Staffel 2: Produktivität - Potenziale freisetzen

Matt «Mills» Miller Mitbegründer der ustwo-Studios

Für Top-Ergebnisse: Vertrauen Sie in die Eigenkompetenz Ihres Teams

Bei mir wurde mit Anfang 40 ADHS diagnostiziert. Sie können mir also glauben, wenn ich behaupte: Regeln zu befolgen, ist nichts für mich. Und eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, lautet: Wenn Sie die Produktivität Ihres Teams erhalten wollen, müssen Sie die Regeln lockern.

Ausprobieren? Ja bitte!

Mich hat man früher als „Chief Wonka“ bezeichnet, in Anlehnung an Willy Wonka, dem exzentrischen Gründer einer Schokoladenfabrik aus Roald Dahls Kinderbuch „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Sie erinnern sich vielleicht noch an die Verfilmung von Tim Burton. Ich fuhr mit dem Roller herum, ich hatte ein Spielhaus für Kinder als Büro und trug bei Interviews Perücken. Damit wollte ich zeigen, wie wichtig Spielen ist. Und das Team sollte wissen, dass ich nicht wollte, dass wir wie die anderen sind. Ich wollte, dass wir nie in Frage gestellt werden. Ich wollte, dass unser Output Ausdruck unserer Kultur ist. Dies ist ein vollkommen anderer Ansatz als in vielen Unternehmen, der beim Team starkes, anhaltendes Engagement erzeugt hat.

Wenn man Mitarbeitern erlaubt, etwas auszuprobieren, sind sie meiner Meinung nach eher bereit, offen über ihre Ideen zu sprechen. Denn durch diesen spielerischen Ansatz entsteht eine Atmosphäre, in der nichts undenkbar ist. Ihr Team ist dann entspannter und Meetings werden viel fruchtbarer und konstruktiver.

Schaffen Sie ein flexibles Arbeitsumfeld

Sie müssen ein Umfeld schaffen, in dem auch Sie gern arbeiten möchten – ein Arbeitsklima, in dem Sie sich wohlfühlen und sich gut konzentrieren können. Bleiben Sie dabei flexibel. Wir haben irgendwann unser Entwicklerteam ins Obergeschoss „verbannt“. Vorher saßen unsere Entwickler unten nahe dem Eingangsbereich, wo auch Kunden ein- und ausgingen. So konnten wir zwar zeigen, wie kreativ und innovativ es bei uns zuging, aber die Arbeit litt unter den ständigen Unterbrechungen. Das Obergeschoss war die Lösung: Dort hatte das Team nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Zeit zum Arbeiten, Experimentieren und „Herumspielen“. Und das hat ihre Produktivität enorm verbessert! Wenn Sie Ihren Mitarbeitern die Freiheit geben, kreativ zu sein und viele Ideen zu entwickeln, können sie klarer darüber nachdenken, wie sie mit ihrer Arbeit zum Erfolg beitragen.

Manchmal lohnt es sich, hin und wieder etwas Neues auszuprobieren oder eingefahrene Routinen zu verlassen, um frischen Wind ins Team zu bringen. Dafür müssen Sie nicht einmal die Büromöbel umstellen. Sie könnten z. B. das nächste Meeting an einem ungewöhnlichen Ort in lockerer Atmosphäre abhalten. Wie wäre es an einem See, im Park oder in einem Museum? Wenn es etwas inoffizieller zugeht, kommt es leichter zu intensiven Gesprächen – und das fördert die Kreativität.

Ihr Kompass: Schreiben Sie auf, worum es wirklich geht

Denken Sie daran: Sie sind dafür zuständig, andere zur Produktivität zu motivieren. Es ist Ihre Aufgabe, den Enthusiasmus, den Hype und die Konzentration Ihres Teams aufrechtzuerhalten. Warum verfassen Sie nicht eine Liste mit den wichtigsten Punkten, die Ihr Team (und Sie selbst) an das eigentliche Ziel erinnert? Darauf können Sie dann immer wieder wie auf einen Kompass zurückgreifen, wenn es nötig ist. Hier ein paar Beispiele für einige Punkte, die auf Ihrer „Kompass-Liste“ stehen könnten: Warum machen wir etwas so, wie wir es machen? Warum wurde unsere Firma gegründet? Was wollen wir erreichen? Was sind unsere Ideale?

Hängen Sie diese Liste im Pausenbereich auf oder schicken Sie sie bei „Produktivitäts-Flauten“ in einer Rund-Mail an alle Mitarbeiter. Das wird Ihrem Team helfen, sich wieder zu engagieren und zielorientierter zu arbeiten. Und wenn Sie Alleinunternehmer oder Freiberufler sind: Schicken Sie Ihre Liste eben an sich selbst.

Vertrauen Sie in die Eigenkompetenz Ihres Teams

Das ist das wichtigste Erfolgsgeheimnis, wenn Sie Außergewöhnliches erreichen wollen. Wenn Sie die richtigen Bedingungen geschaffen haben und Ihr Team mit Engagement und Begeisterung bei der Sache ist, müssen Sie es nicht an die Hand nehmen und jeden Schritt begleiten.

Produktiv zu sein bedeutet für mich, wirklich von dem überzeugt zu sein, was man macht – und anderen Vertrauen zu schenken und ihnen zu erlauben, spielerisch an Aufgaben heranzugehen und auch Unkonventionelles auszuprobieren. Ebenfalls wichtig: Erwarten Sie nicht, dass Ihr Team einen Erfolg nach dem anderen produziert. Geben Sie nicht auf, wenn es mal nicht rund läuft. Es geht um Durchhaltevermögen und darum, wie Sie die Motivation und eine positive Dynamik im Team aufrechterhalten. Diese Entschlossenheit und diese Überzeugung ist quasi Ihr „Nordstern“, der Ihnen beim Navigieren hilft, wenn plötzlich Hindernisse auftauchen. Und wissen Sie was? Das alles gehört zum Prozess und zum Erfolg dazu.