Digitale Transformation

Künstliche Intelligenz und ethische Dimension – geht das?

Frau im Büro

Man begegnet ihr bei jedem zweiten Mausklick auf eBay oder Amazon. Sie bringt mit ihren Echokammern Social Media-Nutzer in Wallung. Sie ist im Netz fast allgegenwärtig. Aber kaum ein Mensch weiß, dass er auf gängigen Werbeplattformen oder in mobilen Anwendungen auf Künstliche Intelligenz (KI) trifft. Untersuchungen von Sage zeigen, dass fast die Hälfte der Befragten keine Ahnung hat, worum es bei der KI geht. Bisher werden Verbraucher auch kaum aufgeklärt, wenn sie mit KI-Systemen in Kontakt kommen.

 

Ethikplan

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Künstliche Intelligenz braucht einen Ethikrahmen

Angesichts der vielen Anwendungsfelder, vor allem den künftig allgegenwärtigen, braucht es Transparenz, Aufklärung sowie Regeln für den Einsatz. Unternehmen sollten sich daher einen Ethikrahmen für ihre KI-Anwendungen schaffen (siehe Download unter dem Beitrag). Was sind die Handlungsempfehlungen dafür?

KI-Strategie und ethische Rahmenbedingungen sind Chefsache

Unternehmen gleich welcher Größe kommen um den Einsatz von KI in Zukunft nicht mehr herum. Zurecht erwarten Stakeholder aber einen verantwortlichen Umgang mit Technologien und Risiken, die ein Unternehmen nutzt und erzeugt. In vielen Bereichen setzen Regularien Rahmenbedingungen, beispielsweise im Steuer- oder Umweltrecht. Corporate Gouvernance Kodizes verpflichten europaweit Kapitalgesellschaften. Diese Grundsätze guter Unternehmensführung gelten nicht nur für Konzerne, sondern auch für den Mittelstand, der ebenso auf eine gute Reputation angewiesen ist. Unternehmen, die eine sozial verantwortliche KI einführen wollen, müssen ihre Sorgfaltspflicht gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Interessenten erfüllen. Sie müssen verstehen, welche KI-Optionen und Ansätze für sie geeignet sind und deren Einsatz auch begründen. Daher ist Künstliche Intelligenz immer Chefsache. Und deren erste Aufgabe ist es, eine KI-Strategie zu entwickeln.

Dabei müssen sie auch die ethischen Rahmenbedingungen definieren, unter denen sie Künstliche Intelligenz im Unternehmen einsetzen. Und sie brauchen Mitarbeiter, die durch Weiterbildungen in der Lage sind, Einsatzgebiete für das Unternehmen zu erkennen und Lösungen im Rahmen der Ethikgrenzen zu entwickeln. Denn die Auswirkungen der KI auf die eigenen Mitarbeiter, Bewerber, Kunden und andere Interessenten können enorm sein.

Ethikexperten schon bei der Entwicklung von KI einschalten

Und weil die Konsequenzen von KI-Algorithmen sehr weitreichend sein können, müssen bereits bei der Entwicklung Ethikexperten beraten, welche Grenzen bei einer Anwendung nicht überschritten werden dürfen. Wenn KI-Anwendungen erst einmal entwickelt sind, müssen die Unternehmen eine lückenlose Qualitätssicherung über den gesamten Lebenszyklus organisieren. Das bedeutet, dass sie beispielsweise regelmäßige Tests durchführen, damit ihr Produkt den Ethikrahmen nicht missachtet. Das gilt vor allem für selbstlernende Algorithmen.

KI-Systeme regelmäßig überprüfen

Folglich benötigen Unternehmen Richtlinien und Verfahren, damit menschliche Intelligenz, also die Kollegen aus Fleisch und Blut, die KI-Leistung regelmäßig überwachen – allein schon deshalb, um negative oder unvorhergesehene Folgen rasch abmildern zu können. Wenn eine selbstlernende KI-Lösung beispielsweise damit beginnt, bestimmten Kundengruppen eine Leistung zu verweigern, obwohl dies zu einer unangemessenen Diskriminierung führt, müssen die Qualitätssicherer das sofort unterbinden. Denn Fehlleistungen und ein diskriminierendes Verhalten der KI schaden dem Vertrauen der Kunden. Dabei müssen Unternehmen möglicherweise akzeptieren, dass die Priorisierung von Ethik die Produktivität kurzfristig beeinträchtigen könnte. Auf lange Sicht wird eine ethisch basierte KI jedoch das Vertrauen, die Glaubwürdigkeit und das Engagement der Kunden fördern. Das klingt teuer, und kann es auch werden – aber nicht so teuer wie verlorenes Kundenvertrauen und die Beeinträchtigung der Unternehmensreputation.

Über den Einsatz von KI Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten aufklären

Grundsätzlich müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre KI in der Lage ist, einem menschlichen Benutzer vorab mitzuteilen, dass er mit einer KI interagiert und die Vorteile erklären, den sie bieten kann. Übernimmt beispielsweise ein Chat Bot bestimmte Kundengespräche, muss der Kunde dies vorab erfahren und in die KI-Anwendung einwilligen. Wird eine KI beispielsweise bei einem HR-Prozess eingesetzt, müssen Bewerber und vor allem die eigenen Mitarbeiter dem Einsatz zustimmen oder ihn auch ablehnen dürfen.

Fazit: KI-Einsatz braucht klare Regeln und Transparenz

KI werden schon bald auch im Mittelstand viele Prozesse begleiten. Mitarbeiter brauchen für den erfolgreichen KI-Einsatz aber Weiterbildung, um einen souveränen Umgang mit KI-gesteuerten Prozessen zu entwickeln. Und um die Akzeptanz auch intern zu erhöhen, sollten KI-Botschafter in allen Abteilungen die KI-Strategie vertreten. Ihr Einsatz muss für einen nachhaltigen Erfolg stets transparent und nach öffentlich klar kommunizierten Regeln erfolgen. Dann aber erhöhen sie die Produktivität und leisten einen großen Beitrag zur Wertschöpfung.