Unternehmensnachfolge

Das Mindset eines erfolgreichen Unternehmensnachfolgers

Selbstreflexion, Durchhaltevermögen und Sozialkompetenz – erfolgreiche Unternehmensnachfolger brauchen eine Reihe von Soft Skills sowie ein flexibles Mindset. Es ist entscheidend für den weiteren Erfolg des Unternehmens.

Ein Unternehmen zu übernehmen, stellt die Nachfolger vor eine Herausforderung – egal ob es sich um eine interne oder eine externe Übernahme handelt. Neben den fachlichen Kompetenzen und der Branchenkenntnis sind daher entsprechende Soft Skills und dazu das richtige Mindset gefragt, um das Unternehmen nicht nur zukunftsfähig zu machen oder zu halten, sondern auch das Vertrauen der Mitarbeiter und weiterer Beteiligter zu gewinnen. Doch welche Fähigkeiten sind es genau, die ein Nachfolger mitbringen sollte?

Growth Mindset und Soft Skills

Den Begriff „Mindset“ kann man mit Einstellung, Denkweise oder der inneren Haltung übersetzen. Je flexibler das Mindset ist oder je mehr Wachstum es zulässt („Growth Mindset“), umso besser kann man sich an neue Situationen anpassen und Herausforderungen meistern.

Moritz Ostwald

© Moritz Ostwald

Daher rät auch Moritz Ostwald, Organisationsberater und Geschäftsführer der Alpha Inspiration GmbH, bereits von Anfang an zu einer grundsätzlich zuversichtlichen Einstellung, wenn es um eine Unternehmensübernahme geht: „Man muss Offenheit und Neugier mitbringen und vor allem sein Warum kennen. Das Wie kommt später.” Entsprechend ist ein „Growth Mindset“ im Gegensatz zum „Fixed Mindset“ nicht geprägt von Angst und starren Überzeugungen. „Eine gewisse Resilienz, sollte man bereits zu Anfang haben und Misserfolge antizipieren, weil nie alles nach Plan läuft. Aber am wichtigsten ist die Vorfreude auf die Übernahme und die Freude an Entwicklung – auch der eigenen“, hebt Moritz Ostwald hervor.

Je nach Definition geht ein „Growth Mindset“ mit den Soft Skills Hand in Hand beziehungsweise ist ein Teil von ihnen. Denn unter Soft Skills versteht man in Abgrenzung zu den fachlichen Kompetenzen (Hard Skills) weiche Fähigkeiten wie Empathie, Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen und Kreativität. Unter anderem diese Eigenschaften sind es, die ein Unternehmensnachfolger mitbringen sollte. Ein flexibles Mindset sorgt dafür, dass sie entsprechend der jeweiligen Situationen und Erfordernissen eingesetzt werden.

Selbstreflexion als durchgehender Prozess

Bereits bei der Suche vor dem Kauf eines Unternehmens müssen Nachfolger die Fähigkeit zur Selbstreflexion mitbringen. Nur wer sich ganz genau darüber im Klaren ist, welche Art und Größe von Unternehmen er sucht, kann erfolgreich übernehmen.

„Zur Selbstreflexion gehört unter anderem zu hinterfragen, wer man in Bezug auf seine Werte und Prinzipien ist. Das sollte man zunächst mit sich selbst ausmachen und dann einen Abgleich mit Leuten vornehmen, auf deren ehrliches Feedback man bauen kann“, sagt Moritz Ostwald. Die Organisationsberaterin und Nachfolgecoach Jeannette Peters rät ergänzend dazu: „Reflexion braucht meistens einen Anstoß von außen. Sich selbst zu hinterfragen sollte zu einem automatisierten und gleichzeitig bewussten Prozess werden, der als wichtiges Werkzeug möglichst kontinuierlich in der Geschäftsführung dient.“ Sparringspartner in Form von anderen Unternehmern, Mentoren oder Coaches sind dabei hilfreich.

