Wir berufen uns dabei auf eine umfassende Studie der Bertelsmann-Stiftung. Sie hat im vergangen Jahr deutsche und britische Unternehmer dazu befragt, wie sie zum Brexit (Kunstwort aus „Britain“ und „Exit“, also „England“ und „Austritt“) stehen und welche Folgen ein Austritt haben würde. Doch zunächst einmal ist die Botschaft beider Befragungsgruppen klar: Deutschland will, dass England in der EU bleibt (83%) und auch 87 Prozent der englischen Manager wollen für die EU abstimmen.
Ein Brexit und seine Folgen
Und ihre Gründe wiegen schwer. Denn beide Gruppen befürchten weitreichende Konsequenzen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Insgesamt sehen 42 Prozent der Befragten „negative“ bis „sehr negative“ Folgen auf England im Falle eines Austritts zukommen. Dabei sind englische Unternehmen besonders besorgt über die Auswirkungen auf das Beschäftigungsniveau (44 %).
Und auch Auswirkungen auf ihr eigenes Unternehmen sehen beide Befragungsgruppen. 36 Prozent rechnen mit negativen Folgen für ihr Geschäft in den nächsten drei Jahren. Dabei sind englische Unternehmen pessimistischer (44%) als deutsche (32%). Profitieren vom Brexit? Das können sich gerade einmal 19 Prozent der englischen Unternehmer vorstellen und nur 10 Prozent der deutschen.
Wirtschaftlicher Rückzug aus England?
Interessanterweise fühlt sich gerade die IT-Branche vom Brexit bedroht. 41 Prozent der Entscheider aus diesem Bereich erwarten, dass ihre Kapazitäten zurückgehen. Insgesamt würde beinahe jeder dritte Befragte (29%) seine Kapazitäten in England zurückschrauben oder seinen Standort verlagern, wenn es zum gefürchteten Brexit kommt. Laut Hochrechnungen der Bertelsmann-Stiftung könnte er Deutschland satte 300 Milliarden Euro kosten. Hierzulande wäre die Wirtschaft laut Bertelsmann-Experten damit am meisten betroffen. Hinzu kämen noch die höheren Beitragszahlungen an die EU, wenn England als Mitgliedsland ausfällt.
Schaut man sich aktuelle Zahlen vom Februar an, so gibt es allerdings nur wenige Länder, die einen Brexit wünschen. Und auch in England stehen die Zeichen aktuell auf „pro Europa“. Gründe dafür scheint es genug zu geben.
Von Rainer Downar (@RainerDownar)