Unternehmensnachfolge

Öffentliche Fördermittel für Unternehmensnachfolger

Ein Interview mit Kai Schimmelfeder.

Der Stand der Fördermöglichkeiten für Unternehmensnachfolger ist nicht leicht zu durchschauen. Und gibt es eigentlich auch Förderungen speziell für Unternehmensverkäufer?

Fragen wir jemanden, der sich damit auskennt: Fördermittel-Experte Kai Schimmelfeder. Der mehrfache Buchautor und Unternehmer aus Leidenschaft begleitet kleine, mittlere und große Unternehmen sowie Start-Ups bei Investitionsvorhaben mit öffentlichen Förderungen, Zuschüssen und Subventionen und hat bis heute mit seinem Team über 10.000 Beratungen durchgeführt.

Man braucht nicht lange, um zu erkennen, dass es ausgesprochen viele Fördermöglichkeiten für Unternehmenskäufer gibt – doch wie findet man sich als Nachfolger zurecht, welche Fördermittel eignen sich, welche nicht? Wie kann ich als jemand, der ein kleines bis mittelständisches Unternehmen kaufen möchte, hier am sinnvollsten erste Auswahlkriterien zusammenstellen?

Kai Schimmelfeder: Für Käufer gibt es sehr unterschiedliche Fördermöglichkeiten. Hierbei kommt es auf immer die jeweilige Situation des Käufers an:

  • Ist er bereits selbständig und wenn ja, wie lange? Ist er angestellt oder Gesellschafter?

Bei bis zu drei Jahren Selbstständigkeit würde ein Unternehmenskauf unter „Gründung als Kauf“ fallen können. Dann wäre eine Gründerförderung noch möglich. Sind Sie schon über drei Jahre aktiv, kann es als Unternehmenserweiterung angesehen und gefördert werden. Parallel dazu gäbe es aber auch eine Möglichkeit der Gründungsförderung in einigen wenigen Förderprogrammen.

  •  Ist der Käufer jetzt noch Angestellter oder Manager und will ein Unternehmen kaufen?

Der Kauf wäre aus Sicht der Förderung (seitens des Käufers) eine Gründung. Aus Sicht der Statistik ist es eine Nachfolge.

  • Ist der Käufer aktuell „nur“ Gesellschafter und will die Geschäftsführung übernehmen?

Es gibt die Möglichkeit, über eine bestehende oder neu zu gründende Gesellschaft (beispielsweise eine GmbH) einen Unternehmenskauf vorzunehmen. Hierbei können die Gesellschafter oder die Gesellschaft den Kauf mit Förderprogrammen umsetzen. Je nachdem, welche Situation und welches Ziel mit dem Unternehmenskauf verfolgt wird, und welches persönliche Ziel der Käufer hat.

Berater minimieren Risiken beim Unternehmenskauf

Am sichersten ist es, wenn der Käufer sich einen erfahrenen Berater an die Seite nimmt. Da der Käufer meist keine umfangreiche Erfahrung zur Gestaltung von Kaufpreisen hat, und diese wiederum auf die möglichen Förderprogramme Einfluss haben, ist hier das Fehlerpotenzial und das Risiko so groß, dass ein alleiniges Vorgehen nicht zu empfehlen ist.

Sollte sich ein Käufer doch daran wagen und das Risiko in Kauf nehmen, ist die Förderdatenbank des Bundes eine Möglichkeit, sich einzelne Förderprogramme näher anzusehen.

Gibt es übergreifende, unabhängige Adressen, die sich mehr oder weniger für jeden lohnen? Vielleicht die Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW?

Die KfW kann nur zu eigenen Förderprogrammen Auskunft geben. Die Vielzahl der Förderprogramme ist an mehr als 150 Förderorganisationen gebunden. Es gibt keine allumfassende Zentralstelle – außer ein Fördermittelberater wird hinzugezogen. Wir selbst bei feder consulting Beratungsgesellschaft haben eine umfassende Förder-Datenbank, die wir seit über 20 Jahren pflegen und unseren Kunden zur Verfügung stellen.

