Digitale Transformation

Generationenwechsel im Mittelstand: Aktuelle Zahlen zur Nachfolge 2025

Der aktuelle KfW-Nachfolgemonitor 2025 zeichnet ein alarmierendes Bild: Über 200.000 mittelständische Unternehmen suchen bis Ende des Jahres einen Nachfolger. Die demografische Entwicklung und der neue Trend zur Geschäftsaufgabe verschärfen die Situation – aber es bieten sich auch enorme Chancen für Nachfolger.

Die umfangreichen Zahlen des aktuellen KfW-Nachfolgemonitors markieren einen Wendepunkt in der Geschichte der Nachfolge des deutschen Mittelstands. Mit 215.000 Unternehmen, die bis Ende 2025 eine Nachfolgelösung suchen, steht die deutsche Wirtschaft vor einer ihrer größten strukturellen Herausforderungen. Das Durchschnittsalter der übergebenden Unternehmer von 65,4 Jahren verdeutlicht die Dringlichkeit der Situation.

Paradigmenwechsel in der Nachfolge

Die wohl besorgniserregendste Entwicklung zeigt sich in einer neuen Tendenz: Erstmals planen mehr Unternehmen eine Geschäftsaufgabe, als aktiv nach einer Lösung für die Unternehmensnachfolge zu suchen. Konkret wollen 231.000 Betriebe bis Ende 2025 schließen – unabhängig von der Nachfolgefrage. Diese Entwicklung deutet auf einen fundamentalen Wandel im unternehmerischen Selbstverständnis hin. Wo früher die Fortführung des Lebenswerks im Vordergrund stand, gewinnen heute pragmatische Lösungen die Oberhand.

Von den kurzfristig zur Übergabe anstehenden Betrieben haben nur 28 % ihre Nachfolgeverhandlungen erfolgreich abgeschlossen. Diese Quote markiert einen historischen Tiefstand. Besonders beunruhigend ist die Situation bei weiteren 44 % der Unternehmen, die sich entweder noch in der Suchphase befinden oder sogar noch gar nicht mit den Vorbereitungen begonnen haben. Vielen dieser Betriebe läuft die Zeit davon.

Der demografische Wandel als Beschleuniger

Die demografische Entwicklung trifft den Mittelstand mit besonderer Härte. Mit einem Anteil von 54 % über 55-Jähriger in den Führungsetagen hat sich die Alterung der Unternehmerschaft in den letzten 20 Jahren drastisch beschleunigt. Dieser Trend vollzieht sich deutlich schneller als in der Gesamtbevölkerung und verschärft die Nachfolgeproblematik zusätzlich. Die Schere zwischen alteingesessenen Unternehmern und potenziellen Nachfolgern öffnet sich damit immer weiter.

Trotz aller Herausforderungen bleibt die familieninterne Nachfolge mit 53 % das bevorzugte Übergabemodell. Dies zeigt die tiefe Verwurzelung traditioneller Unternehmensvorstellungen im deutschen Mittelstand. Allerdings deutet der wachsende Anteil externer Verkaufsoptionen (41 %) auf einen schleichenden Wandel hin. Die klassische Familiennachfolge könnte also ihre dominante Stellung verlieren.

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Chancen für Übernehmer: Ein Käufermarkt entsteht

Die Haupthürden bei der Nachfolge zeigen, dass es sich um ein vielschichtiges Problem handelt. Der eklatante Kandidatenmangel (bei 79 %) ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter verbergen sich komplexe Herausforderungen wie die schwierige Kaufpreisfindung und wachsende bürokratische Anforderungen. Diese Kombination macht die Nachfolge zu einem zunehmend komplexen Projekt, das frühzeitige und professionelle Planung erfordert.

Jedoch bietet aktuelle Situation für potenzielle Nachfolger auch einmalige Chancen. Die Kombination aus demografischem Druck und der wachsenden Zahl übergabewilliger Unternehmen verschafft qualifizierten Interessenten eine sehr gute Verhandlungsposition. Denn viele der zur Übergabe anstehenden Betriebe sind wirtschaftlich gesund und verfügen über etablierte Marktpositionen.

Der Weg zur erfolgreichen Nachfolge

Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge braucht vor allem eines: Zeit. Oft wird eine Vorbereitungsphase von mindestens drei Jahren empfohlen. In dieser Zeit müssen nicht nur rechtliche und finanzielle Fragen geklärt werden. Besonders wichtig ist die systematische Einarbeitung der Nachfolger und ein strukturierter Wissenstransfer.

Für übergebende Unternehmer ist eine realistische Herangehensweise entscheidend. Dies bedeutet:

  • Frühzeitige und professionelle Planung der Nachfolge
  • Offenheit für verschiedene Übergabemodelle
  • Realistische Bewertung des Unternehmens
  • Strukturierte Einarbeitung der Nachfolger

Kreative Lösungen statt Geschäftsaufgabe

Die erfolgreiche Bewältigung der Nachfolge erfordert ein Umdenken aller Beteiligten. Unternehmer müssen sich früher und offener mit allen Übergabeoptionen auseinandersetzen. Statt am traditionellen Familienmodell festzuhalten, sollten auch kreative Lösungen wie Management-Buy-outs oder hybride Übergangsmodelle in Betracht gezogen werden. Hier einige Beispiele:

  • Management-Buy-out (MBO): Beim Management-Buy-out übernimmt das bestehende Management eines Unternehmens die Eigentümerschaft, häufig finanziert durch Kredite oder Beteiligungskapital. Es ist eine sinnvolle Lösung, wenn interne Führungskräfte das Unternehmen gut kennen und motiviert sind, es weiterzuführen.
  • Hybride Übergangsmodelle: Diese Modelle kombinieren mehrere Nachfolgelösungen, z. B. eine schrittweise Übergabe an einen externen Nachfolger, begleitet von einer Übergangsphase, in der der bisherige Inhaber noch beratend tätig ist. Sie ermöglichen eine flexible Anpassung an die individuellen Bedürfnisse von Unternehmen und Nachfolgern.
  • Mitarbeiterbeteiligungen: Die Nachfolge wird durch eine kollektive Übernahme durch Mitarbeiter organisiert, z. B. in Form einer Genossenschaft oder Mitarbeitergesellschaft.
  • Externe Investoren mit operativer Einbindung: Ein externer Investor oder strategischer Partner wird eingebunden, um finanzielle Ressourcen und Know-how bereitzustellen, wobei ein Management-Team aus dem Unternehmen oder extern eingestellt wird.
  • Interimsmanagement: Ein externer Interimsmanager führt das Unternehmen übergangsweise, während die endgültige Nachfolgelösung gesucht wird.
  • Familienexterne Nachfolge im Franchise-Modell: Das Unternehmen wird in eine Franchise-Struktur überführt, wobei ein oder mehrere Franchise-Nehmer die Verantwortung übernehmen.
  • Kooperation oder Fusion: Das Unternehmen schließt sich mit einem anderen Unternehmen zusammen, um Synergien zu nutzen und die Nachfolge zu sichern.

Diese Ansätze bieten Spielraum, um individuelle Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge zu meistern.

Fazit: Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Die aktuelle Nachfolgesituation im Mittelstand ist mehr als eine betriebswirtschaftliche Herausforderung – sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es steht nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit des deutschen Erfolgsmodells Mittelstand auf dem Spiel.

Nur durch das koordinierte Zusammenwirken von Unternehmern, potenziellen Nachfolgern und unterstützenden Institutionen kann diese historische Transformationsaufgabe gelingen. Die Zeit drängt – jetzt sind kreative Lösungen und entschlossenes Handeln gefragt.