Die Nachfolge eines Unternehmens anzutreten, ist ein komplexes Unterfangen, egal, ob innerhalb eines Familienbetriebs oder durch externe Übernahme. Denn neben der neuen Rolle als Geschäftsführer gilt es, das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen und die Unternehmenskultur und -prozesse zukunftsfähig zu gestalten. Welche Kompetenzen sind für dabei unverzichtbar? Im Interview verraten Nachfolge-Experten, auf welche Skills und Fähigkeiten sie Wert legen, warum starke Nerven so wichtig und Fehler trotzdem erlaubt sind.
„Nur wenn ich mich selbst bewusst und klug führe, kann ich andere gut führen“
Lioba Heinzler berät seit über 15 Jahren Unternehmer und insbesondere Unternehmerinnen bei der Nachfolge, auch beim jährlich stattfindenden Nationalen Aktionstag zur Unternehmensnachfolge durch Frauen.
„Starke Nerven und eine gewissen Leistungsbereitschaft sind gefragt“
Matthias Mende: Im Grunde muss man als Unternehmensnachfolger einen ganzen Blumenstrauß an Eigenschaften mitbringen. Nachfolger benötigen auf jeden Fall Organisationstalent, Zeitmanagement, Geduld, Flexibilität und einen privaten Rückhalt, zum Beispiel durch die Familie oder Freunde. Sie sollten in der Lage sein, sich kritisch zu hinterfragen und die Augen für neue Chancen offen zu halten. Auf der einen Seite sind starke Nerven und eine gewisse Leistungsbereitschaft gefragt, denn mit einem Acht-Stunden-Tag ist die Geschäftsführung nun mal nicht getan. Andererseits ist es aber auch wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen. Das halte ich für sehr schwierig als Selbständiger, eine „Work-Life-Balance“ ist eine eher romantische, schwer umsetzbare Vorstellung. Die Gefahr der Selbstausbeutung ist hoch. Da hilft es, eine starke Vision zu entwickeln.
Nach seiner Laufbahn als Bundesoffizier entschied sich Matthias Mende für den Sprung ins kalte Wasser und hat das Unternehmen Frame Design Mende übernommen, bei dem er vor Jahren als Kunde eigentlich nur Bilderrahmen bestellen wollte.
„Nicht nur die Fach- und Branchenkenntnis ist wichtig, sondern auch das unternehmerische Skillset“
Dinah Spitzley beschäftigt sich am Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (FIF) intensiv mit der nächsten Generation in deutschen Familienunternehmen.
„Man darf sich selbst und auch anderen Fehler zugestehen“
Beatrice Rodenstock stammt selbst aus einer Unternehmerfamilie in 5. Generation. Sie berät seit 2011 mit der Rodenstock-Gesellschaft für Familienunternehmen (RGFU) in Seminaren, Coachings und Vorträgen zum Thema Unternehmensnachfolge.
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