Jeannette Peters

© Jeannette Peters

Zusätzlich benötigen Unternehmensnachfolger Organisationstalent, Zeitmanagement sowie Geduld und den Mut zum Risiko. „Das Denken muss langfristig und strategisch, dabei zugleich flexibel sein“, weiß Jeannette Peters. Dass dennoch Fehler passieren können – durch den Nachfolger selbst wie durch Mitarbeiter – gehört dazu. Entsprechend muss man diese auch zulassen und eingestehen können.

Mit den richtigen Skills die eigene Position etablieren

Ist das Unternehmen gefunden und der Vertrag unterzeichnet geht es darum, die eigene Position zu festigen und das Vertrauen von Mitarbeitern, Kunden und Stakeholdern zu gewinnen. An dieser Stelle gelten wieder die Soft Skills Mut und Kreativität, dazu Sozialkompetenz. Sie hilft dabei, unmissverständlich zu kommunizieren und sich auch mit dem Netzwerk des vorangegangenen Unternehmers auseinanderzusetzen.

„Nachfolge ist mit die größte Veränderung in einem Unternehmen und im Leben der betroffenen Menschen“, sagt Jeannette Peters. „Es liegen immer unterschiedliche Vorstellungen vor, das ist aber nicht per se schlimm. Auch hier greift wieder die Selbstreflexion: Wird es einen Konflikt geben oder nicht? Und wie gehe ich damit um?“ Denn gerade bei einer Unternehmensübernahme muss der Übernehmer, der Käufer, sofort die Verantwortung und die Übernahme von Risiken tragen. Es braucht Durchhaltevermögen, um zukunftsfähige Unternehmensvisionen nicht nur an den Tag zu legen, sondern sie vor allem umzusetzen. Nachfolger sollten daher keine Angst vor Konfrontationen und Konflikten haben, sondern sie als natürlichen und idealerweise aktivierenden Teil des Übernahmeprozesses sehen. Gleichzeitig ist es hilfreich, ein gutes Verhältnis zum Vorgänger aufzubauen und von dessen Erfahrung und Unternehmenskenntnis zu profitieren.

Mitarbeiter einbinden und eine angstfreie Feedbackkultur schaffen

Doch auch bezüglich derjenigen Veränderungen im Unternehmen, die man selbst anstoßen will, sind bestimmte Soft Skills gefragt. So muss man eine genaue und schnelle Analyse des Unternehmens von Anfang an vornehmen können. „Ein Sensorium dafür zu entwickeln, was man vor sich hat, ist betriebswirtschaftlich entscheidend und die Basis für erfolgreiches unternehmerisches Handeln“, betont Jeannette Peters. „Man sollte sich mit Respekt ein Bild vom Unternehmen verschaffen und dies kritisch und kontinuierlich mit den eigenen Anforderungen abgleichen.“

Im Sinne der New Work binden Unternehmer ihre Mitarbeiter dabei immer mehr ein und delegieren nicht von oben. Viel mehr übertragen sie ihnen Verantwortung, mitunter ein Mitspracherecht und ermutigen sie zur Kreativität. Auf diese Weise lässt sich gemeinsam die Zukunft der Firma gestalten und auch eine produktive und angstfreie Feedbackkultur etablieren. „Es kann dauern, bis die wirklich funktioniert“, weiß Moritz Ostwald aus Erfahrung. „Oft trauen sich Mitarbeiter zuerst nicht, wirklich ehrlich zu sein, weil sie negative Konsequenzen befürchten. Da kann auch eine Anonymisierung des Feedbacks helfen. Ansonsten sollte man besonnen reagieren und keine negativen Reaktionen zeigen, um den Mitarbeitern nach und nach die Angst zu nehmen. Auch hilft es zu kommunizieren, in wie weit einen konstruktiv-kritisches Feedback weitergebracht hat.“

Selbstreflexion und Feedback sind daher neben dem flexiblen Mindset beziehungsweise der Softskills zwei wesentliche Faktoren für den weiteren Erfolg eines Unternehmens. Nicht zuletzt ist auch Geduld gefragt, bis alles ineinandergreift und funktioniert.

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