Nachhaltigkeitsberichterstattung
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist mehr als ein gesetzliches Muss. Sie ist ein strategisches Werkzeug für Transparenz und Vertrauen. Erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, welche Kennzahlen wichtig sind und wie Sie ihn für Stakeholder optimal aufbereiten.
- Warum ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung wichtig?
- Rechtliche Vorgaben: CSRD, ESRS und internationale Standards
- Nachhaltigkeitsberichterstattung: Definition, Inhalte und Bedeutung
- Nachhaltigkeitsbericht erstellen: Die ultimative Schritt-für-Schritt-Anleitung
- FAQ: Häufige Fragen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
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Warum ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung wichtig?
Nachhaltigkeit ist längst kein freiwilliges Engagement mehr, sondern ein entscheidender Bestandteil unternehmerischer Verantwortung. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung schafft Transparenz, stärkt das Vertrauen von Stakeholdern und erfüllt rechtliche Vorgaben.
Wichtige Stakeholder und deren Erwartungen:
- Investoren: Bewerten Risiken und Chancen nachhaltiger Unternehmenspraktiken.
- Kunden: Fordern nachhaltige Produkte und Transparenz in der Lieferkette.
- Mitarbeiter: Bevorzugen verantwortungsbewusste Arbeitgeber.
- Regulierungsbehörden: Verlangen die Einhaltung strenger Nachhaltigkeitsvorgaben.
Ein glaubwürdiger Bericht fördert nicht nur das Vertrauen, sondern kann auch Wettbewerbsvorteile schaffen.
Rechtliche Vorgaben: CSRD, ESRS und internationale Standards
Die regulatorischen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) setzt die EU neue Maßstäbe.
Wichtige Vorschriften im Überblick:
- CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive): Verpflichtet große Unternehmen und bald auch KMU zur detaillierten Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen.
- ESRS (European Sustainability Reporting Standards): Definiert konkrete Berichtsstandards für ESG-Kriterien.
- EU-Taxonomie: Kategorisiert wirtschaftliche Aktivitäten nach ihrer Umweltverträglichkeit.
Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Berichterstattung konform mit diesen Richtlinien ist. Eine transparente und strukturierte Vorgehensweise hilft, Strafen zu vermeiden.
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Nachhaltigkeitsberichterstattung: Definition, Inhalte und Bedeutung
Nachhaltigkeitsberichterstattung bezeichnet die systematische Erfassung, Analyse und Veröffentlichung der Nachhaltigkeitsleistungen eines Unternehmens. Sie umfasst ökologische, soziale und Governance-Aspekte (ESG-Kriterien) und soll Transparenz über nachhaltige Strategien, Maßnahmen und Ziele schaffen.
Durch gesetzliche Vorgaben wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird diese Berichterstattung zunehmend verpflichtend. Doch auch unabhängig von regulatorischen Anforderungen nutzen viele Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte, um ihre Verantwortung sichtbar zu machen und sich strategisch weiterzuentwickeln.
Abgrenzung: Geschäftsbericht, Lagebericht und Nachhaltigkeitsbericht
Nachhaltigkeitsberichte sind oft Bestandteil des allgemeinen Unternehmensreportings. Doch wo liegt der Unterschied zu den anderen Berichtsarten?
| Berichtstyp | Inhalt | Pflicht? |
| Geschäftsbericht | Finanzielle Leistungen, Jahresabschluss, wirtschaftliche Entwicklung | Ja, für kapitalmarktorientierte Unternehmen |
| Lagebericht | Teil des Geschäftsberichts, beschreibt Chancen, Risiken und wirtschaftliche Strategie | Ja, für große Unternehmen |
| Nachhaltigkeitsbericht | Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte, Nachhaltigkeitsstrategie, ESG-Kennzahlen | Ja, für betroffene Unternehmen nach CSRD |
Wichtig: Der Nachhaltigkeitsbericht ist kein separater Bericht, sondern ein Pflichtbestandteil des Lageberichts. Unternehmen können jedoch zusätzlich einen eigenständigen, prosaischen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, um ihre Nachhaltigkeitsstrategie verständlich zu kommunizieren.
