Podcast #11 | Externe Nachfolge: „Risiko? Wie beim Hauskauf“
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Erfahren Sie in unserer Podcast-Reihe, warum Nachfolgen oft viel spannender als Gründen ist.
Unternehmensnachfolge – „einfach mal machen“
Welche Eigenschaften brauchen Nachfolger? Ines Sterling, zweifache Unternehmensnachfolgerin und zweimalige Gründerin, sagt wie aus der Pistole geschossen: „starke Nerven, einen starken Willen, kreativ sollte man sein und Ideen umsetzen. Mutig, ehrgeizig und entscheidungsfreudig.“ Entscheidungsfreude nimmt man ihr ab: mit 28 Jahren übernimmt Ines Sterling ein Brauerei-Service-Unternehmen, kurz darauf gründet sie ein Catering-Unternehmen, später mit Freunden eine kleine Craft-Beer-Brauerei. Ach so, die Nachfolge eines Online-Braushops tritt sie auch noch an. Neugierig geworden? In unserer Podcast Folge 11 reden wir mit Ines Sterling über
- „einfach mal machen“
- finanzielle Risiken und Parallelen zwischen einem Unternehmenskauf und dem Bau eines Eigenheims
- den Charme einer Unternehmensnachfolge und den einer Gründung
- diverse öffentliche Förderprogramme, die für sie „Unternehmer-Pflichtlektüre“ sind
Außerdem fachsimpelt sie über ihren Lieblingsstil Barley Wine, spricht über Frauen in der Männerdomäne „Bier“ und ihre unternehmerischen Herausforderungen in Corona-Zeiten.
„Ich wollte mein eigener Chef sein – ein Risiko habe ich dabei nie empfunden“
Schon nach dem Abitur wollte Ines Sterling „einfach machen“ und entschloss sich für ein Studium als duale Handelsfachwirtin. Danach hatte sie eine fundierte Berufsausbildung, ihren Meistertitel und einen Ausbilderschein in der Tasche. Ein Unternehmer mit einer Brau-Service-Firma engagierte die 23jährige Handelsfachwirtin. In dem kleinen Brau-Unternehmen machte Ines alles – von Müll rausbringen bis Mitarbeiterplanung. Das machte sie so überzeugend und engagiert, dass sie mit 24 Geschäftsführerin und verantwortlich für das operative Geschäft wurde.
Doch dann wollte ihr Chef vier Jahre später unbedingt die Firma verkaufen. Als er sie mit zu einem Gespräch mit einem potentiellen Käufer nahm, war ihr klar: „er meint es ernst – und es gibt einen Interessenten für die Firma.“ Ines‘ Impuls: „Da schlag ich lieber selber zu, bevor ich einen Chef bekomme, der mir in meine Entscheidungen reinredet und meine Ideen vielleicht nicht gut findet.“
2013 erfolgte die Übernahme der Brau-Service-Firma, im Jahr 2016 gründete sie mit ihrem Mann zusammen einen jamaikanischen Catering Service und im Jahr 2017 mit Freunden eine kleine Hausbrauerei. Was fehlte noch im Portfolio? Ein Brau–Shop mit Zubehör für den Hobbybrauer. Der wurde kurzerhand übernommen.
Unternehmerisches Risiko und das unterschätzte Potential von Förderprogrammen
Wo nimmt man mit 28 das Kapital für eine Unternehmensübernahme her? Und wie fühlt sich das an, wenn man in jungen Jahren so hoch ins Risiko geht? Zurückblickend sagt Ines: „Ein Risiko habe ich nie empfunden.“ Sie ist ganz entspannt: „Klar habe ich jetzt einen Haufen Schulden. Aber bei einem Hauskauf ist das letztlich auch nicht anders.“ Glücklicherweise fand sich eine Bank, die fit in der Nutzung öffentlicher Fördermittel war. Aus Ines Erfahrung bieten zwar alle Banken dies offiziell als Dienstleistung an, aber nur wenige kennen sich damit wirklich aus. Ihr Bankberater hatte ein entsprechendes Wissen und suchte engagiert nach dem passenden Förderprogramm. So konnte Ines bei der ersten Nachfolge ein Bürgschaftsangebot der bayrischen Förderbank LfA nutzen. Durch die Bürgschaft konnte das Zinsniveau deutlich gesenkt werden und die Finanzierung wurde in der geplanten Höhe möglich.
