Rückverfolgbarkeit in der Praxis: Ein Leitfaden für die erfolgreiche Umsetzung in der Lebensmittel- und Getränkeherstellung

Sören Stemmle
Sören Stemmle hat International Business & Management studiert und ist seit 2016 bei Sage tätig. Als Product Marketing Manager ist er für die erfolgreiche Positionierung von HCM Produkten in Deutschland sowie die Identifizierung von Markttrends verantwortlich. Der direkte Austausch mit Kunden und Geschäftspartnern ist dabei nicht nur elementarer Bestandteil seiner Arbeit, sondern auch seine Passion.

Weltweit arbeiten Lebensmittel- und Getränkehersteller derzeit an Verbesserungen ihrer Lieferkette, nachdem die Pandemie ihnen einiges abverlangt hat. Laut IDC wollen sich dabei 96 Prozent der Lebensmittel- und Getränkehersteller besonders auf die Transparenz ihrer Lieferkette konzentrieren, wovon wiederum 51 Prozent dabei ihre gesamte Lieferkette im Blick haben.

Während der Pandemie hat die Lebensmittel- und Getränkeindustrie eine Vielzahl an Schwachstellen aufdecken können, die von Reaktionen auf den Klimawandel und Handelsspannungen bis hin zu sich ständig ändernden Vorschriften reichen. Ihr Ziel: eine bessere Vorbereitung auf diese neuen Herausforderungen und mehr Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg.

64 Prozent befürchten erhebliche Probleme aufgrund mangelnder Transparenz und Flexibilität in der Lieferkette. Und für 46 Prozent der Befragten ist Transparenz mittlerweile der zentrale Aspekt des Lieferketten-Risikomanagements (2018 waren nur 30 Prozent dieser Meinung). Man ist sich einig: Es besteht Handlungsbedarf.

Die Transparenz der Lieferkette bedarf dringender Verbesserungen. Schließlich wollen Lebensmittel- und Getränkehersteller die Kundenerwartungen in Bezug auf  Produktqualität und Compliance, also die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, erfüllen und zugleich wettbewerbsfähig bleiben.

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Auch gilt es für Hersteller, die Komplexität ihrer gesamten Lieferkette in den Griff zu bekommen – vom Versand und der Lagerung verderblicher Waren innerhalb strenger Temperaturvorgaben bis hin zu Informationen über Herkunft und Inhaltsstoffe von Produkten.

Die Rückverfolgbarkeit ist schon lange ein Thema in der Lebensmittel- und Getränkebranche, um behördliche Vorschriften besser erfüllen zu können. Technologische Fortschritte und die Tatsache, dass die Branche mittlerweile weiß, welche Kraft in Daten steckt, machen die Rückverfolgbarkeit für das tägliche Geschäft und Wettbewerbsvorteile immer wichtiger.

Wir haben für Sie die wichtigsten Punkte zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln und Getränken aus der IDC-Studie Durchgängige Rückverfolgbarkeit in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie: Von der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen bis hin zur Differenzierung im Wettbewerb zusammengefasst:

1.      Rückverfolgbarkeit verbessert die Transparenz

Bei der Rückverfolgbarkeit werden alle relevanten Daten über Inhaltsstoffe und Materialien erfasst, die für die Herstellung und den Vertrieb des fertigen Produkts verwendet wurden. In anderen Worten: Ihre gesamte Lieferkette wird nachverfolgt und dokumentiert.

Fortschritt verfolgen: Anhand von Geodaten und internen Fertigungsinformationen sehen Sie z. B., wie Produkte die einzelnen Phasen des Herstellungsprozesses durchlaufen: wo sich Produkte befinden, wer daran gearbeitet hat und wie lange es bis zur Fertigstellung dauert.

Authentifizierung verfolgen: Sie können Produkte mithilfe von Aufzeichnungen und dank einer transparenten Lieferkette identifizieren. Anhand von Daten wie Herkunftsnachweisen und Auftragsnummern können Sie Produkte mit ihren Quellen in der Lieferkette verknüpfen.