Inhalte und Kernbereiche der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung basiert auf den ESG-Kriterien, die sich in drei Hauptbereiche gliedern:
1. Umwelt (Environmental)
- CO₂-Emissionen und Klimastrategie
- Energie- und Ressourcennutzung
- Umweltfreundliche Produktion und Kreislaufwirtschaft
2. Soziales (Social)
- Arbeitsbedingungen und Menschenrechte
- Diversität und Gleichstellung
- Kunden- und Lieferantenverantwortung
3. Unternehmensführung (Governance)
- Unternehmensethik und Compliance
- Risikomanagement
- Transparenz und Anti-Korruptionsmaßnahmen
Diese Inhalte müssen messbar und vergleichbar dargestellt werden. Deshalb sind Unternehmen verpflichtet, auf konkrete Daten, KPIs und nachvollziehbare Quellen zurückzugreifen.
Maschinenlesbare versus Prosaische Berichterstattung
Nachhaltigkeitsberichte gibt es in zwei Formen:
1. Maschinenlesbare Berichterstattung:
- Pflicht gemäß CSRD, muss als European Single Electronic Format (ESEF) vorliegen
- Enthält strukturierte ESG-Daten für Regulierungsbehörden und Investoren
- Fokus auf Zahlen, Kennzahlen und standardisierte Berichtsformate.
2. Prosaischer Nachhaltigkeitsbericht:
- Verständliche, erzählerische Darstellung der Nachhaltigkeitsstrategie
- Oft mit Storytelling, Grafiken und Interviews angereichert
- Wird von Unternehmen freiwillig zusätzlich veröffentlicht.
Relevante Kennzahlen und Datenpunkte für die Nachhaltigkeitsberichterstattung
Unternehmen müssen präzise Daten erfassen, um ihre ökologische, soziale und wirtschaftliche Verantwortung nachzuweisen. Doch welche Datenpunkte sind besonders relevant?
1. Treibhausgasemissionen: CO₂-Fußabdruck verstehen
Die Erfassung von Treibhausgasemissionen (THG) erfolgt nach dem international anerkannten Greenhouse Gas (GHG) Protocol, das Emissionen in drei Kategorien unterteilt:
- Scope 1: Direkte Emissionen aus unternehmenseigenen oder kontrollierten Quellen (z. B. Emissionen aus Firmenfahrzeugen oder Produktionsanlagen).
- Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie (z. B. Strom, Fernwärme oder Kühlung).
- Scope 3: Weitere indirekte Emissionen aus der Wertschöpfungskette (z. B. Transport, Geschäftsreisen, Lieferanten oder Produktnutzung).
Beispiel:
Ein Automobilhersteller misst nicht nur die Emissionen aus der eigenen Produktion (Scope 1), sondern auch den Stromverbrauch seiner Werke (Scope 2) sowie die Emissionen, die durch die Nutzung seiner Fahrzeuge entstehen (Scope 3).
2. Ressourcenverbrauch: Wasser, Energie und Rohstoffe effizient nutzen
Unternehmen benötigen für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung klare Zahlen zu ihrem Ressourcenverbrauch. Dies umfasst insbesondere:
- Den Wasserverbrauch (z. B. Liter pro Produktionseinheit)
- Den Energieverbrauch (z. B. Gesamtverbrauch in kWh oder Anteil erneuerbarer Energien)
- Den Verbrauch nicht erneuerbarer Rohstoffe (z. B. seltene Erden in der Elektronikindustrie).
Beispiel:
Ein Textilunternehmen erfasst seinen Wasserverbrauch pro hergestelltes Kleidungsstück und setzt sich Ziele zur Reduzierung, indem es wassersparende Produktionsverfahren einführt.
3. Abfallmanagement und Umweltverschmutzung
Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft beginnt mit der Erfassung von Abfallmengen und deren Verwertung. Relevante Kennzahlen sind:
- Gesamtmenge an Abfall (in Tonnen oder Kilogramm),
- Recycling- und Verwertungsquote (%),
- Emissionen von Luft-, Boden- und Wasserschadstoffen.
Beispiel:
Ein Logistikunternehmen misst, wie viel Verpackungsmaterial durch Recycling eingespart wird und reduziert Plastikverpackungen durch nachhaltige Alternativen.
