Staffel 3: Resilienz - Unternehmen nachhaltig aufbauen

Jon Khoo Head of Sustainability (Europa und Asien) bei Interface

So klappt Ihr Einstieg in die Kreislaufwirtschaft

Die Natur kennt keine Verschwendung: Was für ein ökologisches System Abfall ist, ist für das andere ein wertvoller Rohstoff. So funktioniert unsere Welt seit jeher.

Sie wollen Ihr Unternehmen nachhaltiger gestalten? Sehr gut! Hier ein paar Tipps, womit Sie am besten anfangen: Abfallreduzierung, längere Produktlebenszyklen, Recyclingfähigkeit und Wiederverwendung von Materialien. All diese Maßnahmen sind gute Einstiegspunkte in die Nachhaltigkeit und gehören zu dem, was allgemein als „Kreislaufwirtschaft“ oder auch „zirkuläre Wirtschaft“ bezeichnet wird.

Kreislaufwirtschaft kurz erklärt

In ihrem Buch Welcome To The Circular Economy definiert die Design-Thinking-Expertin Claire Potter die Kreislaufwirtschaft als „ein System, in dem in einem endlosen Zyklus und ohne Qualitätsverlust aus Materialien Ressourcen werden, die dabei unterschiedlichste Formen annehmen können. Alles wird verwendet, nichts verschwendet. Abfall wird komplett vermieden, weil wir alles, was wir herstellen und nutzen, noch gebrauchen können.“

Den Unterschied zum klassischen Wirtschaftssystem beschreibt die Ellen MacArthur Foundation auf treffende Weise: „Während die Wirtschaft heute linear funktioniert – wir bedienen uns bei natürlichen Rohstoffen, stellen Produkte her und werfen sie irgendwann weg –, vermeiden wir bei der Kreislaufwirtschaft Abfall von vornherein.“

Vorteile für Hersteller

Für Hersteller ist die Vermeidung und Wiederverwendung von Abfall für Produkte eine hervorragende Möglichkeit, die Rohstoffkosten zu senken, den Umsatz zu steigern und die CO2-Emissionen von Lieferanten und Kunden zu reduzieren.

Interface ist vor allem für seine Teppichfliesen bekannt. Wenn Sie in Europa oder Amerika leben, sind Sie wahrscheinlich schon einmal über unsere Bodenbeläge gelaufen. Wir erkannten in den 90er Jahren, dass unsere Produkte durch die stärkere Verwendung von Recyclingmaterial umweltfreundlicher werden. Und wir wussten: Wenn wir Teppichgarn (daraus besteht die weiche Oberfläche einer Teppichfliese) mit einem höheren Recyclinganteil verwenden, würden wir den CO2-Fußabdruck unserer Teppichfliesen sukzessive reduzieren können.

Finden Sie Geschäftspartner, die neue Wege gehen wollen

Als wir bei unseren Hauptlieferanten nachfragten, ob sie auch recycelte Materialien im Programm hätten, bekamen wir zu hören, dass das für sie nicht interessant sei, da es keine Nachfrage von größeren Kunden gab. Also mussten wir andere Lieferanten finden, die zukunftsorientierter dachten und bereit waren, den Status quo infrage zu stellen. Letztlich fanden wir zwei kleinere Anbieter – Aquafil und Universal –, die es einmal mit Recyclingmaterial versuchen wollten.

Beide erkannten das Potenzial zum Alleinstellungsmerkmal, das in nachhaltigerem Garn steckte, und haben in den nächsten 25 Jahren kontinuierlich Innovationen entwickelt, um den Recyclinganteil ihrer Garne zu erhöhen. Heute besteht das ECONYL-Garn von Aquafil aus 100 Prozent Recyclingmaterial, das aus unterschiedlichsten Nylonabfällen gewonnen wird – von Stoffresten von Badebekleidung bis hin zu Autoteilen und ausgemusterten Fischernetzen.

Wir mussten also unsere Lieferkette umstellen, um Partner zu finden, die die Zukunft des Marktes richtig einschätzten. Für diese beiden innovativen Anbieter hat sich die Bereitschaft zur Veränderung gelohnt: Weil sie unsere Umweltschutzziele teilen, sind sie seitdem unsere Hauptlieferanten. Und mit unserem Erfolg sind ihre beiden Unternehmen ebenfalls gewachsen.

Kreislaufwirtschaft für Dienstleistungen

Sie sind kein Hersteller, sondern Dienstleister? Was bedeutet Kreislaufwirtschaft dann für Sie?

Für jedes Unternehmen sind die eigenen Büros ein guter Ausgangspunkt, um auf die Kreislaufwirtschaft umzustellen. Vielleicht haben Sie einige der folgenden Ideen schon umgesetzt. Es gibt schließlich viele Überschneidungen zwischen der Kreislaufwirtschaft und dem, was nach gesundem Menschenverstand Sinn ergibt.

Einige Beispiele:

  • Abfallreduzierung: Die Verwendung von Gläsern und Porzellantassen statt Papier- oder Kunststoffbecher ist ein gutes Beispiel dafür, wie Sie Abfall vermeiden können.
  • Produkte mit hohem Recyclinganteil: Auch im Servicebereich oder in Büros gibt es jede Menge Produkte, bei denen Sie auf einen hohen Anteil Recyclingmaterial achten können, z. B. bei Arbeitskleidung wie Mitarbeiteruniformen, Papier, Fußbodenbelägen oder Büromöbeln.
  • Lange Haltbarkeit oder Leasing: In einigen Märkten bietet Signify einen Beleuchtungsservice an, der nicht nur ressourceneffizienter ist, sondern auch Geld sparen kann.
  • Reparaturfähigkeit oder lange Lebensdauer: Büromöbel können aufgearbeitet und in einem anderen Unternehmen Einsatz finden. So lassen sich auch neue Arbeitsplätze und Fortbildungsangebote schaffen. Mein Tipp: Erkundigen Sie sich bei Ihrer Industrie- und Handelskammer nach Betrieben, die gebrauchte Büroausstattung aufarbeiten oder wiederverkaufen. Vielleicht gibt es in Ihrer Region ja gemeinnützige Einrichtungen, bei denen Sie mit einer Möbelspende zu einem guten Zweck beitragen. Auch die Stadtreinigungsbetriebe können oft weiterhelfen.

Klingt interessant? Informieren Sie sich!

Wenn Sie im Internet nach Stichworten wie „Nachhaltigkeit für Dienstleistungen“ suchen, finden Sie viele interessante Publikationen und Studien zum Thema. Zwei Lesetipps: „Nachhaltiges Management“ – ein Leitfaden für die Entwicklung nachhaltiger Dienstleistungen von Hannah Wittig und Ludwig Karg, und „Sustainable Marketing Management“ von Manfred Bruhn zu Wettbewerbsvorteilen durch Nachhaltigkeit in Dienstleistungsangeboten.