Staffel 3: Resilienz - Unternehmen nachhaltig aufbauen

Mike Berners-Lee Professor, Autor und Direktor von Small World Consulting

So gelingt Ihr Umstieg auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell

Alle Unternehmen müssen nach neuen Chancen suchen, um langfristig Erfolg zu haben – insbesondere angesichts des Handlungsbedarfs, den heutige Umweltfragen und die Klimakrise für die Wirtschaft bedeuten. Als CO2-Management-Berater helfe ich regelmäßig Unternehmen jeder Größe in allen Branchen bei der Umstellung auf nachhaltigere Geschäftsmodelle. Unabhängig davon, in welchen Markt Sie sind: Würden Sie nicht auch gern mehr Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen praktizieren und in den nächsten Jahrzehnten zu einem systematischen Wandel beitragen? Wenn Sie jetzt bewusstere Entscheidungen treffen, könnte das Ihnen und Ihren Geschäftspartnern mehr Chancen eröffnen. Die Frage ist nur: Wie gehen Sie diesen Richtungswechsel erfolgreich an?

Chancen für Veränderungen

Ob kleines Unternehmen oder internationaler Konzern: Tägliche Herausforderungen gehören nun einmal dazu. Allerdings spielt die Unternehmensgröße schon eine Rolle, wenn es um die Art der zu nehmenden Hürden geht. Wenn Sie eine kleinere Firma haben, sind Sie womöglich mit wirtschaftlichen und politischen Fragen konfrontiert, die Ihren Betrieb härter als ein großes Unternehmen treffen. Als ob das nicht alles schon genug wäre, kommen jetzt auch noch Klima- und Nachhaltigkeitsfragen dazu – zwei zentrale, komplexe Themen, auf die Sie eine Antwort finden müssen.

Besonders der Klimawandel ist für viele ein Thema, bei dem man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, und so seine Zweifel hat, ob das eigene Handeln wirklich einen positiven Effekt hat. Die gute Nachricht ist: Wenn viele kleinere Unternehmen gemeinsam in die gleiche Richtung steuern, kann das tatsächlich zu dringend notwendigen Veränderungen führen. Und das kann Ihrem Unternehmen viele Chancen eröffnen und es zukunftssicher aufstellen – sei es durch Ihr engagiertes Team, Ihre Produkte oder Ihre Handelsmärkte.

Rein pflanzliche Produkte: Ein Geschäftsmodell, das sich auch für das Klima rechnet

Die zeitgemäße Anpassung Ihres Geschäftsmodells ist entscheidend für den Erfolg in einer Weltwirtschaft, die immer nachhaltiger wird. Aber was genau ist damit gemeint? Nehmen wir z. B. den Eishersteller „Jude’s Ice Cream“ aus dem britischen Hampshire. Gemeinsam mit den Inhabern habe ich als Berater alle Geschäftsabläufe genau unter die Lupe genommen, Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung identifiziert und den Betrieb fit für die Zukunft gemacht.

Wie unsere Berechnungen zeigten, erzeugte das Unternehmen rund 7.000 Tonnen Treibhausgas-Emissionen pro Jahr. Mit kleinen Schritten und einigen großen Entscheidungen – insbesondere bei der Lieferkette, der Logistik und dem Vertrieb – sowie der Verwendung von Löffeln aus FSC-zertifiziertem Holz anstelle von Plastiklöffeln konnte der Eishersteller seine CO2-Bilanz in nur einem Jahr um 20 Prozent verbessern.

Der mit Abstand wichtigste Faktor in diesem Prozess war allerdings die Entwicklung pflanzlicher Produkte und die Reduzierung des Milchanteils in den klassischen Eissorten. Vielleicht denken Sie, dass Milch in richtig gute Eiscreme einfach hineingehört. Aber dieser Eishersteller beweist das Gegenteil. Mit kreativen, unkonventionellen und mutigen Ideen wird zunehmend auf nachhaltigere, pflanzliche Produkte umgestellt, die Kunden mit dem gleichen edlen Geschmack und einer Konsistenz wie bei Milcheis begeistern. Die pflanzlichen Eissorten machen jetzt einen Umsatzanteil von 28 Prozent aus und dürften schon bald das absatzstärkste Sortiment sein.

Diese Umstellung hat sich nicht nachteilig auf das Geschäftsmodell ausgewirkt – im Gegenteil: Das Unternehmen ist jetzt besser aufgestellt und nachhaltiger als je zuvor. Mittlerweile sind 75 Prozent der in den letzten 12 Monaten eingeführten Neuprodukte pflanzenbasiert. Und die guten Verkaufszahlen in Großbritannien und Europa belegen, dass das Unternehmen auf soliden Füßen steht und positiv in die Zukunft blicken kann.

Anpassung an eine kohlenstoffarme Welt

Diese grundlegenden Veränderungen eröffneten dem Eishersteller eine große Chance: Nicht nur der Umsatz stieg, auch konnten neue Märkte erschlossen und ein vollkommen neuartiges Produktangebot entwickelt werden. Unabhängig von Ihrer Branche bin ich mir sicher, dass auch in Ihrem Sektor noch unentdeckte Chancen warten.

Mein Tipp für alle, die ihr Geschäftsmodell zukunftssicher gestalten wollen: Überlegen Sie bei allen Aspekten Ihres Unternehmens, was Sie bei der Nachhaltigkeit besser machen können. Wo lässt sich etwas wiederverwenden? Wo gibt es Chancen für Recycling? Und wie können mit diesen ökologischen Ansätzen Ihre Lieferketten energieeffizienter und resilienter werden? Sie können z. B. mit Geschäftspartnern einen Verhaltenskodex für Lieferanten abschließen oder das Kohlenstoffmanagement als Beschaffungskriterium festlegen, um innerhalb der gesamten Lieferkette die Nachhaltigkeit zu fördern.

Neben einem guten Gewissen bringt die Anpassung Ihres Geschäftsmodells auch die große Chance, Ihre Wettbewerbsfähigkeit enorm zu stärken. Sie werden dadurch Teil einer neuen globalen Wirtschaft und einer kohlenstoffarmen Welt. Und noch mehr: Sie leisten einen aktiven Beitrag zum Wohlergehen von Mensch und Natur.

Ein Tipp zum Schluss: Malen Sie sich einfach einmal das positivste Geschäftsmodell aus, das Sie sich vorstellen können – und dann machen Sie sich daran, es in die Tat umzusetzen.