Karrierewege für Spezialisten, Freigeister und Multitasker

Susann Warmbrunn
Susann Warmbrunn betreute die HCM Softwarelösungen von Sage in Deutschland.  Ihre langjährigen Erfahrungen als Personalreferent und in den Bereichen Vertrieb und Produktmanagement brachte sie stets ein, wenn es um die nachfrageorientierte Entwicklung und Vermarktung der Produkte und Services von Sage geht.
Karrierewege

New Work krempelt die Arbeitswelt um und macht auch vor klassischen Karrieremodellen nicht halt. Der Markt ist zu dynamisch, um langfristig zu planen. Hinzu kommt: Millenials und die Generationen Y und Z wollen gestalten, genießen, Gutes tun. Was sie nicht brauchen: Heute schon planen, auf welcher Karrierestufe sie in fünf, zehn und zwanzig Jahren stehen. Deshalb sind neue Karrierewege gefragt…

Planbare Karrierewege? Ein Auslaufmodell

Es wird organisatorisch anspruchsvoller. Jahrzehntelange Unternehmenstreue kommt immer seltener vor. Stattdessen wechseln Arbeitnehmer künftig häufiger die Firma oder sie schieben Phasen von Selbständigkeit ein. Das macht es für HR-Abteilungen sowohl spannender als auch schwieriger. Spannender, weil sie bei der Auswahl neuer Mitarbeiter ungewöhnliche Karrierewege ins Kalkül nehmen können. Schwieriger, weil sie mehr tun müssen, um Mitarbeiter zu motivieren und zu halten. Dazu gehören auch Karrieremodelle, die bisher nicht üblich waren.

Alte Denkmuster weit verbreitet

Doch die gibt es noch viel zu selten. Eine Kienbaum-Befragung aus dem Jahr 2018 mit mehr als 300 Personalern und Mitarbeitern besagt, dass bisher nur jedes dritte Unternehmen seinen Talenten wirklich innovative Karrierewege ermöglicht. Viele Firmen verharrten bei den klassischen, vertikalen Modellen, deren Zeit aber schon bald vorbei sei.

Karriere als Bestätigung

Mehr Ansehen, mehr Macht, mehr Geld – auf diesem Dreiklang basierte lange Zeit die klassische Karriere. Viele moderne Arbeitnehmer wollen aber mehr und anderes. Das untermauerte 2018 auch der StepStone Arbeitsreport, eine Online-Befragung von 17.000 Fach-und Führungskräften. Zwar streben rund 21 Prozent nach wie vor eine Leitungsfunktion an. 22 Prozent aber möchten vor allem Sicherheit, 16 Prozent wollen sich zu Spezialisten entwickeln und 40 Prozent brauchen einen Job, der Spaß macht. Sie schätzen ein angenehmes Arbeitsklima und Eigenverantwortung, wozu auch gehört, die eigenen Talente und Fähigkeiten einsetzen zu dürfen, um etwas zu bewegen.

Karriere für Fachkräfte, auch ohne ein Team zu leiten

Daher ist eines der ganz großen Karriere-Instrumente im HR-Bereich die Weiterentwicklung. Nicht mit der Brechstange, sondern individuell passend und im Dialog mit dem jeweiligen Mitarbeiter. Die Zahlen sind eindeutig: Mehr als 90 Prozent der Arbeitnehmer wollen im Job selbständig Entscheidungen treffen und ihn auf ihre eigene Art und Weise erledigen, sagt beispielsweise der StepStone Arbeitsreport.

Ratgeber: Karrieremodelle neu gedacht

Erfahren Sie in diesem Ratgeber:

  • Warum Karrierepfade so wichtig sind
  • Warum die Digitalisierung neue Chancen eröffnet
  • Welche Karrieremodelle gibt es
  • uvm.
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Horizontale Karrierewege

Sich persönlich weiterzubilden, die eigenen Talente zu entwickeln und neue Fähigkeiten zu erwerben – das ist der so genannte horizontale Karriereweg. Der Mitarbeiter spürt: Mein Unternehmen investiert in mich, er fördert mich, sieht meine Stärken. Seine Karriere entwickelt sich durch mehr Wissen, mehr Wertschätzung und ein breiteres Portfolio. Das Unternehmen zeigt seinen Angestellten Entwicklungspotenziale auf, selbst wenn damit keine Personal- oder Budgetverantwortung einhergeht. Entfaltung und persönliches Wachstum werden gefördert und gefordert – wunderbare Signale und die Basis für eine langfristige Mitarbeitermotivation und –bindung.

