In allem liegt eine Chance: Wie Sie durch Improvisieren produktiver werden

Improvisieren und produktiv arbeiten – das klingt zuerst wie ein Widerspruch. Denn normalerweise verbinden wir Improvisieren nicht unbedingt mit unserem Arbeitsalltag. Was schade ist. Ob im Beruf oder im Privaten, in unserer chaotischen Welt garantiert ein Plan allein nicht, dass Sie am Ende Ihr Ziel erreichen.

Besser ist es, wenn Sie mehr improvisieren. Denn ohne ein gewisses Maß an Improvisation werden Sie wahrscheinlich gar nicht vorankommen. Leider haben wir uns so an die Vorstellung gewöhnt, dass unsere Arbeit nach strukturierten Zeitplänen und vorgegebenen Zielen erledigt werden sollte. Und dabei haben wir die Bedeutung der Improvisation vergessen.

Wenn wir uns also von unserer üblichen zielorientierten Herangehensweise verabschieden, ist das gar nicht so abwegig, wie es zuerst klingen mag. Sie müssen Ihre Pläne und Ziele nicht aufgeben, sollten sich aber auch nicht davon einschränken lassen. Wenn Sie lernen zu improvisieren, gewinnen Sie neue Energie, können Ihre Stimmung beeinflussen und Ihre Kreativität einbringen. Und das alles brauchen Sie zur Lösung schwieriger Situationen, um neue Ideen zu finden und letztlich produktiver zu sein.

Wie gesagt: In allem liegt eine Chance

Damit Ihre Arbeit vom Improvisieren profitiert, müssen Sie zuerst verstehen, dass in allem eine Chance liegt. Sie müssen diese Chance nur erkennen und dann Ihre vorhandenen Möglichkeiten richtig nutzen. Wenn Sie eher bereit sind, sich auf die aktuellen Gegebenheiten flexibel einzustellen – und genau das lernen Sie durch Improvisieren –, werden Sie Ihre verfügbaren Ressourcen besser einsetzen (statt darüber nachzudenken, was alles nicht geht oder was Ihrem Team fehlt).

Improvisieren funktioniert einfach und ohne große Tricks. Es ist weder kompliziert noch besonders schwierig. Das Prinzip dahinter ist leicht zu verstehen, schnell zu erlernen und praktisch immer anwendbar. Sie müssen nicht hart an Ihrer Improvisationstechnik arbeiten, sondern sich nur regelmäßig die drei Grundgedanken in Erinnerung rufen: Achten Sie auf mehr, lassen Sie los und machen Sie sich alles zunutze.

Es gibt keine Regeln

Diese Grundgedanken lassen sich in beliebiger Kombination und Reihenfolge uneingeschränkt verwenden. So, wie Sie es für richtig halten. An jedem Punkt und in wirklich jeder Situation können Sie sich fragen: „Habe ich etwas übersehen?“ (Auf mehr achten) „Woran sollte ich nicht mehr festhalten?“ (Loslassen) „Welche Möglichkeiten und Ressourcen habe ich zur Verfügung?“ (Alles zunutze machen).

So werden Sie leichter die vielen Chancen und Alternativen erkennen, die in jeder Situation liegen. Alles, was Sie tun müssen, ist offen dafür sein und danach zu suchen. Und dadurch werden Sie wirklich kreativ. Wie seltsam oder schwierig Ihr Vorgehen dabei auch sein mag – Sie werden so das Potenzial erkennen, das in der aktuellen Situation liegt. Ihre Bereitschaft, Fehler, Probleme oder Irrtümer als neue Chancen zu begreifen und zu Ihrem Vorteil zu nutzen, wird Ihre kreative und produktive Entschlossenheit stark verbessern.

Das könnte dann im Arbeitsalltag so aussehen: Wenn Sie Ihr Team zu einem Meeting einladen, haben Sie wahrscheinlich eine wage Vorstellung über den Ablauf – aber Ihre Tagesordnung ist nur der Ausgangspunkt. Damit sind Sie offen dafür, dass das Treffen auch ganz anders verlaufen kann.

