Staffel 2: Produktivität - Potenziale freisetzen

Grace Marshall Coach, Autorin und Produktivitäts-„Ninja“

Besser arbeiten: Bringen Sie Ihr ganzes Potenzial ein

Produktivität bedeutet für die meisten, möglichst viel zu erledigen, effizient das Beste aus unserer Zeit zu machen und erfolgreich Aufgaben von unserer ständig wachsenden To-do-Liste zu streichen. Aber so leisten wir als Menschen nicht unsere beste Arbeit. Wir sind schließlich keine Maschinen, die jeden Tag gleich „funktionieren“. Jeder von uns ist anders und bringt unterschiedlichste, individuelle Fähigkeiten mit, die uns als Menschen auszeichnen. Und das Beste daran: In Zeiten, in denen Technologien immer effizienter werden, sind es genau diese menschlichen Fähigkeiten, auf die es immer mehr ankommt. Besonders, wenn es um die Produktivität geht.

Sie haben es in der Hand: Treffen Sie bessere Entscheidungen

Bei Produktivität geht es nicht darum, alles zu erledigen. Wenn Sie das versuchen, werden Sie wahrscheinlich das Gegenteil erreichen und immer unproduktiver werden.

Haben Sie schon einmal versucht, eine viel zu lange To-do-Liste abzuarbeiten? Nach welchen Kriterien wählen Sie dabei die Aufgaben aus? Wenn wir möglichst viel erledigen wollen, wird uns schnell alles zu viel, und wir fühlen uns von der Masse der Aufgaben schlichtweg überwältigt. Oft picken wir dann die einfachsten Aufgaben heraus oder beantworten schnell alle dringenden Anfragen in unserem Posteingang, statt uns an größere, strategischere Punkte auf unserer Liste heranzuwagen.

Wenn uns eigentlich alles zu viel ist, wollen wir dieses unangenehme Gefühl möglichst schnell wieder loswerden. Wer fühlt sich schon gern überfordert? Also machen wir irgendetwas – ohne uns zu fragen, ob wir überhaupt an den richtigen Dingen arbeiten. Wir konzentrieren uns dann mehr auf die Quantität als auf die Qualität. Und wollen uns aktiv fühlen, wobei wir die Ergebnisse aus dem Blick verlieren.

Aber nur wenn wir nicht mehr versuchen, „alles“ zu erledigen, können wir die richtigen Prioritäten setzen. Weil wir dann erkennen, was wirklich der Mühe wert ist. Und wofür wir unsere begrenzte Energie am besten nutzen sollten.

Echte Arbeit oder Beschäftigungstherapie?

Echte Arbeit erkennen Sie daran, dass Sie damit Ihren Zielen näher kommen. Und dann gibt es noch die vielen anderen Aufgaben, die uns eigentlich nur auf Trab halten. OK, wir sind beschäftigt. Aber das war‘s dann auch schon.

Wenn Ihre To-do-Liste endlos ist und Sie regelmäßig in eine innere Schockstarre verfallen lässt, fragen Sie sich einmal: „Was davon ist echte Arbeit? Welche ein oder zwei Punkte werden das meiste bringen? Die größte Wirkung?“ Das sind dann die Aufgaben, die Priorität haben sollten.

Als Nächstes fragen Sie sich: „Was davon ist reine Beschäftigungstherapie?“ Bei welchen zehn Mini-Aufgaben würden Sie sich zwar produktiv fühlen, wenn Sie sie abhaken könnten – hätten dann aber keine Zeit, sich an die echte Arbeit zu machen? Diese Aufgaben sollten Sie ablehnen, delegieren oder von Ihrer Liste streichen.

Das kann z. B. ein Meeting sein, das auch ohne Sie stattfinden kann. Oder ein Projekt, mit dem Ihr Team eigentlich gut zurechtkommt, aber Sie bei den E-Mails auf CC stehen und ständig versucht sind, Ihren Input einzubringen. Oder die endlose Bearbeitung und Optimierung eines Produkts oder Leistungsangebots, statt es endlich auf den Markt zu bringen?

Schaffen Sie Raum für menschliche Arbeit

Welchen menschlichen Wert bringen Sie in Ihre Arbeit ein? Sind es Ihre kreativen Ansätze? Ihre Energie, die andere begeistert und motiviert? Ihr genauer Blick fürs Detail? Oder Ihre kritische Entscheidungsfindung?

All diese Qualitäten erfordern mehr als nur „Zeit“. Sie müssen dazu auch in der Lage sein und über die inneren Ressourcen verfügen: Ihre Fähigkeit, klar zu denken und gute Entscheidungen zu treffen. Ihr emotionales Feingefühl, die Stimmung in einem Raum wahrzunehmen, andere zu motivieren und Beziehungen aufzubauen.

Wenn Sie das nächste Mal überlegen, ob Sie zu diesem Meeting oder dieser zusätzlichen Aufgabe Ja sagen sollten, fragen Sie sich nicht nur, ob Sie die Zeit haben – fragen Sie sich auch, ob Sie die intellektuelle oder emotionale Energie haben, die diese Aufgabe von Ihnen verlangt.

Denken ist die eigentliche Arbeit!

Sie haben wahrscheinlich schon bemerkt, dass es bei diesen Tipps mehr darum geht, nachzudenken als sofort zur Tat zu schreiten. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Bei meinen Workshops höre ich immer wieder, dass sich viele nicht die Zeit zum Nachdenken nehmen, weil sich das nicht wie Arbeit „anfühlt“.

Aber als Wissensarbeiter ist Denken die beste Arbeit, die wir leisten können. Für viele von uns gilt: Je mehr wir nachdenken, desto weniger müssen wir tatsächlich tun – und desto zielgerichteter, wirkungsvoller und befriedigender wird unsere Arbeit. Das ist für mich echte Produktivität!