entscheidung, die allerdings zunächst mit vielen Herausforderungen einherging. So verließen einige Mitarbeiter und Kunden den Betrieb, außerdem entstand in der Nähe ein Konkurrenzbetrieb, der von einem ehemaligen Mitarbeiter eröffnet wurde. Maria Obermeier musste sich neue Unterstützung ins Unternehmen holen sowie allmählich das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen. Auch ihre Mutter unterstützte sie in ihrer Rolle als Unternehmenserbin dabei.

Die Tradition des elterlichen Betriebes wird damit fortgeführt, allerdings etablierte Maria Obermeier auch Neuerungen wie beispielsweise einen modernen Mietpark, eine neue Corporate Identity und die Nutzung von Social Media.

Externe Übernahme mit Branchenwechsel: Susanne Engels

Susanne Engels (c) VdU_Pedro Becerra

Susanne Engels kommt eigentlich aus der TV-Branche, wo sie zwanzig Jahre lang als Produzentin tätig war, bis der Preisverfall und nachlassender Enthusiasmus sie dazu gebracht haben, neue Wege einzuschlagen. Zusammen mit ihren Ehemann fand sie daraufhin auf einer Nachfolgebörse eine traditionsreiche Fischzucht, der es wirtschaftlich allerdings nicht gut ging. Deren Geschichte reicht bis in die Kaiserzeit zurück und für das Ehepaar war es keine Frage, die Zucht zu erwerben.

Erfolgreicher Wiederaufbau eines alten Unternehmens

Das nötige Wissen für die Fischzucht eigneten sich Susanne Engels und ihr Mann per Crashkurs an. Bei den weiteren Herausforderungen, wie beispielsweise der Tatsache, dass auch die Fischzuchtbranche überwiegend in Männerhand liegt, halfen ihr kommunikative und soziale Fähigkeiten, die sie sich während ihrer Zeit beim TV angeeignet hatte. Auf diese Weise hat sie die Zucht zu einem Unternehmen ausbauen können, auf dessen Gelände unter anderem Veranstaltungen stattfinden und dessen Fisch zu der Berliner Sterneküche gehört. Auch durch die Pandemie hat sie das Unternehmen unbeschadet und ohne qualitative Einschränkungen führen können.

Diesem Unternehmenswandel liegt ein erfolgreiches Change-Management zugrunde, so dass Susanne Engels darüber hinaus an ihrer Akademie für Change-Management ihr Wissen weitergibt.

Übergabe durch „Patchwork“: Wegbereiter Gottfried Härle

Gottfried Härle (c) VdU_Pedro Becerra

Die Härle-Brauerei ist ein Familienbetrieb, dessen Tradition bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Gottfried Härle ist es dabei besonders wichtig, unter anderem die Tradition weitsichtiger Entscheidungen fortzuführen, die das Unternehmen bereits so lange hat bestehen lassen. Aus diesem Grund hat er sich dazu entschlossen, die Führung des Unternehmens an Esther Straub zu übertragen, die er schon von Kindheit an kennt und mit deren Familie er und seine Frau bereits jahrelang befreundet sind.

Esther hatte schon in der Schulzeit begonnen, sich für die Brauerei zu interessieren und entsprechend ihren weiteren Werdegang darauf ausgelegt. Dazu hatte auch gehört, deutlich vor den Übernahmeplänen dort auszuhelfen und von Gottfried Härle in Entscheidungen einbezogen zu werden. Auf diese Weise wuchs sie ganz natürlich in den Betrieb hinein. Die Entscheidung zur Übernahme kam dann aus ihr selbst heraus.

Tandem-Modell für kombinierte Einflüsse

Esther Straub (c) VdU_Pedro Becerra

Seit beinahe fünf Jahren führen die beiden nun das Unternehmen im Tandem-Modell. Gottfried Härle bezeichnet es als „Patchwork-Familienunternehmen“. Die Teilung der Geschäftsführung läuft gut – Esther Straub wurde von Anfang an einbezogen und hat die Bereiche Personalmanagement und Marketing übernommen. Auf diese Weise profitiert das Unternehmen von der Erfahrung und der Weitsicht des Alt-Inhabers und der Innovation der Nachfolgerin. Besonders wichtig sind beiden darüber hinaus die Werte des Unternehmens, zu denen unter anderem Verlässlichkeit und Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Region zählen.