Eine gute Rückverfolgbarkeit ist nur möglich, wenn:

1) Informationen von Herstellern, Lieferanten und Händlern effektiv erfasst werden

2) die Systeme, die verschiedene Prozessschritte abdecken, vernetzt und integriert sind

Sie können die Rückverfolgbarkeit auf Ihre gesamte Lieferkette anwenden: intern für den Empfang und Eingang von Rohstoffen für die Herstellung, extern für den Vertrieb der fertigen Produkte an ihr endgültiges Ziel.

Die IDC-Studie, an der 140 mittelständische und große Unternehmen teilnahmen, sieht bei vielen Herstellern Verbesserungsbedarf bei der automatisierten Rückverfolgbarkeit:

  • 56 Prozent der Lebensmittel- und Getränkehersteller erledigen die Rückverfolgbarkeit noch manuell.
  • Bei 18 Prozent gibt es überhaupt keine systematische Rückverfolgbarkeit.

2.      Bessere Compliance mit automatisierter Rückverfolgbarkeit

Sie können die Rückverfolgbarkeit mit einem umfassenden Automatisierungs- und Steuersystem verbessern. Eine solche Komplettlösung erfasst die Daten aller Automatisierungsstufen und schickt sie an ein zentrales Manufacturing Execution System (MES) oder an das Manufacturing Operations Management (MOM).

Das MES verarbeitet sämtliche Informationen – von der ersten Automatisierungsstufe wie Füllgrad-Sensoren bis hin zu Zeitstempeln, Lieferanten oder bei der Herstellung eingesetzte Mitarbeiter. Diese Daten müssen dann in Produktionsdaten umgewandelt werden, damit der Werksleiter diese überprüfen kann.

Das MOM-System führt die Mitarbeiter durch den Prozess und sorgt dafür, dass sie ihre Aufgaben korrekt ausführen. Abweichungen oder eine Missachtung der Vorschriften werden so vermieden.

Während des gesamten Prozesses werden auch alle relevanten Daten wie Materialchargen, Mengen, Prüfergebnisse und Prozessparameter erfasst. Das gewährleistet eine lückenlose Verfolgbarkeit des Ursprungs und Verbleibs.

3.      Bessere Vorbereitung mit moderner Technologie

Es ist immer besser zu handeln, bevor Probleme entstehen. Mit Investitionen in moderne IT-Technologien wie eine ERP-Software (Enterprise Resource Planning) erhalten Sie z. B. eine lückenlose Transparenz über Ihre Betriebsabläufe.

Mit einem ERP-System können Sie jederzeit die gesamte Produkthistorie abrufen – von den verwendeten Inhaltsstoffen bis hin zu den fertigen Enderzeugnissen. Dabei können Sie den Weg eines Produkts über mehrere Standorte, Unternehmen und die jeweiligen lokalen Rechtsvorschriften hinweg verfolgen.

Anhand von Daten über die gesamte Produkt-Wertschöpfungskette wissen Sie dann:

  • von wem die Rohstoffe stammen
  • wer die Rohstoffe überprüft hat
  • aus welchen Schritten jeder Prozess bestand
  • wer das Endprodukt hergestellt und abgenommen hat
  • wer das Endprodukt versendet und geliefert hat
  • wer beim Kunden das Endprodukt geprüft hat

Solche Informationen sind nicht nur wertvoll, sondern zeigen oft auch neue Geschäftschancen auf.  Durch den Zugriff auf alle relevanten Daten über Ihren gesamten Fertigungsprozess hinweg können Sie Ihre Lieferkette vollständig analysieren. So lassen sich neue Erkenntnisse gewinnen und zahlreiche Bereiche verbessern wie:

  • Qualitätskontrolle
  • Planung und Terminierung
  • Compliance
  • Anpassung von Qualitäts- und Nachhaltigkeitsinitiativen an die tatsächlichen Bedürfnisse einzelner Märkte

Mehr Lebensmittelsicherheit und weniger Risiken

Durchgängige Rückverfolgbarkeit in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie: Von der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen bis hin zur Differenzierung im Wettbewerb
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4.      Höhere Wertschöpfung durch bessere Kundenbeziehungen

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Pferdefleisch-Skandal im Jahr 2013. Damals kam heraus, dass Produkte nicht wie angegeben Rindfleisch, sondern Fleisch unbekannter Herkunft oder Pferdefleisch enthielten. Das war ein Weckruf für die Lebensmittel- und Getränkebranche.

