Staffel 1: Mitarbeiter - die Besten finden und binden

Bobette Buster Autorin, Filmproduzentin und Professorin für Storytelling

Zuhören: Das Erfolgsgeheimnis guter Führungskräfte

Wer kennt nicht berufliche Situationen, in denen nichts mehr geht und keine Lösung in Sicht ist? Wenn ein Projekt ins Stocken geraten ist oder es im Team so richtig hakt, scheint ein Konsens oft unerreichbar. Wichtig ist, dass Sie dann nicht aufgeben und versuchen, eine konstruktive Lösung zu finden, wie Sie aus dieser Sackgasse herauskommen. Ihr Team, Ihre Vorgesetzten und auch Ihre Auftraggeber und deren Kunden werden es Ihnen danken.  

Member Masterclass: Der kleine, aber mächtige Akt des Zuhörens  

Haben Sie die Erkenntnis, die nur richtiges Zuhören bringt? Autorin, Produzentin und Storytelling-Professorin Bobette Buster erklärt im Video, wie Sie diese Erkenntnis finden.

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Lösen Sie verfahrene Situationen durch Zuhören 

Der bekannte amerikanische Psychologe Carl Rogers hat einen nützlichen Prozess entwickelt, um Streitigkeiten, Konflikte und anhaltende Meinungsverschiedenheiten konstruktiv anzugehen. Machen Sie sich mit dieser Vorgehensweise vertraut, damit Sie für den Fall der Fälle gut vorbereitet sind und schnell einen Weg aus verfahrenen Situationen finden. Die folgenden zehn Tipps basieren auf dem Ansatz von Rogers und werden Ihnen gute Dienste leisten: 

  1. Bringen Sie die Konfliktparteien in einer neuen Umgebung zusammen. Bequeme Sitzgelegenheiten, ein warmes Getränk, ein Raum mit einer anderen Aussicht – all das kann ein hilfreicher Szenenwechsel sein.  
  1. Gehen Sie höflich miteinander um. Denken Sie daran: Zuhören ist die Grundlage für Respekt. 
  1. Beginnen Sie mit etwas Smalltalk, um die Wogen zu glätten und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Reden Sie z.B. über das Wetter, den Verkehr heute morgen, über Sportereignisse oder kulturelle Veranstaltungen  – aber auf keinen Fall über Politik und Religion! 
  1. Wenn Sie dann zum Thema kommen, achten Sie darauf, dass alle Seiten ihren Standpunkt ungehindert erklären können. Legen Sie eine Redezeit fest, beispielsweise 5 Minuten pro Person – ohne Unterbrechungen und ohne Notizen zu machen.  
  1. Dann muss jede Seite in eigenen Worten wiedergeben, was der Andere gesagt hat. So zeigen alle, dass sie zugehört und das Gesagte verstanden haben.  
  1. Lassen Sie die Beteiligten abwechselnd ihre Meinung äußern und die Ansichten der Gegenseite zusammenfassen. Spiegelt die Zusammenfassung nicht das ursprünglich Gesagte wider, versuchen Sie Folgendes: Bitten Sie die Person, die ihre Meinung äußerst, um eine Umformulierung in anderen Worten. Danach kann der Zuhörende den zweiten Versuch starten und das Gesagte erneut rekapitulieren. Dieser Prozess fördert die Empathie bei den Zuhörenden.  
  1. Wichtig dabei: Beide Seiten dürfen ungehindert ihre Meinung sagen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Sie sollen ihre Sicht der Dinge klar und verständlich darlegen. Versuchen Sie, sie zu verstehen, ohne das Gesagte zu bewerten. Denn genau darum geht es: Verständnis ohne Bewertung. Vermeiden Sie möglichst auch nonverbale Bewertungen (wie Seufzen, die Augen verdrehen oder die Mundwinkel verziehen).   
  1. Bleiben Sie offen für das Gesagte. Irgendwann wird sich ein mehr oder weniger starkes Aha-Erlebnis einstellen. 
  1. Die Beteiligten werden einlenken und einen versöhnlichen Ton anschlagen. 
  1. Lassen Sie alle bisherigen Gesprächsergebnisse dann so stehen und machen Sie eine thematische Zäsur.  

Finden Sie konstruktive Lösungen 

Nichts ist in Stein gemeißelt und oft können wir viel mehr bewirken, als uns bewusst ist. Wichtig ist nur, wie das geschieht.  

Wenn Sie die Sichtweise der anderen Seite kennen, werden Sie wahrscheinlich spüren, dass sich die Situation schon verändert hat. Das müssen alle akzeptieren – genauso wie mögliche Konsequenzen, die vielleicht andere im Team verärgern. Aber genau damit schaffen Sie die Voraussetzungen für ein Arbeitsumfeld, das von mehr Verständnis und Toleranz geprägt ist. Achten Sie darauf, dass Sie sich in der Diskussion nicht im Kreis drehen. In anderen Worten: Fangen Sie nicht immer wieder von vorn an. Was passiert ist, ist passiert – und jetzt gilt es, einen neuen Lösungsansatz zu finden.   

Ihre „stille Superkraft“ 

Nehmen Sie sich Zeit, um Raum zum Zuhören, für neue Wege und konstruktive Lösungen zu schaffen. Nutzen Sie dafür Ihre „stille Superkraft“: Zuhören. Sie und Ihr Gegenüber sind jetzt keine anderen Menschen geworden, aber vielleicht entdecken Sie ja eine oder mehrere Gemeinsamkeiten. Interessant ist, was Sie „vereint“, nicht was Sie spaltet – denn das ist die Grundlage für neue Ideen und Ansätze. Und wer weiß, was Sie alles gemeinsam erreichen werden.

Die Grundlagen von Vertrauen und Verständnis 

Jedes Unternehmen hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Herausforderungen und kritischen Momente, die natürlich Konsequenzen haben. Wie wir diese kritischen Momente zusammen bewältigen, ist entscheidend dafür, ob wir als Team zusammenwachsen. Denn aus der gemeinsamem Bewältigung von Konflikten entsteht Vertrauen. Auf diese Weise gestalten wir eine positivere Unternehmenskultur und fördern so die Mitarbeiterbindung.  

Meiner Erfahrung nach sind Entgegenkommen und Freundlichkeit die Voraussetzung dafür, dass sich Menschen gehört und geschätzt fühlen. Verständnis und Wertschätzung führen wiederum zu Respekt und Loyalität– und damit zu langjährigen Arbeitsbeziehungen und einer Unternehmenskultur, in der Empathie gepflegt wird.  

Ein solches Arbeitsumfeld fördert einen produktiven Umgang mit Konflikten und bringt oft die besten Ideen hervor.