Staffel 2: Produktivität - Potenziale freisetzen

Madeleine Dore Autorin, Interviewerin und Podcasterin

Wie wir den Moment richtig nutzen

In unserer produktivitätsbesessenen Gesellschaft steigt und fällt unser Selbstwertgefühl oft mit dem, was wir tun.

Das kann dazu führen, dass wir unerledigte Punkte auf unserer To-do-Liste als Misserfolge bewerten.

Aber in jedem Tag steckt so viel mehr als nur das, was wir erreicht haben. Produktivität ist nur eines der vielen Nebenprodukte eines guten Lebens – Zusammenhänge erkennen, Neues lernen, Beziehungen pflegen und alle Erfahrungen, die wir von morgens bis abends machen, gehören ebenfalls dazu.

Um unsere Bewertung eines Tages grundlegend zu ändern, können wir damit beginnen, nicht den ganzen Tag optimal nutzen zu wollen, sondern uns auf den Moment konzentrieren. Wie gehen Sie das am besten an?

Der Minuten-Trick

Manchmal leben wir gar nicht im Moment. Wir klinken uns aus dem Hier und Jetzt aus, weil wir überfordert sind oder keine Ahnung haben, wo wir bei einem Projekt oder einer Aufgabe überhaupt anfangen sollen.

Natürlich dürfen wir das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren. Aber manchmal kann dieser toxische Mix aus Erwartungen, Vergleichen, Perfektionismus und Ehrgeiz uns einfach erschlagen. Wir fühlen uns wie gelähmt. Nichts geht mehr.

Dagegen hilft, wenn Sie kurz etwas Simples machen und sich ganz auf den nächsten Moment konzentrieren, der vor Ihnen liegt. Wie die Autorin und Dichterin Eliza Cook so schön sagte: „Kümmere dich um die Minuten – und dein Tag gelingt von selbst.“

Eine Minute ist ein überschaubarer Zeitraum, der sich leicht in den Griff bekommen lässt. Bei einer Minute stellt sich nicht das einschüchternde Gefühl ein, das uns vielleicht beim Gedanken an den ganzen Tag, die nächste Woche oder den kommenden Monat überkommt. Ganz im Hier und Jetzt zu sein, hilft Ihnen, die überwältigende Situation einen Moment lang auf sich beruhen zu lassen und sich in dieser Minute einfach etwas Gutes zu tun.

Achten Sie auf die kleinen Momente

Wir können aber noch mehr tun, als uns auf den Moment zu konzentrieren, der direkt vor uns liegt: Wir können uns Zeit nehmen für die kleinen Dinge, die wir als angenehm, erfreulich und erfüllend empfinden.

Oft haben wir nur wenig Einfluss auf unsere Tagesgestaltung. Aber wenig bedeutet nicht, dass wir völlig machtlos sind. Auch wenn viel von außen an uns herangetragen wird, können wir trotzdem einiges selbst bestimmen – zum Beispiel welche Bücher wir lesen, welchen Gedanken wir Raum geben, mit wem wir unsere Zeit verbringen, ob wir freundlich auf andere zugehen oder worauf wir achten. Und oft ergeben sich kleine, besondere Momente im Alltag, die uns so richtig gut tun.

Machen Sie doch einfach einmal eine Liste, bei welchen kleinen, alltäglichen Dingen Sie sich gut fühlen oder die Ihnen beim Auftanken helfen – wie lesen, einschlafen in einem frisch bezogenen Bett, ein aufgeräumter Schreibtisch, einen Podcast hören oder sich bei jemanden für die gute Arbeit per E-Mail bedanken.

Das Gute daran ist, dass wir unser Leben gar nicht vollkommen umkrempeln müssen, um uns zufrieden und glücklich zu fühlen – weil nämlich Zufriedenheit und Glück vor allem in den kleinen Momenten liegen. Und wir müssen nicht warten, bis uns etwas Gutes passiert. Wir können einfach etwas aus der Liste unserer kleinen alltäglichen „Wohlfühldinge“ auswählen und uns etwas Gutes tun.

Ihr Energie-Tank für stressige Zeiten: Sammeln Sie die kleinen, guten Momente

Diese kleinen, guten alltäglichen Momente können selbst Tage, an denen uns nichts gelingen will, in gute Tage verwandeln. Denn es sind alles Dinge, die wir nur für uns tun – nicht wegen der Anerkennung, nicht als Gefallen für andere und nicht, um uns etwas zu beweisen. Je mehr wir davon sammeln, desto größer wird unser Energie-Tank für stressige Zeiten – unser Vorrat an den vielen guten Momenten, auf die wir bewusst geachtet haben und aus denen wir nun neue Kraft schöpfen können. Dadurch gewinnen wir an Stabilität und werden besser darin, auch schwierige Tage gelassener zu überstehen.

Mein Tipp: Versuchen Sie nicht, alles sofort zu lösen, sondern gehen Sie einen Tag nach dem anderen an – oder sogar Stunde für Stunde. Machen Sie kleine Schritte und achten Sie dabei auf die kleinen, positiven Dinge.

Ein guter Tag muss schließlich kein Tag sein, an dem alles perfekt geklappt hat oder wir unsere Produktivität optimiert haben. Solche Tage sind lediglich einige von vielen Variationen, wie unsere 24 Stunden aussehen können. Stattdessen kann ein guter Tag einfach einer sein, an dem wir auf die kleinen, alltäglichen Freuden geachtet haben. Und nicht vergessen: Es sind die Momente, die wir nutzen können – nicht die Tage.