Heutzutage fordern Kunden und Aufsichtsbehörden zunehmend mehr Produktsicherheit und möchten umfassender als je zuvor informiert werden.

Bei einem Produktrückruf kann die Rückverfolgbarkeit nicht nur Kunden schützen, sondern auch Ihren guten Ruf. Nie zuvor galten so hohe Standards bei der Lebensmittelsicherheit und -qualität. Und Verbraucher bei diesen wichtigen Fragen zu Ihren Produkten im Unklaren zu lassen, kann den Wert Ihrer Marke dauerhaft schädigen.

Mit der Rückverfolgbarkeit lassen sich solche Risiken frühzeitig erkennen. Dank der umfassenden End-to-End-Transparenz bei der Herstellung können Sie im Falle eines Falles die Verbraucher und Geschäftspartner rechtzeitig informieren. Durch die durchgängige Rückverfolgbarkeit der Wertschöpfungskette können Sie Ihren Händlern und Partnern zeigen, dass Sie ein zuverlässiger, vertrauenswürdiger Lieferant sind. Zugleich bieten Sie damit die umfassenden Produktinformationen, die sich heutige Kunden wünschen.

Die digitale Rückverfolgbarkeit verbessert auch den Wert Ihrer Marke. Sie können z. B. damit werben, dass Ihre Produkte aus ökologisch nachhaltigen und ethisch einwandfreien Quellen stammen.

Investitionen in die Rückverfolgbarkeit sind notwendig, um gesetzliche Vorschriften zu erfüllen. Wichtig ist aber auch, damit verbundene Vorteile zu erkennen: Langfristig können Sie so auch den geschäftlichen Wert Ihrer Marke steigern.

Ein Beispiel dafür ist Ella’s Kitchen, ein britischer Hersteller von Bio-Babynahrung. Dank der lückenlosen Rückverfolgbarkeit – vom Agrarerzeuger und der Produktion bis zum Supermarktregal – zählt Ella’s Kitchen heute zu den vertrauenswürdigsten Lebensmittelmarken des Landes.

Seit der Gründung 2006 verzeichnet das Unternehmen jedes Jahr ein zweistelliges Wachstum. Alleinstellungsmerkmale wie ökologische Nachhaltigkeit und ethische Bezugsquellen lassen sich auch nutzen, um direkte Beziehungen zu Endverbrauchern über D2C-Kanäle (Direct-to-Consumer) aufzubauen.

5.      Rückverfolgbarkeit als Business Case für die digitale Transformation

Korrekte Informationen in Echtzeit sind für eine effektive Rückverfolgbarkeit entscheidend. Dafür lassen sich auch Daten in bislang getrennten Systemen einbeziehen. Mit den richtigen Benutzerrechten können Sie z. B. alle Daten unternehmensweit bereitstellen.

Digitale Reife bedeutet, dass Ihr Unternehmen bereit für den digitalen Wandel ist. Eine solche Transformation bringt klare Wettbewerbsvorteile, weil Sie stärker von neuen Cloud-Technologien profitieren. Ihr Ziel bei der digitalen Transformation sollte lauten: ständige Anpassung und eine bessere Rückverfolgbarkeit durch die Digitalisierung von Daten und Prozessen.

Allein die Einführung einer durchgängigen Rückverfolgbarkeit kann den digitalen Wandel Ihres Unternehmens stark voranbringen, weil Sie damit ein solides digitales Fundament schaffen.

Wer digitalisiert, ist optimal aufgestellt, um sämtliche Anforderungen an die Qualität, Dokumentation und Rückverfolgbarkeit zu erfüllen. Digitale Technologien schaffen zudem eine lückenlose Transparenz, die Ihnen neue Chancen eröffnet – von der Optimierung der Lieferkette bis hin zur Verbesserung des Kundenerlebnisses.

Unser Tipp: Machen Sie die Rückverfolgbarkeit zum Schwerpunkt Ihrer Wachstumsstrategie und profitieren Sie von Ihren Technologie-Investitionen.

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