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Best Practice: 5 spannende Unternehmensnachfolge-Geschichten

Von einer mutigen Chefin in den 1930er-Jahren, über eine familieninterne Übergabe, die nicht ohne Konflikte, aber doch erfolgreich abläuft, bis hin zu einer Übernahme nach mehr als zehn Jahren als Angestellter in der Firma. Diese fünf inspirierenden Geschichten einer erfolgreichen Unternehmensübergabe machen nicht nur Mut, sondern gehen auch unter die Haut. Wir zeigen Ihnen in diesen Best Practice Beispielen, wie eine Unternehmensnachfolge aussehen kann – egal, ob im Familienunternehmen, als interne oder externe Übergabe oder über eine Vermittlung.

  1. Unternehmensnachfolgerin in einer männerdominierten Gesellschaft: Käte Ahlmann

Die Geschichte der Gründerin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VdU) ist mehr als beeindruckend. Als wohl eine der ersten deutschen Unternehmensnachfolgerinnen übernimmt Käte Ahlmann, vierfache Mutter, 1931 das Stahlwerk ihres verstorbenen Ehemannes in Büdelsdorf bei Rendsburg. Aus der Überzeugung heraus, die Wirtschaft könne nicht auf die Hälfte an Fachkräften verzichten, unterstützt sie andere Witwen und Erbinnen in ihrem gegründeten Netzwerk und setzt sich für die Förderung von Ingenieurinnen ein – in einer Zeit, in der es Frauen nicht einmal erlaubt ist, ohne die Zustimmung ihres Ehemannes zu arbeiten. Weiteren Schicksalsschlägen und den Vorurteilen der männlich dominierten Industrie zum Trotz wird sie schließlich alleinige Geschäftsführerin der Carlshütte mit 3.000 (ausschließlich männlichen) Angestellten und damit Besitzerin vom größten Stahlwerk Norddeutschlands. Die nach ihr benannte Käte Ahlmann Stiftung kämpft noch heute aktiv für die Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Wirtschaft. Von dieser inspirierenden Unternehmerin stammt auch der Satz: „Ob mir ein Mann seinen Sitz in der Straßenbahn anbietet, ist mir egal. Er soll mir einen Sitz in seinem Aufsichtsrat anbieten.“

  1. Unschlagbares Vater-Tochter-Team: Reinhold und Bettina Würth

Obwohl Bettina Würth schon in den 90er-Jahren in die von ihrem Großvater gegründete Würth GmbH einsteigt und mittlerweile das operative Tagesgeschäft leitet, ist ihr Vater und ehemaliger Geschäftsführer Reinhold Würth nicht aus dem Unternehmen wegzudenken. Mit seinen 84 Jahren trifft er nach wie vor wichtige Entscheidungen als Vorsitzender der Stiftung und arbeitet eng mit seiner Tochter zusammen. Diese hat es zunächst nicht leicht, als sie – von Mitarbeitern noch als „Tochter vom Chef“ abgestempelt – mit der Arbeit im Betrieb anfängt. Und auch innerhalb der Familie gibt es Meinungsverschiedenheiten und den ein oder anderen Krach in der Übergangsphase. Heute sind die beiden ein eingespieltes Team und knackten 2019 mit dem Umsatz des Familienunternehmens erstmalig die 2 Mrd.-Euro-Grenze.

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  1. Vom kleinen Kellerbetrieb zum deutschen Marktführer: Stephan Köhler

