Staffel 2: Produktivität - Potenziale freisetzen
Leicht können alle: Wie wir durch Schwierigkeiten besser, gründlicher und produktiver arbeiten

Schnelle Lösungen, schnelle Erfolge und möglichst effizient – so lautet das Mantra der heutigen Arbeitswelt. Kein Wunder, dass sich viele von uns gar nicht mehr trauen, offen darüber zu sprechen, wenn wir Schwierigkeiten haben. Geht etwas schief, betrachten wir das als Störfaktor oder ein weiteres Problem, das es zu lösen gilt. Aber was ist, wenn wir solche Situationen grundlegend falsch einschätzen? Was, wenn Konflikte und Schwierigkeiten gar nicht das Gegenteil von Produktivität sind? Sondern tatsächlich dazu führen, dass wir richtig gute Arbeit leisten?
Intelligenter, mutiger und stärker arbeiten
Wenn wir bei einer Aufgabe kaum vorankommen, fühlt sich das meistens nicht besonders produktiv an. Wir denken, wir haben uns verrannt, alles scheint festgefahren und wir sind überzeugt: Irgendetwas läuft hier richtig schief. Und dann machen wir uns auch noch Sorgen, dass mit uns etwas nicht stimmt. Vielleicht sollten wir zielorientierter, motivierter, engagierter sein? Oder sind wir einfach nicht gut genug?
Diese Art von Selbstkritik ist vor allem eines: einseitig. Oft lassen wir dabei nämlich wichtige Aspekte außen vor. Was ist, wenn das, womit Sie gerade zu kämpfen haben, dazu führt, dass Sie Ihre Arbeit künftig intelligenter gestalten? Und daraus dann sehr gute Ergebnisse hervorgehen, die Sie richtig weiterbringen? Oder vielleicht sogar Ihr bestes Projekt überhaupt? Sie merken schon: Das alles läuft auf ein vollkommen anderes Mindset hinaus – und eine grundlegend andere Bewertung von so genannten „Schwierigkeiten“.
Worin liegt die Chance?
Beginnen wir mit Scheitern und Fehlern. Viele Erfolge und Errungenschaften sind tatsächlich das Ergebnis davon, dass etwas schief gelaufen ist. Wie Thomas Edison schon sagte: „Ich bin nicht gescheitert, sondern habe gerade 10.000 Wege gefunden, die nicht funktionieren.“ Viele Unternehmer haben Ähnliches erlebt, wenn aus erfolgreich bewältigten Herausforderungen letztlich Erfolge wurden. Die Ausdauer und Beharrlichkeit, trotz vieler Fehlschläge nicht aufzugeben, ist nicht nur bewundernswert, sondern womöglich der Schlüssel zum Erfolg. Vielleicht gehört es einfach dazu, dass wir so viele Fehler machen müssen, bis wir endlich die richtige Lösung finden.
Was ist, wenn uns genau diese Fehler weiterbringen und daraus neue Ideen entstehen? Dazu müssen Sie Folgendes wissen: Unser Gehirn hat es gern bequem. Es bevorzugt das Vertraute. Und wenn wir die Wahl haben, bleiben wir oft bei dem, was wir schon kennen. Oft sind wir erst dann bereit, etwas Neues auszuprobieren, wenn etwas schief geht oder nicht mehr funktioniert. Vielleicht ist Scheitern also keine Option, sondern eine Notwendigkeit.
Vertrauen Sie dem Prozess
Kennen Sie das berühmte Zitat von Albert Einstein: „Wir können unsere Probleme nicht mit der gleichen Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“? Innovationen gehen selten daraus hervor, dass man dasselbe einfach besser macht. Ein Erfinder weiß, dass Neues nur entsteht, wenn er von der Norm abweicht. Und ein Innovator weiß, dass das Infragestellen des Status quo oft zu Durchbrüchen führt. Allerdings warten die meisten von uns jetzt nicht unbedingt im Arbeitsalltag darauf, dass endlich mal etwas schief geht oder sich ein Durchbruch wie von selbst ergibt.
Meistens passieren Fehler, wenn wir gar nicht damit rechnen. Und damit weichen wir dann ungewollt von der Norm ab. Solche schwierigen Situationen stellen unsere Arbeitsplanung plötzlich völlig auf den Kopf und zwingen uns zum Umdenken. Und genau das ist mit dem Satz „Vertrauen Sie dem Prozess“ gemeint. Elizabeth Gilbert bringt es in ihrem Buch Big Magic auf den Punkt: „Frustration ist keine Unterbrechung Ihres Prozesses, Frustration ist der Prozess.“
Was steht Ihnen gerade im Weg? Ein Hindernis, dass Sie irgendwie umgehen müssen? Neue Vorgaben, die mehr Einschränkungen bedeuten? Unterbrechungen oder Komplikationen, die Sie nicht bedacht hatten? Die alles entscheidende Frage ist: Welche neue Idee könnte sich daraus ergeben?
Schwierigkeiten sind Chancen, durch die wir wachsen
Wenn wir daran gewöhnt sind, dass wir unser Metier gut beherrschen, sind wir produktiv. Wir empfinden dann eine gewisse Leichtigkeit und sind voller Selbstvertrauen. Wann immer wir uns weiterentwickeln – ob beim Ausbau unseres Geschäfts, wenn wir eine neue Aufgabe übernehmen oder in neue Märkte expandieren –, können wir plötzlich vor neuen Herausforderungen stehen und uns überfordert fühlen.
Und dann sind wir versucht, an dem festzuhalten, was wir kennen und was uns vertraut ist. Das ist der Grund, warum frisch beförderte Manager oft ihre Führungsaufgaben vernachlässigen und manche Unternehmensgründer sich schwer damit tun, die Kontrolle abzugeben: Sie sind einfach gewohnt, alles selbst zu machen. Wenn wir unsere Komfortzone verlassen, liegt die wahre Produktivität in dem, was sich nicht einfach oder effizient anfühlt. Das liegt daran, dass wir ein Risiko eingehen und uns bewusst ist, dass wir wahrscheinlich dabei Fehler machen werden. Aber nur wenn wir uns herausfordern, können wir uns auch weiterentwickeln.
Schwierigkeiten sind gut – weil sie uns produktiver machen
In der Geschäftswelt suchen wir ständig nach Chancen für mehr Wachstum und Innovationen. Produktivität bedeutet in diesem Kontext aber mehr, als nur schneller und härter zu arbeiten: Wir müssen offen für interessante Innovationen sein, die uns viel weiter bringen als das schrittweise Verbessern unserer Effizienz. Mein Tipp: Damit das gelingt, schenken Sie Ihren Schwierigkeiten besondere Aufmerksamkeit. Es sind die Abweichungen von der Norm, durch die Innovationen entstehen – und die Störungen unserer Routinen, die uns neue Chancen aufzeigen. Schwierigkeiten sind ein Zeichen dafür, dass wir uns weiterentwickeln, neue Fähigkeiten erlernen und einen Nerv getroffen haben. Wir sind also absolut auf dem richtigen Weg.