Unternehmensnachfolge

Die Technologie-Trends 2020 für Führungskräfte im Mittelstand

Zum Jahresende verkündeten Analysten die Technologie-Prognosen für das Folgejahr. Wir zeigen, welche der Prognosen für 2020 nicht nur High-Tech Buzzwords sind, sondern welche davon für Unternehmer und Unternehmensnachfolger auf der Agenda stehen sollten.

Hyperautomation, Multiexperience oder Künstliche Intelligenz – sind diese Trendthemen für kleine und mittlere Unternehmen im Mittelstand überhaupt relevant? Mit seinem Report zu strategischen Technologie-Trends für 2020 machte das Marktanalyse-Unternehmen Gartner den Anfang. Andere Artikel der Fachpresse konzentrieren sich auf lokale Besonderheiten und definieren Technologietrends für Deutschland.

Die aktuellen Trends zu kennen und in der Praxis anzuwenden, ist grundsätzlich eine wichtige Aufgabe für Unternehmensnachfolger. Denn diese sind gefordert, Innovation in einen Betrieb zu bringen und die Strategie für die Zukunft festzulegen. Es gibt heute kaum noch eine Branche oder Unternehmen, die nicht in irgendeiner Form von Digitalisierungstrends beeinflusst werden – teils schon jetzt oder in naher Zukunft. Der Wettbewerb ist hart, und digitales Know-how ist eine Strategie, die sich in effizienteren Prozessen, motivierten Mitarbeitern, höherer Kundenzufriedenheit und mehr Umsatz auszahlen kann.

Daher lohnt es sich auf jeden Fall, als Führungskraft die folgenden Top-Trends zu kennen und für sich und seine Zwecke zu priorisieren.

1. Cloud-Trends: Hybrid Cloud

Cloud-Computing ist mittlerweile in den meisten Unternehmen angekommen – und steht kurz vor dem Eintritt ins nächste Zeitalter. Statt zentralisiert, sollen Cloud Services künftig von vielen Orten aus laufen – aber vom öffentlichen Cloud-Provider gesteuert, aktualisiert und gepflegt werden.

Cloud Computing hat den Umgang mit Soft- und Hardware im Unternehmen jetzt schon grundlegend verändert – es ist also wichtig, diesen Trend zu kennen und sich zum Beispiel beim Anbieter zu informieren, wo und wie welche Services gehostet werden.

Ein wichtiger Trend sind in diesem Zusammenhang hybride Architekturen, da sie für viele Unternehmen einen sanfteren Einstieg ins Cloud Computing anbieten: Sie machen es möglich, bestehende, Desktop-basierte IT-Infrastrukturen mit Cloud-basierter Software wie Office 365 oder Online-Bezahlservices zu kombinieren. Betriebe müssen so nicht alle Daten auf einmal in die Cloud geben, sondern können diese Migration Schritt für Schritt angehen.

2. Daten-Trends: Data Analytics / Künstliche Intelligenz

Über Künstliche Intelligenz (KI) wird und wurde im letzten Jahr viel geschrieben und diskutiert. KI klingt für viele Unternehmen sehr abgehoben, ist tatsächlich aber weder Hype noch Zukunftsmusik, sondern zeigt schon heute an vielen Stellen seine Vorzüge – oft im Hintergrund, und nicht direkt sichtbar. Das fängt z.B. bei der Personalisierung im Streaming-Dienst an, der einschätzt, welches neue Album oder welchen Film Sie als nächstes hören möchten.

Unternehmen sammeln so gut wie alle Daten über ihre Kunden, etwa für welche Produkte sie sich interessieren oder was sie bereits genutzt oder gekauft haben. Doch die Rohdaten alleine bringen noch keinen Wettbewerbsvorteil. Künftig kommen der intelligenten Auswertung mit Data Analytics und Business Intelligence (BI) die größte Bedeutung zu. Unternehmen werden Rohdaten immer strategischer untersuchen, um Schlussfolgerungen ziehen zu können, welche die Entscheidungsfindung und den Geschäftserfolg fördern. Mit Predictive Analytics als Teilbereich der Data Analytics könnten Unternehmen auf Basis von Datenmodellen auch noch in die Zukunft blicken und verlässliche Voraussagen treffen – etwa was der Kunde als nächstes möchte. „Statt nur bereits bestehende Situationen zu analysieren, geht es also vermehrt um datenbasierte Prognosen. Hierbei kommen auch Ansätze des maschinellen Lernens oder Simulationsverfahren zum Tragen“, so Oliver Henrich, Vice President Product Engineering Central Europe bei Sage.