Banken eignen sich nur begrenzt als Fördermittel-Berater

Oft werden Banken als Ansprechpartner seitens des Käufers als erstes in Betracht gezogen. Banken bieten aber nur das eigene, eingeschränkte Produktportfolio an. Deshalb gibt es hierbei keine umfassende Förderprogrammberatung. Banken können nicht zu Investitionszuschüssen beraten – diese sind in Verordnungen geregelt und für Banken nicht zulässig. Banken können kein Geld verschenken, das ist ein weiterer Grund, warum Zuschüsse seitens der Banken nicht bezahlbar sind. Jeder Käufer hat somit die Wahl, alles selbst und einzeln zu erarbeiten, oder sich einen Fördermittelberater an die Seite zu nehmen.

Muss man generell darauf achten, dass sich evtl. bestimmte Fördertöpfe gegenseitig ausschließen?

Bei den mehr als 5.100 Förderprogrammen in unserer Datenbank gibt es solche, die Käufer miteinander kombinieren können. Andere wiederum schließen sich gegenseitig aus und wiederum andere sind zwingend zusammen nutzbar.

Es kommt zusätzlich auf die Situation des Käufers an. Ist er bereits selbstständig, (noch) angestellt oder Mitgesellschafter? Dann kommt es darauf an, wie viel Eigenkapital der Käufer hat. Soll es ein Kauf mit mehreren Personen auf Seiten des Käufers werden? Welche Anteile sollen gekauft werden, bzw. wer kauft die Anteile und wann? Sollen Teilzahlungen des Kaufpreises genutzt werden? Was wird gekauft (Asset-Deal oder Share-Deal), in welchem Bundesland soll gekauft werden?

Grundsätzlich muss der Käufer auf die Förderrichtlinien der Programme achten, die zur Auswahl stehen.

Nun ist es nicht überraschend, dass man als potenzieller Käufer grundsätzlich Fördermittel beantragen kann. Aber auch als Verkäufer muss ich Ressourcen für einen Verkaufsprozess mobilisieren. Gibt es für Verkäufer ebenfalls Chancen auf Förderung oder steuerliche Entlastungen?

Für den Verkäufer eines Unternehmens gibt es aktuell wenige Fördermöglichkeiten. Förderprogramme als Zuschuss zu den Beratungskosten eines Unternehmensverkaufs bzw. Nachfolge sind nutzbar. Aus Sicht der Steuer wäre der Steuerberater hinzuzuziehen, da jede Nachfolge eine individuelle Situationsbetrachtung erfordert.

Wenn sich ein Eigentümer um eine Nachfolge bemüht, kann man in nicht wenigen Fällen mit einem Investitionsstau im entsprechenden Unternehmen rechnen. Wir leben in einer Phase der Digitalisierung, des digitalen Umbruchs. Wie sind Ihre Erfahrungen dahingehend? Wird bei anstehender Digitalisierung eher mal eine Ausnahme vom Investitionsstopp gemacht?

Nein, leider nicht. Ganz im Gegenteil. Ich sehe in den zu kaufenden Unternehmen sehr oft eine IT-Infrastruktur oder/und einen Digitalisierungsgrad, der weit hinter den aktuellen Möglichkeiten zurücksteht. Auf die Frage, warum das so ist, wird das Thema oft beantwortet mit: „Da will ich dem Käufer die Chance lassen, seine Ideen und Anforderungen persönlich einfließen zu lassen!

Ich persönlich gewinne immer den Eindruck, dass viele Verkäufer froh sind, das Thema Digitalisierung nicht im Detail „anfassen“ zu müssen. Es wurde das Nötigste gemacht, mehr nicht. Auch hier soll es Ausnahmen geben, doch die meisten der kleinen und mittleren Unternehmen hängen im Vergleich der Digitalisierung hinterher. Und das, obwohl es auch dafür Förderprogramme auf Zuschussbasis (geschenktes Geld vom Staat) gibt.