Ines Sterling ist überzeugt: Förderung ist ein ganz wichtiges Thema, in jeder Phase einer Unternehmung. „Das braucht man sein Leben lang als Unternehmer.“ Sie empfiehlt verschiedene Möglichkeiten sich zu informieren:
- Klassische Recherche in Eigenregie – es gibt viele gute Webseiten
- Beratungsstellen der IHK
- Spezielle Förderberater, die kostenlos in die Firmen kommen und vor Ort beraten
Weil sie sich aktiv mit Fördermöglichkeiten auseinandersetzt, konnte sie schon einige Förderangebote nutzen – auch bei der Übernahme des Online-Shops „Braupartner“. Der Zuschuss von ca. 30% zu Bau- und Übernahmekosten über ein Programm der Bundesregierung war ein zentraler Erfolgsfaktor bei der Übernahme. „Meiner Meinung nach muss sich jeder Unternehmer dringendst mit Förderung beschäftigen.“ Ihr Tipp: erst die unterschriebene Zusage sicher haben und dann das Vorhaben starten.
Unternehmensfolge – altbacken oder attraktiv?
Gründen scheint für Entrepreneure oft die attraktivere Option: sind Gründer nicht Visionäre und verändern die Welt? Eine Betriebsübernahme klingt für viele Ohren erstmal langweilig. Ines Sterling ist Nachfolgerin und Gründerin. Wo sieht sie die großen Unterschiede? Sie sagt dazu:
- Gründer starten als One Man Show. Man versucht, möglichst wenig Kosten entstehen zu lassen. Man hat eine Leidenschaft, die man verwirklichen möchte. Diese Leidenschaft groß werden zu lassen, ist schwer und man braucht sehr viel Energie, Können und Passion, damit sich aus einer Gründeridee etwas Bedeutendes entwickelt.
- Nachfolgen ist wesentlich einfacher, da es ein bestehendes und funktionierendes System gibt. Das schwierige dabei ist, einen guten Einblick in die Firma zu bekommen und herauszufinden, ob es irgendwelche Haken gibt. Geschäftsführend vor der Übernahme einzusteigen, ist deswegen eine optimale Grundlage.
Ines unterscheidet bei ihren eigenen Firmen zwischen betriebswirtschaftlichen Ambitionen und ihrer Leidenschaft: Mit ihren Gründungen ist sie als Genussmensch emotional tief verbunden: Catering und Brauerei sind ihre Leidenschaft. Ihre Nachfolgeunternehmen inspirieren und fordern sie als Betriebswirtin: hier kann sie wachsen, analysiert, optimiert und gestaltet die Zukunft.
Die betriebswirtschaftliche Kraft der Nachfolgeunternehmen ermöglichen ihr dabei maßgeblich die Verwirklichung ihrer Gründerideen. Und als Frau schätzt sie noch einen weiteren Aspekt: das Team eines etablierten Unternehmens im Hintergrund zu wissen. Als One-Woman-Show und Gründerin geht Beruf und Familie nicht oder nur viel schwerer zu vereinen.
Jede Unternehmensnachfolge hat eine individuelle Konstellation – und damit verbundene Herausforderungen
Nachfolge ist nicht gleich Nachfolge. Ins Sterling hat zwei verschiedene Nachfolge-Konstellationen selbst erlebt. Bei ihrer ersten Übernahme war sie zunächst vier Jahre Geschäftsführerin im Unternehmen und kannte genau Risiken und Chancen. Mit dem übergebendem Inhaber hatte sie ein Vertrauensverhältnis und die Übernahme lief sehr harmonisch ab. Sie schlossen sogar einen 4-jährigen Beratervertrag, in dem alte Inhaber weiter seine fachliche Expertise in die Firma einbrachte. In dieser Zeit konnte sie die Beziehung zu Lieferanten und Kunden ausbauen. „Die Übergabe war ein absoluter Glücksfall.“
Bei ihrer zweiten Übernahme, dem Braupartner Online Shop, gestaltete sich der Übergang deutlich schwieriger. „Noch heute arbeiten wir Sachen auf“. Die übernommene Firma zog zum bestehenden Firmensitz von Ines Sterlings Brauerei Service. Die alten Mitarbeiter waren im Alter des übergebenden Inhabers und entschieden sich größtenteils für den Ruhestand. Dadurch hatte sie nur einen geringen Wissenstransfer. Außerdem war der Digitalisierungsstand ein ganz anderer. Ihre erste Firma arbeitete bereits mit einem modernen Warenwirtschaftssystem, integriert in den Onlineshop mit automatischem Rechnungsversand. Die übernommene Firma arbeitete mit Karteikarten, das Lager wurde ohne Artikelnummer geführt – Ines Sterlings Team musste am Anfang umständlich Teile suchen.
Wie diese Herausforderung gemeistert wurde, wie man vier Unternehmen gleichzeitig zum Erfolg führt und wie wichtig eine schriftliche Lebensplanung ist, erfahren Sie in unserer Podcast Folge 11. Jetzt reinhören!
Alle Podcast Folgen finden sie auf 🎙️💚🎧 #SageNachfolgeplaner
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