KI kann also helfen, die Intelligenz und Effizienz in Ihrem Unternehmen zu steigern. Da bei KI große Datenmengen verarbeitet werden, die vor Missbrauch geschützt werden müssen, ist KI auch immer ein Sicherheitsthema und die nächste Herausforderung für die IT-Abteilung, etwa wenn es um den Trend „Autonome Dinge“ geht.

3. Automatisierungs-Trends: Autonome Dinge

Roboter und Drohnen sind noch die geläufigsten Beispiele für autonome Dinge. Es handelt sich dabei um physische Geräte, die mithilfe künstlicher Intelligenz dafür sorgen, Funktionen zu automatisieren, die zuvor von Menschen ausgeführt wurden. Autonome Dinge können auch Fahrzeuge, Schiffe oder Maschinen sein. Autonom sind sie, weil sie nicht nur Programme abspulen, sondern auch, dank KI, fortgeschrittene Interaktionen mit der Umwelt beherrschen. Klingt wie Zukunftsmusik? Schon heute gibt es immer mehr Roboter, die in den Lagerhallen von Amazon für schnelle Logistik sorgen.

4. Gesellschafts-Trends: Transparenz / Vertrauenskrise / Demokratisierung

Technologie verändert nicht nur Unternehmen grundlegend, sondern auch die Kunden und die Gesellschaft im Ganzen. Laut dem Marktforschungsinstitut Gartner sorgt Technologie für eine Vertrauenskrise. Konsumenten wissen, dass ihre Daten gesammelt und verwendet werden, kennen die Probleme, die dabei auftreten können und wissen, dass KI genutzt wird, um daraus Entscheidungen abzuleiten. Die richtige Antwort darauf aus Unternehmenssicht ist, so Gartner, den Fokus auf sechs Grundelemente rund um das Thema Vertrauen zu setzen: Ethik, Ehrlichkeit, Offenheit, Verantwortlichkeit, Kompetenz und Konsistenz.

Ein weiterer wichtiger Trend ist die Demokratisierung der Expertise. Technisches oder geschäftsspezifisches Fachwissen war bisher oft exklusiv, weil dafür kostspielige Schulungen notwendig waren. Das soll sich ändern, da Daten, Wissen und Tools für alle zum Beispiel dank Künstlicher Intelligenz noch zugänglicher werden. Durch das Internet erhalten zum Beispiel Nicht-IT-Profis Zugang zu Tools und System, die sie für die eigene Ausbildung nutzen können. So können Entwickler Datenmodelle entwickeln, ohne die Fähigkeiten von Data Scientists mitzubringen.  Andere Bereiche, wie zum Beispiel Design, sollen sich ebenfalls demokratisieren. Für die Führungskräfte im Mittelstand sind das gute Nachrichten: So kann der Fachkräftemangel, zum Beispiel an Entwicklern, Datenanalysten und Designern, künftig leichter ausgeglichen werden.

5. Disruptions-Trends: Blockchain / Practical Blockchain

Die Blockchain-Technologie wurde schon oft erklärt und verstanden und bleibt dennoch für viele Unternehmer ein großes Fragezeichen – ungleich komplexer als zum Beispiel Cloud Computing. Der Blockchain-Technologie wird das Potenzial bescheinigt, ganze Branchen zu verändern. Der Informationsfluss verläuft schneller und zuverlässiger. Dabei sind es die Transaktionen, die Transparenz – und damit Vertrauen – ermöglichen, dabei Kosten reduzieren, die notwendige Zeit für Transaktionen verkürzen und den Cash Flow beschleunigen.

Soweit die Theorie. Gleichzeitig scheitert die praktische Umsetzung oft noch an Herausforderungen wie mangelnder Skalierbarkeit. Wie also vorgehen? Gartner empfiehlt aufgrund des riesigen Potenzials für Umsatz und Wettbewerbsvorteile, dass Unternehmen dennoch prüfen, ob und wieweit Blockchain umsetzbar ist.

Fazit: Tech Trends kennen und richtig kombinieren

Ein wichtiger Hinweis: Trends existieren nicht in Isolation. Gute Führungskräfte kennen die Trends und ihre Möglichkeiten und wissen, sie so in Kombination einzusetzen, dass sie der Strategie im eigenen Unternehmen dienen, um zum Beispiel Innovation voranzutreiben, die Effizienz zu verbessern und den Umsatz zu steigern.