Staffel 3: Resilienz - Unternehmen nachhaltig aufbauen

Mike Berners-Lee Professor, Autor und Direktor von Small World Consulting

Wie kleine Unternehmen Einfluss auf den Klimawandel nehmen können

Ihnen gehört ein kleineres oder mittelständisches Unternehmen? Dann sind Sie in einer einzigartigen Position, um andere positiv zu beeinflussen. Ob Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten oder Geschäftspartner aus Ihrer Branche: Sie stehen täglich mit anderen in Kontakt und darin liegt Ihre Chance, Einfluss zu nehmen und Veränderungen zu bewirken. Auch beim Klimawandel. Aber hat Ihre Stimme genug Gewicht, um so ein globales Thema anzugehen? Wie können Sie sich mehr Gehör verschaffen? Und wie gehen Sie das am besten an?

Neue Denkansätze für das 21. Jahrhundert

Systematische Veränderungen für eine nachhaltigere Zukunft beginnen mit visionären Führungskräften. Aufklärung, Kommunikation und Zusammenarbeit gehören ebenfalls dazu, damit sich etwas in einer Branche bewegt oder sogar politisch Druck gemacht wird. Das Ziel sind radikale Lösungen, Richtlinien und Vorschriften, um den Klimaschutz grundlegend zu reformieren und wirtschaftlich davon zu profitieren. Vielleicht denken Sie jetzt: „Klingt gut. Aber womit fange ich an?“ 

Ein guter Einstieg in das Thema ist, wenn Sie die vor Ihnen liegenden Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Verschaffen Sie sich einen Überblick, wie globale Faktoren sich gegenseitig beeinflussen und was das für den Planeten bedeutet. Oder denken Sie einmal in Ruhe über die Zukunft nach und was für eine Welt wir der nächsten Generation hinterlassen wollen. 

Überlegen Sie, wo und wie Sie sich informieren und hinterfragen Sie Informationsquellen und aktuelle Meldungen kritisch. Wichtig ist, dass Sie sich selbst eine Meinung bilden, damit Sie für Ihre nächsten Schritte fundiertere Entscheidungen treffen können. Wer gut informiert ist, kann nämlich besser verstehen, wie unterschiedlichste Wissenschafts- und Wirtschaftsbereiche miteinander verflochten sind und zusammenarbeiten müssen, um den Klimawandel zu bewältigen und neue Chancen zu schaffen. 

Beginnen Sie dann mit den Menschen und Bereichen, die Sie kennen – Ihre Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und Ihre Branche. Zeigen Sie anderen, wie Ihr Unternehmen die Klimakrise angeht, und ermutigen Sie sie, über Veränderungen im Privaten und Geschäftlichen nachzudenken.

Aufklärungsarbeit: Sie brauchen ein gut informiertes Team

Binden Sie Ihre Mitarbeitenden in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie ein. Das wird die interne und externe Umsetzung von Veränderungen enorm beschleunigen. Sprechen Sie offen mit Ihrem Team über Klimafragen und weiterreichende ökologische Aspekte und wie Sie in Ihrem Betrieb einen Unterschied machen können, z. B. durch Abfallvermeidung im Büro, weniger Geschäftsreisen oder den Umstieg vom eigenen Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder Car Sharing. Indem Sie sich aktiv für die Gedanken und Ansichten Ihrer Mitarbeitenden interessieren, binden Sie sie zusätzlich in den Prozess ein und machen sie zum Teil der Lösung. 

Fortbildungsangebote zum Thema CO2-Reduzierung sind eine Möglichkeit, ein Bewusstsein für die Kosten und Folgen von Treibhausgas-Emissionen in Ihrer Firma zu schaffen und Mitarbeitende zu motivieren, zu einer besseren CO2-Bilanz beizutragen. Wie wäre es mit regelmäßigen Treffen oder einer Klima-Aktionsgruppe? Damit schaffen Sie einen Rahmen für Mitarbeiterfragen oder -ideen, wie Ihr Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele erreichen kann.