4. Soziale und Governance-Aspekte
Neben ökologischen Faktoren spielen soziale und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien) eine zentrale Rolle:
- Mitarbeiterzufriedenheit und Diversität (z. B. Frauenanteil in Führungspositionen)
- Arbeitsunfälle und Sicherheitsstandards
- Einhaltung von Menschenrechten in der Lieferkette
- Ethische Unternehmensführung und Korruptionsprävention
Beispiel:
Ein Technologiekonzern veröffentlicht Daten zur Geschlechterverteilung in Führungspositionen und setzt sich verbindliche Ziele für mehr Diversität.
Nachhaltigkeitsbericht erstellen: Die ultimative Schritt-für-Schritt-Anleitung
Die folgende 5-Schritte-Anleitung zeigt den gesamten Prozess, von der Analyse bis zur Veröffentlichung.
Schritt 1: Wesentlichkeitsanalyse durchführen
Bevor Unternehmen mit dem Schreiben beginnen, müssen sie festlegen, welche Themen für sie und ihre Stakeholder wirklich relevant sind. Dies geschieht durch eine Wesentlichkeitsanalyse.
Ziel: Identifikation der wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte mit Blick auf ökologische, soziale und ökonomische Auswirkungen.
Vorgehen:
- Stakeholder-Befragungen durchführen (Mitarbeiter, Kunden, Investoren).
- Interne und externe Faktoren analysieren (Branchenstandards, gesetzliche Vorgaben, ESG-Risiken).
- Themenpriorisierung mit einer Wesentlichkeitsmatrix visualisieren.
Beispiel: Ein Modeunternehmen bewertet den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette als besonders wesentlich, da Kunden nachhaltige Materialien fordern.
Schritt 2: Daten sammeln und validieren
Glaubwürdige Berichterstattung basiert auf belastbaren Zahlen. Unternehmen müssen Daten systematisch erfassen, prüfen und nach gültigen Standards aufbereiten.
Ziel: Verlässliche Nachhaltigkeitskennzahlen für Umwelt, Soziales und Governance (ESG) erfassen.
Vorgehen:
- Datenquellen identifizieren (z. B. Energieverbrauch, CO₂-Emissionen, Diversitätsstatistiken).
- Messmethoden definieren (z. B. nach GHG Protocol für Emissionen).
- Validierung durch interne Audits oder externe Prüfer sicherstellen.
Beispiel: Ein Logistikunternehmen misst den Dieselverbrauch seiner Fahrzeugflotte und lässt die Daten durch ein unabhängiges Institut verifizieren.
Schritt 3: Bericht strukturieren und KPIs definieren
Ein klar gegliederter Bericht erhöht die Verständlichkeit und Lesbarkeit. Wichtige Bestandteile sind:
Ziel: Übersichtlicher, leicht verständlicher Bericht mit den richtigen Kennzahlen (KPIs).
Struktur des Berichts:
- Einleitung: Unternehmensprofil, Ziele der Berichterstattung.
- Strategie & Wesentlichkeitsanalyse: Nachhaltigkeitsstrategie und Kernfaktoren.
- ESG-Kernbereiche:
- Umwelt (Emissionen, Energieeffizienz, Ressourcenverbrauch).
- Soziales (Mitarbeiterrechte, Diversität, Arbeitsbedingungen).
- Governance (Compliance, Unternehmensethik, Lieferkettenmanagement).
- Nachhaltigkeitsziele und Fortschritte: Maßnahmen und geplante Verbesserungen.
- Fazit & Ausblick: Zukunftsvision und nächste Schritte.
Beispiel: Ein Technologieunternehmen strukturiert seinen Bericht entlang der ESG-Kriterien und nutzt Diagramme zur besseren Veranschaulichung.
Schritt 4: Nachhaltigkeitsziele und Fortschritte klar kommunizieren
Ein guter Nachhaltigkeitsbericht zeigt nicht nur Ist-Zustände, sondern formuliert auch klare Ziele und Maßnahmen.
Ziel: Nachhaltigkeitsstrategie verständlich erklären und Fortschritte messbar machen.
Vorgehen:
- SMARTe Ziele definieren (Spezifisch, Messbar, Akzeptiert, Realistisch, Terminiert).