Seit Stephan Köhler 1990 mit jungen 22 Jahren in die Fußstapfen seines Vaters trat und gemeinsam mit dessen Geschäftspartner die Leitung der TRACOE medical GmbH übernahm, ist viel aus der Firma geworden: Aus einem einzigen Produkt – der medizinischen Erfindung des Großvaters, an der er noch im Keller tüftelte – werden schnell zehn Produktlinien. Der Umsatz steigt von 1,8 Millionen Mark auf 20 Millionen Euro, die Expansion gelingt, der Firmensitz wird nach Frankfurt verlegt und aus dem Kleinstbetrieb ein deutscher Marktführer. Und das alles, obwohl Stephan Köhler eigentlich noch gar nicht im Sinn hatte, die Unternehmensnachfolge anzutreten. Doch ihm gelingt die erfolgreiche Übernahme der Firma seines Vaters, noch während er gleichzeitig seine Ausbildung in der Bank beendet und anschließend BWL studiert. Was seinen Erfolg ausmacht: die Investition in neue Produktentwicklung und das persönliche Engagement bezüglich des Wohlbefindens seines Teams. Er setzt auf flache Hierarchien, Teamwork und Zufriedenheitsanalysen.

  1. Erfolgreiche Vermittlung von Inhaber und Nachfolgerin: Heike Lewedag

Die erfolgreiche Unternehmensübergabe der Kock GmbH ist beispielgebend dafür, dass auch eine externe Nachfolge, die nicht an einen Mitarbeiter oder ein Familienmitglied erfolgt, unkompliziert und mit Bravour vonstattengehen kann. Auf der Suche nach einem Nachfolger meldet Rolf Kock sich 2016 bei der IHK Nord Westfalen an. Die arrangiert sofort ein Treffen zwischen dem Unternehmer und Heike Lewedag, die aus einer Unternehmerfamilie kommt und ihrerseits eine Firma zur Übernahme sucht. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, arbeiten in der Einarbeitungsphase eng zusammen und haben die gleichen Ziele und Vorstellungen von der Weiterführung des Unternehmens – sodass Ralf Kock seine GmbH nach 34 Jahren unbesorgt in neue Hände geben kann. Der Erfolg seiner Nachfolgerin gibt ihm Recht: 2019 gewinnt Heike Lewedag den Next Generation Award des Verbands deutscher Unternehmerinnen.

  1. Von der Ausbildung direkt in die Führung: Danny Hähner

Eine steilere Karriere als Danny Hähner sie ab 1992 hinlegt, ist wohl kaum vorstellbar. Offenbar überzeugt er seinen Chef Günter Schneider schon als Auszubildender so schnell von seinem Talent, dass dieser ihm nach gerade einmal fünf Jahren kurzerhand die Unternehmensnachfolge seiner Steuerberatungskanzlei zusichert. Als der zielstrebige Nachfolger 2004 dann fertig ausgelernter Steuerberater ist, beginnt die Übergabephase: Dank der langjährigen Zusammenarbeit und dem Vertrauen zwischen Senior-Unternehmer und Nachfolger gelingt ihnen die Lösung von Meinungsverschiedenheiten, die Einigung auf einen Kaufpreis und ausführliche Vorbereitung auf den Führungswechsel, sodass Danny Hähner die Kanzlei 2005 offiziell übernimmt. Mittlerweile hat sich die Zahl der Mitarbeiter in der Steuerkanzlei Danny Hähner von vier auf sieben erhöht und der Mandantenstamm ist nicht nur stabil, sondern seit der Übergabe noch gewachsen.

Wollen Sie auch Nachfolger sein?

 Die Beispiele zeigen: Es gibt viele Wege zu einer gelungenen Nachfolge. In jedem Unternehmen fällt die Frage nach dem Nachfolger früher oder später – nicht nur innerhalb eines Familienunternehmens. Jahr für Jahr suchen tausende von Inhaber nach einem geeigneten Nachfolger. Auch Mitarbeiter können die betriebsinterne Nachfolge in Erwägung ziehen. Beratungsmöglichkeiten gibt es viele: Von den IHKs der einzelnen Länder, über diverse Nachfolgebörsen und -portalen bis hin zu spezialisierten Nachfolge-Berater. Ein wesentlicher Vorteil für angehende Nachfolger ist auf jeden Fall: Vorbilder zu haben, die inspirieren und ihre Nachfolge-Story greifbarer für den Einzelnen machen.

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