Unternehmensnachfolge

Podcast-Folge #28 | Nicht für das nächste Jahr, sondern auf Generationen planen

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Anabel Ternès ist Digitalunternehmerin und Expertin für Nachhaltigkeit sowie Leadership. Sie hat verschiedene Startups gegründet und gilt als einer der führenden Köpfe für Digitalisierung in Deutschland. Darüber hinaus hat sie verschiedene Bücher veröffentlicht und schreibt unter anderem auch für Forbes und t3n. In der neuen Podcast-Folge spricht sie mit uns über:

  • Agilität und wie sie im Unternehmen implementiert werden sollte
  • Fähigkeiten eines Unternehmers
  • Was Unternehmensnachfolger brauchen

Unser Podcast-Gast kommt selbst aus einer Unternehmerfamilie. Ihr Vater hatte eine Firma, allerdings hat sich die Frage nach einer Übernahme nie gestellt. Zum einen starb ihr Vater relativ früh, als Anabel Ternès noch im Studium war, zum anderen waren Frauen als Unternehmensführung in der Familie kein Thema. „Potenzielle Übernehmer brauchen Beispiele und Vorbilder um sich herum, die zeigen, wie es gehen kann. Die habe ich nicht gehabt. Ich hätte mir eine ältere, erfahrenere Mentorin gewünscht, die mich auf Ideen gebracht hätte“, sagt Anabel Ternès rückblickend.

Agilität statt strenge Hierarchie

In ihrem eigenen Unternehmen lebt sie Agilität – ein Thema, das oft falsch verstanden wird als Selbstläufer. Es muss aber gelernt sein, und zwar nicht nur vom Anwender, sondern von allen, die davon profitieren sollen. Man muss langsam einsteigen und die Mitarbeiter mitnehmen. Vor allem die, die Einfluss haben.

Auf der Mitarbeiterebene gibt es in Anabel Ternès Unternehmen kein Hierarchiegefälle, sondern eine Projektbasis. Die Mitarbeiter bekommen so das Gefühl, dass sie in verschiedene Bereiche hineinschauen können. Auf diese Weise wird zum einen das Ownership-Gefühl von Anfang an mitgeformt, zum anderen trägt das jeweilige Projekt zur Weiterentwicklung des Unternehmens bei.

Weiterbildung innerhalb der Arbeitszeit

Darüber hinaus wurden im Unternehmen Formate eingeführt, innerhalb derer alle zusammen kommen und Ideen sowie Entwicklungen besprechen. Insgesamt herrscht das Gefühl einer großen Familie vor, in der jeder wichtig ist. Außerdem kommen immer neue Projekte, wobei darauf geachtet wird, dass nicht immer nur der Beste auf einem Thema sitzt, sondern jeder eine Chance bekommt. „Wir haben deswegen auch den Weiterbildungsbereich stark ausgebaut. Wer interessiert ist, bekommt das auf die Arbeitszeit angerechnet“, erzählt die Unternehmerin.

Mitarbeiter als Co-Kreatoren

Allerdings liefen diese Maßnahmen nicht immer glatt, wie Anabel Ternès einräumt. Die neu Angeleiteten wurden von den anderen Mitarbeitern oft sich selbst überlassen und haben dann irgendetwas gemacht. Das führt zu dem Gefühl, es nicht hinzubekommen, Frust stellt sich ein.

Bei agilen Settings müssen daher Formate vorgegeben sein. Die Mitarbeiter sollen nicht ausgesetzt werden, sie müssen auch die Gelegenheit bekommen, Verantwortung zu lernen. Dieses Konzept hat sich für Anabel Ternès immer als spannend und erfolgreich erwiesen. Am Schluss wurden aus Mitarbeitern Co-Kreatoren, weil sie stark Verantwortung übernommen haben.

Worauf es noch ankommt

Die Unternehmerin betont die Wichtigkeit, Gespräche führen zu können. Fähigkeiten wie Empathie, Zuhören, Feedback und Eingehen sind oft nicht mehr so selbstverständlich. „Man muss dabei den Redefluss im Auge behalten und dem anderen genug Raum lassen. Das sind Dinge, die eigentlich intuitiv gehen, aber auch Intuition braucht Zeit und Ruhe“, sagt sie.

Sinnhaftigkeit ist bei der Arbeit ebenfalls wichtig – egal welche Position man inne hat. Wer das Gefühl hat, nur seine Zeit abzusitzen und die Arbeit nur für Geld macht, ist eher frustriert. „Es lohnt sich, sich darüber bewusst zu werden“, rät Anabel Ternès.

Mentoren, Erfahrung, Offenheit

Was Unternehmensnachfolger vor allem für die Themen Nachhaltigkeit, Innovation, Ökologie, Ökonomie und Digitalisierung brauchen, ist Unterstützung – jemanden, dem sie alle Arten von Fragen stellen können und bei dem sie keine Angst zu haben brauchen. Zwar braucht man BWL-Grundlagenwissen und muss rechnen können. Man sollte aber in ganz verschiedenen Bereichen Erfahrung haben und auch Menschenkenntnis besitzen.

Darüber hinaus ist Offenheit für lebenslanges Lernen wichtig, wie Anabel Ternès betont. Unter anderem hält es jung und hilft, flexibel zu bleiben. Daher baut ihr Unternehmen derzeit eine Plattform auf, auf der es um maßgeschneiderte Weiterbildung geht.

Familienunternehmen als Nachhaltigkeitsgarant

Unser Podcast-Gast kann sich vorstellen, dass vielleicht einmal ihr Sohn das Unternehmen übernimmt. Das solle aber ganz allein seine Entscheidung sein. „Ich würde wollen, dass er sich auch noch andere Unternehmen anschaut und andere Erfahrungen sammelt.“

Insgesamt lobt sie Familienunternehmen: Hier wird Nachhaltigkeit schon per System gelebt, man plant nicht auf das nächste Jahr, sondern auf Generationen und ist deswegen auch immer in einem Innovationsfluss. Dadurch ergibt sich ein anderer Blick und eine andere Einstellung, vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit. „Man würde gar nicht auf die Idee kommen, etwas nur für ein Jahr zu planen“, sagt Anabel Ternès.

Alle Podcast Folgen finden sie auf 🎙️💚🎧 #SageNachfolgeplaner

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