Für Freigeister und Multitasker

Eine Spielart dieses horizontalen Wegs ist das projektbasierte Karrieremodell. Unternehmen übergeben fähigen Mitarbeitern wichtige Projekte und statten sie mit Verantwortung und Kompetenzen aus. Dazu gehört zum Beispiel die Übernahme des Projektbudgets, die Erlaubnis, ausgetretene Pfade zu verlassen, Neues zu wagen und Fehler zu begehen. Vor allem viele Young Professionals schätzen die Arbeit in Projekten, weil sie spannend, abwechslungsreich und anspruchsvoll ist. Sie gibt ihnen die Möglichkeit, eigene Ideen zu verwirklichen und ihre Fähigkeiten im Multitasking, beim Planen, Durchführen und in der Qualitätssicherung unter Beweis zu stellen und zu verbessern. Je nach Größe des Projekts sind zudem unterschiedliche (temporäre) Karrierestufen möglich, vom Teilprojektleiter über den Projektmanager bis zum Projektdirektor.

Achtung: Falle

Das projektbasierte Karrieremodell funktioniert nur, wenn das Mehr an Verantwortung vereinbart und kommuniziert wird und mit mehr Spielraum einhergeht – als Karriereschritt, als hinzugewonnene Freiheit und bestenfalls mit einer Gehaltsaufstockung. Andernfalls könnte das Gegenteil erreicht werden. Die Folge: Unzufriedenheit statt Karriereschritt.

Fachlaufbahn für versierte Könner

Nicht jeder mag aber Projektarbeit. Und nicht jeder ist geeignet oder willig, Führungsverantwortung zu übernehmen. Um auch denjenigen Mitarbeitern zu einer Karriere zu verhelfen, die sich fachlich bestens auskennen, aber nicht Chef werden wollen, gibt es die Karriere für Spezialisten. Auch hier spielt die Fort- und Weiterbildung eine große Rolle – allerdings geht es um ein Spezialistentum, das sich nicht nur über gängige Workshops erlangen lässt.

Mit ganzer Kraft fürs eigene Fachgebiet

Die Karriere für Spezialisten spielt vielmehr in den Bereich Forschung und Entwicklung hinein. Wer diesen Weg einschlägt, bekommt von seinem Unternehmen die Chance, sich tief in das persönliche Fachgebiet einzuarbeiten und sein Wissen ausgiebig zu erweitern. Der große Vorteil für viele Spezialisten: Sie müssen keine Personalverantwortung übernehmen, wenn ihnen das nicht liegt. Stattdessen konzentrieren sie sich voll und ganz auf ihr Fachgebiet und bringen dem Unternehmen auf diese Weise einen Mehrwert.

Fachleute mit dem Blick fürs Unternehmen

Intern besteht die Aufgabe der Spezialisten darin, ihr Wissen an die Kollegen weiterzugeben, Innovationen anzustoßen und die Wettbewerbsfähigkeit der Firma zu sichern. Nach außen repräsentieren sie ihr Unternehmen auf ihrem Spezialgebiet, knüpfen entsprechende Netzwerke und sorgen für eine gute Reputation. Um diese hohen Ziele zu erreichen, brauchen auch die Spezialisten Rüstzeug. Sie müssen lernen, Vorträge zu halten, andere für ihre Ideen zu begeistern, ihr Fachwissen verständlich aufzuarbeiten und gegebenenfalls in Fremdsprachen mit anderen Fachleuten zu korrespondieren.

Mehr Durchlässigkeit, mehr Flexibilität

So logisch und zeitgemäß innovative Karrieremodelle auch sind, es gibt sie nicht umsonst. Sie brauchen einen strategischen Überbau, agile Strukturen, Förderprogramme und eine passende Unternehmenskultur. Nur wenn ungewohnte Karrieremodelle wirklich gewollt sind, werden sie zum Erfolg. Dazu gehört auch, dass Führungskräfte auf eigenen Wunsch hin ins zweite Glied zurücktreten dürfen und es eine große Durchlässigkeit vom einen ins andere Karrieremodell gibt.

HR-Technologien zur präzisen Planung und Förderung

Wertvolle Unterstützung bieten HR-Softwareanwendungen, mit denen die Stärken von Mitarbeitern analysiert und gezielt gefördert werden können. Die Tools helfen bei der Weiterqualifizierung und der Karriereplanung und bieten dem Unternehmen und seinen Angestellten ein hohes Maß an Planungssicherheit.

HR-Fokus Mitarbeiter-Lebenszyklus

Die Customer Experience bestimmt über Loyalität und Zufriedenheit von Kunden. Gleiches gilt für die Mitarbeitererlebnisse. Denn die sind im Kampf um gute Fachkräfte heute entscheidend. So individuell wie die Kunden sind auch Ihre Mitarbeiter. Das Konzept des „Mitarbeiter-Lebenszyklus“ ebnet deshalb als konsequente Personalisierung des Personalmanagements den Weg zu positiven Mitarbeitererlebnissen. Wir stellen das Konzept in unserem HR-Fokus vor und beleuchten verschiedene HR Aufgaben unter diesem Gesichtspunkt.

Um alle Beiträge der Reihe zu sehen, klicken Sie bitte auf  „Mitarbeiterlebenszyklus“ unter den folgenden weiteren Themen:

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