Staffel 1: Mitarbeiter - die Besten finden und binden

Michael Acton Smith Co-Founder und Co-CEO von Calm

Warum Unternehmen menschlicher werden müssen

Seit über zwei Jahrzehnten bin ich im Start-up-Welt aktiv. Ich weiß daher aus erster Hand, was für ein überaus spannendes und interessantes Umfeld das ist – und auch, wie chaotisch, intensiv und fordernd die Arbeit in Start-ups sein kann. Letztlich hat das seinen Preis: Ich litt an Burnout, war nur noch gestresst, konnte nicht mehr schlafen… alles war mir zu viel. Das sind jetzt nicht gerade verlockende Aussichten für alle, die gerade in die Berufswelt eintreten.  

Die gute Nachricht ist, dass wir wissen, dass Stress und Hektik am Arbeitsplatz uns auf Dauer schaden. Niemand hat etwas davon, wenn alle permanent an der Belastungsgrenze arbeiten und ständig unter Hochspannung stehen. Damit betreiben wir einen Raubbau an unseren eigenen Ressourcen, ob als Führungskräfte oder Mitglied eines Teams. Als Mitbegründer und Co-CEO von Calm – der weltweit führenden Marke für mentale Fitness – haben wir es uns zum Ziel gesetzt, etwas Vernunft in unsere verrückte Welt zu bringen. Wir wollen dazu beitragen, dass wir alle bessere Menschen werden, unser wahres Potenzial entfalten und im Beruf unser Bestes geben können.  

Entspannter arbeitet es sich besser 

Laut einer oft zitierten Statistik hat jeder Vierte mit seiner psychischen Gesundheit zu kämpfen, tatsächlich dürfte das aber jeden von uns betreffen. Kurz gesagt bedeutet das: Praktisch alle in Ihrem Team – ob in der Firma oder in einem Zoom-Meeting – haben auch noch andere Sorgen und Belastungen, die ihre Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Das kann eine endlose Liste von zu erledigenden Verpflichtungen sein, die Kinderbetreuung, ein pflegebedürftiger Angehöriger oder etwas Ernsteres wie Angstzustände, eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), eine Depression oder ein anderes psychisches Problem, das sich vielleicht nur schwer diagnostizieren lässt.  

Wir alle müssen uns um unsere psychische Gesundheit genauso gut kümmern wie um unsere körperliche Gesundheit. Und wir alle haben gute und schlechte Tage.  

Stellen Sie die Menschen an erste Stelle  

Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels werden Talente überall dringend gesucht. Gleichzeitig gibt es eine neue Entwicklung, bei der Arbeitskräfte kritisch hinterfragen, ob ihre Tätigkeit, ihr Arbeitgeber oder das kollegiale Umfeld wirklich für sie das Richtige ist. Aus diesen Gründen müssen auch wir als Arbeitgeber eine Neubewertung vornehmen und die Mitarbeiter, mit denen wir Tag für Tag zusammenarbeiten, unterstützen und für sie da sein. Wenn wir wollen, dass unsere Mitarbeiter gern bei uns arbeiten und ihr Bestes geben, müssen wir das aktiv fördern – und dafür brauchen wir geeignete Tools und Arbeitsmodelle.  

Tipps für mehr Achtsamkeit bei der Arbeit 

Wir werden oft gefragt, ob wir selbst auch all die guten Tipps beherzigen, die wir mit unseren Calm-Angeboten anderen geben. Dazu kann ich nur sagen: Wir versuchen es! Das ist ein ständiger Prozess und kann eine Herausforderung darstellen – insbesondere, wenn wir so viel zu tun haben, dass wir gar nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht, wenn die Deadlines unerreichbar scheinen oder wenn Druck von außen kommt, mit dem wir irgendwie klarkommen müssen. Wir haben deshalb einiges getan, um unsere Teams besser zu unterstützen und widerstandsfähiger zu machen. Wenn es also hart auf hart kommt, was unvermeidbar ist, sind wir auf stressige Zeiten bestmöglich vorbereitet. Einige unserer Aktivitäten für weniger Stress am Arbeitsplatz sind vielleicht auch für Sie interessant: 

  • Tägliche Meditation: Jeden Morgen um 10 Uhr meditieren wir alle 10 Minuten gemeinsam. Wir können daran überall teilnehmen, ob im Büro oder im Homeoffice. Auf diese Weise bereiten wir uns alle  mental auf den vor uns liegenden Tag vor. Durch Meditieren kommen unsere Gedanken zur Ruhe und wir erleben bewusst das Hier und Jetzt, wir sind dann vollkommen in der Gegenwart. Unsere tägliche gemeinsame Meditation ist auch eine gute Methode für einen angenehmen Übergang vom Privaten in den Berufsalltag.  
  • Führung mit Empathie: Alle unsere Führungskräfte müssen lernen, besser auf ihre Teams zu achten und die richtigen Fragen zu stellen. Natürlich sind Führungskräfte keine Therapeuten. Aber wir möchten zumindest erreichen, dass unsere Beschäftigten wissen, dass ihre Vorgesetzten wirklich für sie da sind und sie als ganzen Menschen wahrnehmen – nicht nur in ihrer beruflichen Funktion. Allein das zu wissen, kann das Arbeitsumfeld spürbar und dauerhaft verändern. 
  • Mental Health Days: Das sind einzelne Tage im Jahr, in denen wir uns um unser psychisches Wohlbefinden statt um die Arbeit kümmern. An diesen Tagen dürfen wir alle unsere Computer, Smartphones, Tablets, Zoom, Slack und Co. links liegen lassen. In dieser Auszeit von 24 Stunden erhalten wir so die Chance, Klarheit zu gewinnen und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden– und das wirkt wahre Wunder!  
  • Smartphone ignorieren: Keine leichte Sache, aber das hat mein Leben enorm verändert. Probieren Sie es einfach selbst aus: Nehmen Sie morgens erst Ihr Smartphone in die Hand, wenn Sie zur Arbeit gehen (und nicht gleich nach dem Aufwachen). Achten Sie darauf, was dann passiert und wie sich das anfühlt. Erlauben Sie sich, in Ruhe wach zu werden. Erledigen Sie etwas im Haushalt oder unterhalten Sie sich länger beim Frühstück bevor die Meldungen aus sozialen Netzwerken, Nachrichten und E-Mails auf Sie einströmen. Sie werden spüren, wie gut sich das anfühlt.  
  • Tief durchatmen! Klingt simpel, funktioniert aber super.  

Machen Sie ein gutes Arbeitsklima zur Chefsache 

Alles befindet sich heutzutage im Wandel. Veränderung ist die einzige Konstante. Wir müssen in unseren Unternehmen die Mitarbeiter (und nicht den Profit) in den Mittelpunkt stellen und uns um sie kümmern. Ein gutes Arbeitsklima, in dem sich alle wohlfühlen, führt oft zu höherer Arbeitszufriedenheit, Produktivität und Kreativität – und damit wird Ihr Unternehmen nachhaltiger und erfolgreicher. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn alle am Feierabend dächten: „Heute war ein wirklich guter Tag.“