- Erfolgsgeschichten und Best Practices einbinden.
- Fortschritte mit Vergleichszahlen aus Vorjahren oder Branchendurchschnitten belegen.
Beispiel: Ein Energiekonzern kommuniziert, dass er den Anteil erneuerbarer Energien von 40 % auf 60 % steigern möchte, mit einer klaren Zielsetzung bis 2030.
Schritt 5: Bericht prüfen, freigeben und veröffentlichen
Der letzte Schritt ist die Qualitätsprüfung und Veröffentlichung des Berichts. Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Daten korrekt, verständlich und ansprechend präsentiert sind.
Ziel: Rechtssichere, transparente Berichterstattung mit maximaler Reichweite.
Vorgehen:
- Interne und externe Prüfung (z. B. durch Wirtschaftsprüfer oder Nachhaltigkeitsexperten).
- Freigabe durch die Geschäftsführung.
- Multikanal-Veröffentlichung:
- Auf der Unternehmenswebsite.
- In sozialen Medien (z. B. LinkedIn, Twitter).
- Per Pressemitteilung für Investoren und Medien.
FAQ: Häufige Fragen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
Diese FAQ-Sektion beantwortet die häufigsten Fragen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
1. Wer ist zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet?
Mit der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind immer mehr Unternehmen zur Berichterstattung verpflichtet.
Aktuelle Regelung:
- Seit 2024: Gilt für große, kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden (bisher nach der Non-Financial Reporting Directive, NFRD).
- Ab 2025: Alle großen Unternehmen, die zwei der drei Kriterien erfüllen:
- Mehr als 250 Mitarbeitende
- Mehr als 40 Mio. € Umsatz
- Mehr als 20 Mio. € Bilanzsumme
- Ab 2026: Auch börsennotierte KMU (kleine und mittlere Unternehmen) sind betroffen, mit Ausnahmen bis 2028.
2. Welche Standards und Frameworks sind relevant?
Es gibt verschiedene Frameworks, die Unternehmen bei der Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts unterstützen.
Wichtige Standards:
- ESRS (European Sustainability Reporting Standards): Ab 2024 der zentrale Standard in der EU.
- GRI (Global Reporting Initiative): Weltweit anerkannt, mit detaillierten KPIs und Kennzahlen.
- SASB (Sustainability Accounting Standards Board): Besonders für branchenspezifische Nachhaltigkeitsberichte.
- TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures): Fokus auf Klimarisiken und deren finanzielle Auswirkungen.
- DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex): Freiwilliger Standard für deutsche Unternehmen.
3. Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass die Daten verlässlich sind?
Ein Nachhaltigkeitsbericht steht und fällt mit der Qualität der Daten. Unzuverlässige oder fehlerhafte Angaben können das Vertrauen der Stakeholder gefährden.
Maßnahmen zur Qualitätssicherung:
- Interne Prozesse standardisieren → Einheitliche Erfassung und Dokumentation von ESG-Kennzahlen.
- Technische Tools nutzen → Software für Datenmanagement und Analyse einsetzen.
- Externe Prüfungen einholen → Wirtschaftsprüfer oder Nachhaltigkeitsexperten für eine unabhängige Validierung beauftragen.
- Vergleich mit Vorjahresdaten → Entwicklung nachvollziehbar dokumentieren.
4. Wie kann der Bericht Stakeholder effektiv erreichen?
Ein Nachhaltigkeitsbericht entfaltet seine Wirkung nur, wenn er auch die richtigen Zielgruppen erreicht.
Strategien für mehr Sichtbarkeit:
- Digitale Veröffentlichung → Nachhaltigkeitsbericht auf der Website bereitstellen.
- Social Media nutzen → LinkedIn, Twitter & Co. für gezielte Kommunikation einsetzen.
- Interaktive Formate anbieten → Videos, Infografiken oder Kurzberichte für eine breitere Zielgruppe erstellen.
- Integration in Unternehmenskommunikation → Nachhaltigkeitsaspekte in Pressemitteilungen, Geschäftsberichten und Investor Relations einbinden.
- Dialog mit Stakeholdern suchen → Webinare oder Stakeholder-Events organisieren.
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