Hinterfragen Sie Annahmen

Wenn Sie den Teilnehmern bei einem Meeting keine starre Tagesordnung aufdrücken, sondern ihnen mehr Freiraum lassen, werden Sie automatisch auf mehr achten . Zum Beispiel, ob sich die Diskussion in die richtige Richtung entwickelt. Oder ob Ihr Team genug Input gibt. Ob die richtigen Mitarbeiter einbezogen wurden. Oder ob etwas vielleicht zu extrem ist oder am Thema vorbei geht. Das wiederum ermutigt Sie dann zum Loslassen : Sie verabschieden sich von Ihrer Vorstellung, wie das Meeting verlaufen sollte. Dadurch haben Sie die Chance, über das Gesagte oder besprochene Themen nachzudenken und können sich vielleicht sogar alles davon zunutze machen . Jemand könnte eine Nebenbemerkung gemacht haben, aus der sich ganz neue Aspekte ergeben.

Denken Sie stets daran: In allem liegt eine Chance. Wenn Sie diesen Grundsatz beherzigen, gelangen Sie leichter zu einer Neubewertung der Situation. Sie müssen nicht an altbewährten Vorgehensweisen festhalten. Nur weil etwas „immer so gemacht“ wurde, heißt das nicht, dass das so bleiben muss. Was auch immer Ihr Job mit sich bringt, suchen Sie nach neuen Methoden. Sprechen Sie z. B. mit nicht unmittelbar Beteiligten, um deren Standpunkt kennenzulernen. Achten Sie in jeder Situation auf beiläufige Bemerkungen. Vielleicht liegt darin ja ein interessanter Lösungsansatz? Und nicht vergessen: Stellen Sie Annahmen und den Status quo unablässig infrage. Nichts ist in Stein gemeisselt. 

Improvisation für Führungskräfte

Vom Improvisieren profitiert jeder in einer leitenden Funktionen, wenn es um die eigentliche Führungsarbeit geht – auf allen Unternehmensebenen. Wenn Sie anderen Aufmerksamkeit schenken, ihre Beiträge erwägen, umsetzen oder ergänzen, ist das für Ihr Team hochmotivierend. Das kann Ihre Führungsarbeit grundlegend verbessern, weil Sie jetzt Ihre Mitarbeiter zu Herangehensweisen inspirieren und ermutigen, die sie normalerweise nicht verfolgen oder die für Ihr Team neu sind.

Wichtig: Beim Improvisieren wird nicht vorher jemand bestimmt, der das Team dabei leiten soll. Einzelne bringen sich ein oder nehmen sich zurück, wie es die Situation verlangt und wie es zu ihren individuellen Fähigkeiten oder Sichtweisen passt. Gleiches gilt bei der Arbeit – wenn das Team gut zusammenarbeitet. Jeder hat die Chance (und manchmal auch die Pflicht), die Führungsrolle zu übernehmen. Improvisation fördert ein Arbeitsklima, in dem Zusammenarbeit wirklich praktiziert wird: Jeder kann etwas beitragen, alle bringen sich aktiv ein und alle werden einbezogen. Und das ist die Voraussetzung für ein hochproduktives Team.

Improvisieren fördert neue Herangehensweisen

Durch Improvisieren können Sie jede Situation meistern, die an einem Arbeitstag auf Sie zukommt. Geschehene Fehler und Missgeschicke werden zu „Chancen“, aus denen Sie lernen können (statt einen Schuldigen zu suchen). Wir Menschen sind von Natur aus reaktionsschnell und können improvisieren. Und das gilt auch bei der Arbeit. Für ein wirklich gutes Meeting (oder Gespräch) müssen sich die Beteiligten von der Tagesordnung lösen, einander zuhören, aufeinander eingehen sowie Ideen der anderen aufgreifen und weiterführen. Und für all das muss man improvisieren können.

Wenn Sie kreativ und produktiv sein wollen, denken Sie nicht, dass Sie noch sorgfältiger und detaillierter planen und mehr kontrollieren müssen. Erlauben Sie sich stattdessen, zu improvisieren und etwas anders zu machen. Sie werden feststellen, dass Sie die gewünschten Ergebnisse viel leichter als gedacht erzielen.