[Gastbeitrag] Industrie 4.0: Mittelständische Unternehmen gehen pragmatisch vor
Über Industrie 4.0 wird viel berichtet. Während die einen feststellen, dass der Mittelstand damit noch nichts anfangen kann (hier mehr erfahren), beschwören die anderen (hier mehr erfahren), dass Industrie 4.0 Tausenden Menschen den Arbeitsplatz kosten könnte. Einen neutralen Blick auf das Thema wirft heute PAC-Analyst Frank Niemann (@FrankatPAC) in seinem Gastbeitrag.
Wenige Themen diskutieren deutsche Industrieunternehmen, IT-Anbieter sowie die einschlägigen Medien so intensiv wie „Industrie 4.0″. Die Spannbreite der Kommentare reicht von dem enormen Innovationspotenzial für die deutsche Fertigungsindustrie bis zur Angst des Mittelstands vor der digitalen Fabrik.
Für PAC steht Industrie 4.0 für die Steigerung der Effizienz sowie für Innovationen in der industriellen Produktion durch den Einsatz von IT. Beispiele dafür finden sich im „PAC Innovation Register – Internet of Things and Industrie 4.0″. (Link http://bit.ly/1PgcHRu)
In den letzten Wochen und Monaten haben PAC-Analysten zahlreiche Gespräche auch mit mittelständischen Unternehmen zum Thema Industrie 4.0 geführt. Unser Eindruck dabei: Die Haltung des Mittelstands lässt sich weder mit Euphorie noch mit Ablehnung eindeutig beschreiben. Aber soviel steht für uns fest: Die Angst vor der digitalen Fabrik ist jedenfalls übertrieben.
Anlagenfernwartung: Spannender als es klingt
Viele Unternehmen arbeiten schon seit längerem daran, ihre Produktion weiterzuentwickeln. Die Industrieautomation ist für viele Firmen nicht neu, für sie bieten sich von nun an neue Möglichkeiten, etwa durch eine intensivere Vernetzung. Allerdings geht der Mittelstand hier in erster Linie nicht mit hochtrabenden und abstrakten Absichten zu Werke, sondern mit Pragmatismus.
Beispielsweise befassen sich Firmen mit dem Thema der Anlagenfernwartung. Klingt vielleicht nicht spannend, birgt aber Potenzial, da mit Hilfe der dabei gewonnenen Daten Szenarien wie die vorausschauende Wartung möglich werden (auch „Predictive Maintenance“ genannt). Unternehmen können hier auf bestehenden Lösungen aufsetzen.
Gleiches gilt für die Maschinendaten- und Betriebsdatenerfassung. Auch hier existieren bereits seit vielen Jahren Lösungen, aber keineswegs überall. Die konsolidierte Sicht auf die mit solchen Lösungen erfassten Informationen bildet eine wichtige Vorstufe für weitere Effizienzsteigerungen und Innovationen im Bereich der Fertigungssteuerung.
Innovationen werden kommen
Einen Beleg für die IT-Durchdringung in der Produktion liefert der „IT Innovation Readiness Index“, den PAC im Auftrag von Freudenberg IT erstellt. Im Jahr 2015 wurden hierzu 130 mittelständische Unternehmen befragt, von denen 40 Prozent 250-499 Mitarbeiter hatten und 60 Prozent 500-4.999 Mitarbeiter.
Auf dieser Grundlage entstehen erweiterte bzw. neue Lösungen, welche die Unternehmen weiterbringen. Und diese Anwendungen tragen dann am Ende sicher auch die Bezeichnung „Industrie 4.0″.
Unser Fazit: Innovative Projekte zur Effizienzsteigerung finden auch im Mittelstand bereits statt, aber nicht notwendigerweise unter dem Motto „Industrie 4.0″. Firmen gehen pragmatisch vor und setzen auf vorhandenen, aber durchaus ausbaufähigen Lösungen auf. Sie bilden die Grundlage für die künftigen Innovationen.
Von Frank Niemann (@FrankatPAC),
PAC-Analyst