Investitionen steigern den Unternehmenswert beim Firmenverkauf

Die Unternehmen, die in Digitalisierung investieren, denken wahrscheinlich: „Die Investition reduziert den Unternehmensertrag und somit sinkt der Kaufpreis!“ Aber es ist genau anders herum: Ein Unternehmen, welches schon up to date im Thema Digitalisierung ist, oder sich darin befindet, ist auf jeden Fall zukunftsfähiger als ein Unternehmen mit Stauinvestitionen in diesem Bereich. Unternehmen, die erst noch digital investieren müssen (das müsste dann ja der Käufer planen und umsetzen), sind weniger wert: Der Käufer wird den Investitionsstau vom Verkaufspreis abziehen wollen. Das ist wie ein Schaden am Auto. Die Kosten der Reparatur kann der Käufer übernehmen, dann wird das aber vom Kaufpreis abgezogen. Außerdem kommen beim Thema Digitalisierung ja auch noch Umstrukturierungskosten hinzu, die vom Verkaufspreis in Abzug zu bringen sind.

Es ist also eine Wertvernichtung, wenn Investitionen in Digitalisierung nicht vor dem Verkauf vorgenommen werden. Der Verkäufer schadet sich und seinem Unternehmen.

Die Digitalisierung ist ein branchenübergreifendes Thema für die Wirtschaft. Haben sich einige Förderungen oder bestimmte Förderer (z. B. Banken) dieser Veränderung angepasst? Gibt es gerade dafür vielleicht mehr Fördermittel als früher?

Die Bundesregierung hat erkannt, dass Digitalisierung einen Treiber für die Zukunft der Unternehmen darstellt. Die Menge an Förderprogrammen und auch die zur Verfügung gestellten Finanzmittel sind erhöht worden. Ob für Software, IT-Sicherheit, digitale Infrastruktur, künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Augmented Reality, digitale Innovation, digitale Technologieförderung, Prozessentwicklung, Entwicklung digitaler Produkte etc.

In sehr unterschiedlichen Bereichen der Digitalisierung kann man Förderprogramme nutzen. Eine einzelne Ansprechpartnerstation seitens der Förderstellen gibt es nicht.

Können Sie uns trotz aller Variablen ein paar Förderungsmöglichkeiten bei Unternehmenskäufen nennen?

Förderprogramme für Käufer:

  • ERP-Gründerkredit Startgeld
  • ERP-Gründerkredit universell
  • Kapital für Gründung
  • Beteiligungskapital der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften
  • KFW- Unternehmerkredit
  • GRW-Förderung

Förderprogramme für Verkäufer:

  • Zuschuss zu Beratungskosten: bafa.de
  • Regionales Wirtschaftsförderungsprogramm (RWP) – Beratung in NRW“

Herr Schimmelfeder, vielen Dank für das Gespräch!


Kai Schimmelfeder ist mehrfacher Buchautor, erfolgreicher Unternehmer aus Leidenschaft und der Experte zum Thema öffentliche Fördermittel, Zuschüsse und Subventionen und deren konkrete Nutzung für den unternehmerischen Erfolg. Als mehrfach ausgezeichneter Fördermittel-Experte hat er bis heute mit seinem Team über 10.000 Beratungen durchgeführt und begleitet kleine, mittlere und große Unternehmen sowie Start-ups bei Investitionsvorhaben mit öffentlichen Förderungen.

1996 gründete der ehemalige Hochleistungssportler (Powerlifting) die feder consulting Beratungsgesellschaft und führt seitdem das Unternehmen mit seinen Geschäftspartnern.

Er ist zudem Mittelstandsbotschafter für öffentliche Fördermittel, Zuschüsse und Subventionen beim Creditreform Magazin (Verlagsgruppe Handelsblatt).