Staffel 1: Mitarbeiter - die Besten finden und binden

Bobette Buster Autorin, Filmproduzentin und Professorin für Storytelling

Wie aktives Zuhören Ihr Unternehmen verändern kann

Zuhören ist die Grundlage von Respekt: Damit zeigen wir unserem Gegenüber, dass wir ihn in all seiner Einzigartigkeit akzeptieren. Soziale Medien haben dazu geführt, dass wir täglich mit unzähligen gegensätzlichen Meinungen und Ansichten konfrontiert werden. Erst neulich stieß ich in einem sozialen Netzwerk auf die Frage, ob man eine andere, vollkommen konträre Meinung für genauso berechtigt hält wie die eigene Auffassung. Für mich ist Zuhören entscheidend, wenn man die Standpunkte anderer Menschen verstehen und Gemeinsamkeiten finden will.  

Zuhören ist eine „stille Superkraft“ – eine Qualität, von der Sie auch beruflich stark profitieren werden. Denn wer gut zuhören kann, entwickelt nicht nur leichter Verständnis und Empathie, sondern kann auch verfahrene Situationen konstruktiv lösen. Warum ist Zuhören so wichtig? 

Durch Zuhören entsteht Empathie 

Wenn Sie mit anderen Menschen zusammenarbeiten – ob in einem großen Unternehmen, mit Freiberuflern oder Teams im Homeoffice –, werden Sie sich der verschiedenen Charaktere, Persönlichkeiten und Sichtweisen wahrscheinlich bewusst sein. Unterschiedliche Haltungen können zu Konflikten führen (dazu später mehr). Aber wenn Sie diese verschiedenen Sichtweisen respektieren und gut zuhören, werden Sie bemerken, dass das der Umgang offener wird und aus diesen Unterschieden letztlich eine vielfältigere Kultur und innovativere Lösungsansätze hervorgehen. Deshalb mein Tipp: Berücksichtigen Sie stets auch andere Standpunkte. Lassen Sie in Einzelgesprächen und Besprechungen allen genug Zeit zum Reden, zum Zuhören und zum Verstehen. Empathie entsteht durch die Fähigkeit, eine andere Sichtweise nachzuvollziehen. 

Verabschieden Sie sich von Klischees und Stereotypen 

Wenn wir uns auf diese Weise für verschiedene Meinungen öffnen, werden wir uns von Stereotypen und Klischees verabschieden und Vielfalt zunehmend begrüßen. Kennen Sie Billions, die US-Serie, die in der New Yorker Finanzwelt der Wall Street spielt? Ich sehe mir die immer wieder gern an. Besonders fasziniert mich die Beziehung zwischen dem jungen Börsenmakler Mafee, einem extrovertierten, sympathischen Charakter, und Taylor, seiner vielschichtigen Praktikantin, die eher distanziert und introvertiert ist. In einer Folge fragt Taylor ihren Chef, warum er sie eingestellt habe. Darauf antwortet Mafee: „Weil Sie anders waren als all die anderen Bewerber und Bewerberinnen, die alle irgendwie ähnlich schienen und nur ihre Qualifikationen herunterbeteten… Aber Sie waren nachdenklich. Sie hörten zu. Außerdem dachte ich, ich könnte etwas von Ihnen lernen.“ Darauf nickte Taylor beeindruckt. „Und ich dachte, ich könnte etwas von Ihnen lernen. Was ich auch getan habe.“  

Ich erinnere mich an eine Taxifahrt zum Flughafen, als ich im Ausland auf Geschäftsreise war. Der Fahrer sprach sehr gut Englisch und wir kamen ins Gespräch. Als wir über internationale Ereignisse sprachen, wurde deutlich, dass wir sehr unterschiedliche Standpunkte hatten, und die Unterhaltung wurde ein wenig hitzig. An diesem Tag entschied ich mich, einfach nur zuzuhören. Ich fand es wichtig, dass er das Gefühl hatte, dass seine Stimme gehört wird – ob ich ihm nun zustimmte oder nicht. Vielleicht konnte ich dadurch etwas bewirken. Interessanterweise endete die Diskussion nicht im Streit, sondern wir gingen im Guten auseinander.  

Zuhören fördert Mut 

Die Einstellung neuer Mitarbeiter und das Eingehen einer neuen Arbeitsbeziehung erfordert Courage. Wer offen mit anderen umgehen will, muss mutig sein. Wenn Sie bei Vorstellungsgesprächen den Kandidaten gut zuhören, können Sie später bei der Einstellungsentscheidung besser auf Ihre innere Stimme und Ihr Urteilsvermögen vertrauen. Wie Steve Jobs schon sagte: Wir alle sollten neugierig bleiben.  

Fördern Sie eine Kultur des Zuhörens 

Wenn Sie Ihrem Team aktiv zuhören, werden sich Mitarbeiter furchtloser äußern. Und Mut führt zu mehr Innovationen. Warum? Wenn Mitarbeiter sich gehört fühlen, wächst ihr Selbstvertrauen und es fällt ihnen leichter, mit Ihnen über ihre Ideen zu sprechen – weil sie wissen, dass Sie sie sorgfältig prüfen werden.  

Wir alle können uns bemühen, bessere Zuhörer zu werden und anderen mehr Verständnis entgegenzubringen. Zuhören ist ein Prozess, der Zeit braucht. Nehmen Sie sich diese Zeit. Jeder Moment, in dem wir zuhören, hilft uns dabei, Beziehungen zu festigen und zu stärken.