Kommunikation mit Ihren Kunden

Ihre Kunden sollten wissen, wofür Ihr Unternehmen steht und wie Sie sich für den Klimaschutz engagieren. Denn das kann langfristig auch die Einstellung und Verhaltensweisen Ihrer Kunden beeinflussen. Aber hüten Sie sich vor dem berühmten Greenwashing. Damit ist gemeint, wenn Unternehmen sich als umweltfreundlich bezeichnen, aber de facto mehr in diese Image-Pflege als in tatsächlichen Umweltschutz investieren. Wer nur oberflächlich Nachhaltigkeit „betreibt“ und sich mit Plänen rühmt, denen keine Taten folgen, setzt seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Ehrlichkeit ist wichtiger als eine makellose Ökobilanz, mit der Sie lediglich gut dastehen wollen. Kein Unternehmen ist schließlich perfekt. Vergessen Sie nicht, dass Greenwashing in der Öffentlichkeit zunehmend auf Ablehnung trifft. Verbraucher durchschauen solche Praktiken mittlerweile und legen Wert darauf, dass ein Unternehmen auch bei der Nachhaltigkeit hält, was es verspricht.  

Sie könnten z. B. wie viele andere Unternehmen eine Webseite zum Thema Nachhaltigkeit hinzufügen, die einen Überblick über Ihre ökologischen Ziele und Pläne gibt. Oder Sie achten schon bei der Produktherstellung auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz (wie ich am Beispiel von Patagonia oder Jude’s Ice Cream gezeigt habe). Dann könnten Sie mit diesem Nachhaltigkeitsversprechen gut sichtbar – und mit einem Hinweis auf den Klimaschutz –auf Ihren Verpackungen werben.

Zusammenarbeit mit Ihren Lieferanten

Wahrscheinlich verursacht Ihre Lieferkette die meisten CO2-Emissionen. Die Frage ist: Wie können Sie in Ihrer Lieferkette angesichts der vielen Geschäftspartner und ineinandergreifenden Abläufe eine CO2-Reduzierung erreichen? Beginnen Sie damit, dass Sie Ihre Lieferanten informieren, dass Sie aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen und Wert auf eine nachhaltige Lieferkette legen. Wenn Sie neue Lieferanten auswählen, lassen Sie sie wissen, dass Ihre Beschaffungsrichtlinien gewichtete Kriterien zur CO2-Bilanz, zum Engagement für den Umweltschutz und zur sozialen Verantwortung aller Lieferanten vorsehen.

Nehmen Sie Einfluss auf Ihre Branche

Einfluss auf Ihre Branche zu nehmen – das hört sich wie ein gewaltiger Schritt an. Aber wenn Sie Mitstreiter für Ihr Engagement gewinnen, entsteht daraus eine Initiative, die in Ihrer Branche Beachtung finden wird. Sie können sich auch Handels-, Branchen- oder örtlichen Gewerbeverbänden oder Interessengruppen anschließen, um Einfluss und Druck auszuüben, damit die gesamte Branche den Schritt hin zu einer nachhaltigen Zukunft vollzieht.  

Es heißt nicht umsonst „Zusammen sind wir stark“. Je mehr Unternehmen in Ihrer Branche sich wie Sie für den Umwelt- und Klimaschutz einsetzen, desto eher werden Sie gehört. Ihre Stimme zählt. Nutzen Sie diese Chance, um Ihr Nachhaltigkeitsengagement entschieden voranzutreiben und echte Veränderungen zu erreichen. Ihre Firma könnte ein Vorbild sein und anderen in der Branche zeigen, was möglich ist. Und vielleicht erkennen Ihre Mitbewerber sogar, dass Ihre Kunden voll und ganz hinter Ihren Nachhaltigkeitszielen stehen. 

Falls Sie glauben, dass Sie als kleineres Unternehmen in der Weltwirtschaft keine Rolle spielen und Ihr Engagement nichts ändern wird – Sie irren sich. Tatsächlich sind es kleinere Unternehmen wie das Ihre, die bei der Nachhaltigkeit echte Veränderungen bewirken können. Nur Mut und lassen Sie sich überraschen!