Datenbasiert entscheiden

Nachfolge ist weiblich: Der Nationale Aktionstag zur Unternehmens­nachfolge motiviert zur Veränderung

Frau im Sessel

Rund 150.000 Unternehmen in Deutschland werden laut Berechnungen des Institutes für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn bis zum Jahr 2022 vor der Übergabe stehen. Davon, dass hier neue Führungskräfte gefunden werden, hängen ganze 2,4 Mio. Arbeitsplätze ab. Eine Folge von erfolglosen Nachfolgelösungen sind oft Unternehmensstilllegungen.Oft ist es schwierig die richtigen, qualifizierten Kandidaten zu finden. Daher sollten Unternehmen sich nicht einschränken und nicht nur potenzielle Nachfolger, sondern auch eine Nachfolgerinnen suchen.

Immer mehr Frauen sind in der Unternehmensführung. Sie fallen oft durch Erfolge und Innovationen in der Wirtschaftspresse positiv. So ist kürzlich zum ersten Mal der Frauenanteil in Aufsichtsräten der DAX-Konzerne auf über 30 Prozent geklettert. Doch das Thema Unternehmensnachfolge ist immer noch überwiegend männlich gefärbt. So ergab eine Befragung der bundesweiten gründerinnenagentur (bga), dass sich bei der Nachfolge, zum Beispiel in Familienunternehmen, immer noch geschlechtsspezifische Nachteile identifizieren lassen. Es gibt immer noch Branchen, die als „Männerdomänen“ gelten. Aufklärung, Information und Sensibilisierung für das Thema kann hier viel in den Köpfen verändern. Eine gleichberechtigt eingestellte Nachfolgesuche sorgt dafür, dass mehr von den 150.000 Unternehmen, die neue Chefin bekommen, auf die sie warten.

Nationaler Aktionstag motiviert zur Veränderung

Jedes Jahr findet aus diesem Grund der Nationale Aktionstag zur Unternehmensnachfolge durch Frauen statt. Die bundesweite bga bewirbt ihn mit der Kampagne „Chefinnen gesucht.“ Unter dem Motto „Nachfolge ist weiblich!“ soll die Unternehmensnachfolge durch Frauen deutschlandweit bekannt werden und ambitionierten Gründerinnen die Betriebsübernahme als eine interessante Alternative zur Selbständigkeit zeigen. Dieses Jahr erwartete am 21. Juni die Teilnehmerinnen in allen Regionen Deutschlands ein vielfältiges Programm: Beratungsgespräche, Telefon-Sprechtage, Meet-Ups, Workshops und Seminare informierten über die weibliche Unternehmensnachfolge.

Nachfolgerinnen: Mehr Mut für den Chefsessel

Die Veranstaltung „Nachfolge ist weiblich!“ wollte zum Beispiel den Übernahmekandidatinnen Mut machen. Sie unterstützte auf dem Weg zum passenden Chefsessel. Unternehmen motivierte die Veranstaltung ebenfalls: Und zwar dafür, geeignete Nachfolgekandidatinnen zu finden. Das Event richtete sich dabei an alle Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit durch den Einstieg in ein bestehendes Unternehmen oder dessen Übernahme wagen oder schon gewagt haben.

Unternehmensnachfolge für Frauen im Fokus

Die Veranstaltungstag begann mit einem Frühstück inklusive Möglichkeit zum Kennenlernen und Netzwerken. Nach dem Fachvortrag „Wie entscheiden? Für das Unternehmen oder die Familie?“ zeigte ein Praxis-Beispiel wie der Nachfolgeprozess aussehen kann. Die anschließende Diskussion förderte den weiteren Austausch.

Zum Thema „Unternehmensnachfolge als Option“ gab es persönliche Coaching-Gespräche. Dabei ging es um Chancen und Risiken der Nachfolge. Ziel war es, erste Denkanstöße zu liefern, um sich dem Thema zu nähern und sich der Frage zu stellen, ob die Unternehmensnachfolge eine Perspektive sein könnte.

Die Unternehmensnachfolge kann eine spannende Alternative zur Neugründung sein. So können sich Existenzgründerinnen zum Beispiel direkt auf ein Geschäft konzentrieren, statt die mühsame Startphase des Business durchlaufen zu müssen. Dennoch bieten Übernahmen gleichzeitig viel Raum für Veränderung, den eigenen Führungsstil und neue Ideen.

Wie der Einstieg funktioniert, zeigte das Info-Telefon „Unternehmensnachfolge – Wie gehe ich´s an?“. Hier wurden Fragen rund um das Thema beantwortet – auch eine reine Annäherung ans Thema durch ersten Austausch war hier möglich.

Auch spezifische Themen wie zum Beispiel eine Online-Fragestunde für die Nachfolge in Kanzleien und Praxen war im Angebot. Einen Überblick zum Thema zeigte ein Impuls-Video, das auch jetzt noch verfügbar ist. Hier geht es um verschiedene Aspekte der Übernahme von Kanzleien und Praxen – insbesondere was bei der Übernahme von Mitarbeitern zu beachten ist.

Frauen gezielt ansprechen

Zielgruppe für den Aktionstag sind zum einen gut qualifizierte Frauen, zum anderen darf auch die Perspektive der Unternehmerinnen und Unternehmer im Austausch nicht fehlen. Inhaber/innen-geführte Unternehmen sollen für die Potenziale ihrer Töchter und Mitarbeiterinnen im Hinblick auf den unternehmerischen Generationswechsel entdecken.

Ebenso werden Expertinnen und Experten, die den Nachfolgeprozess begleiten, für den Austausch mit Frauen und Unternehmen sensibilisiert.

Es hat sich viel bewegt

Seit dem 1. Nationalen Aktionstag 2008 hat sich schon viel verändert: Über 700 Veranstaltungen und Aktionen zeigten die vielfältigen Chancen für die stärkere Einbeziehung von Frauen in der Unternehmensnachfolge.

Ein wichtiges Ziel ist das Vernetzen: Der Aktionstag bringt nicht nur alle Akteurinnen und Akteure der Übernahme zusammen, sondern auch Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Beratung mit auf eine Plattform für den wertvollen Austausch – auf dass Frauen als unentbehrliche Kandidatinnen bei der Unternehmensnachfolge künftig gefördert werden.

Dazu gibt es eine bundesweite Task Force zur Unternehmensnachfolge durch Frauen im Verbund mit rund 100 starken Partnerinnen und Partnern. Bundesweit können Expertinnen und Experten im Dialog zukünftige Projekte und Aktivitäten für die Unternehmensnachfolge durch Frauen entwickeln. Durch regionale Veranstaltungen und Aktionen können angehende Chefinnen, Unternehmen, Expertinnen und Experten sowie die breite Öffentlichkeit für den Erfolgsfaktor ‚Unternehmensnachfolge durch Frauen‘ gewonnen werden.

Eine Wanderausstellung zeigt erfolgreiche Nachfolgerinnen aus allen Bundesländern und ihre individuellen Wege zum Erfolg. So soll die zentrale Plattform www.existenzgruenderinnen.de die relevanten Aktivitäten zur Unternehmensnachfolge durch Frauen in Deutschland für alle Interessenten zusammengefasst präsentieren.