Video-Interview: Fördermittel für Unternehmensnachfolge
Fördermittel gibt es nicht nur für die Gründung, sondern auch für die Nachfolge in einem Unternehmen. Wir haben bei Dr. Thomas Jesch, Experte für Steuer- und Investmentrecht, nachgefragt, was es hier zu beachten gilt und welche Tipps er für Nachfolger hat.
Fördermittel gibt es nicht nur für die Gründung, sondern auch für die Nachfolge in einem Unternehmen. Ines Sterlings Erfolgsgeschichte zeigt (den Vodcast finden Sie unten), wie unverzichtbar die Gelder zur Finanzierung sind. Die Bier-Unternehmerin hat zwei Unternehmen gegründet und zwei übernommen. Sie sagt: „Fördermittel sind ein absolutes Muss für Unternehmer – ohne sie hätte meine Nachfolge nicht geklappt.“ Dank einer Bank, die sie durch öffentliche Mittel unterstützt hat, konnte sie ihre Vorhaben wahr machen.
Ihre erste Nachfolge finanzierte sie mit einem Bürgschaftsangebot der bayerischen Förderbank LfA. Auch im weiteren Verlauf hat sich Ines Sterling aktiv mit Unternehmensförderung auseinandergesetzt – durch Eigenrecherche und die Unterstützung kostenloser Förderberater. So konnte sie auch die anderen drei Unternehmen finanzieren und die Förderung war dabei weder kompliziert noch bürokratisch.
Podcast-Gast Dr. Thomas Jesch gibt Tipps zu Fördergeldern
In unserem Experteninterview ist dieses Mal Dr. Thomas A. Jesch zu Gast. Er ist Jurist und hat vor zehn Jahren seinen Schwerpunkt von Steuer- auf Investmentrecht verlagert. Darüber hinaus ist er geschäftsführender Vorstand des Branchenverbands Bund Institutioneller Investoren (bii). Sein neuestes Buch mit dem Titel „Die Fördergeld-Strategie 2021 – Fördergelder akquirieren für Existenzgründer sowie kleine und mittlere Unternehmen“ widmet sich ebenfalls dem Thema Unternehmensförderung. Wir sprachen mit Dr. Thomas Jesch unter anderem über folgende Punkte:
- Fördermittel als Chance
- Wege zu den Fördermitteln
- Vermeidbare Fehler
„Nicht abschrecken lassen“
„Fördermittel sind eine Chance für den Unternehmer, der sich mit diesem Thema befasst“, sagt Dr. Thomas Jesch schon zu Anfang ganz klar. Auch wenn die Beantragung zeitlich umfangreich ist, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Zur Unterstützung gibt es Berater, mit denen zusammen man seine Themen analysieren kann. Denn auch wenn das Geschäft gut läuft, kann es immer schwierige Phasen geben, wie die Jahre 2009 und 2010 gezeigt haben. Daran sollte man ebenfalls denken.
Unser Podcast-Gast ermutigt Unternehmer demnach nachdrücklich, sich mit dem Thema Förderung zu beschäftigen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 nahmen nur 28 Prozent der Unternehmer Förderangebote in Anspruch. „Das liegt unter anderem daran, dass man bei einem erfolgreichen Geschäft mit Marge und Wachstum schwierige Zeiten schnell ausblendet“, erklärt Dr. Thomas Jesch. Das hemmt allerdings bei kostenintensiven Vorhaben wie Produktforschung.
Viele Wege zu den Fördergeldern
Es gibt auch ohne Berater Zugang zum Thema. Unter anderem lohnt sich ein Austausch mit der Hausbank, bei dem man herausfinden kann, wie fördermittelaffin sie ist und ob sie mit Förderinstitutionen und -banken zusammenarbeitet. Steuerberater sind ebenfalls eine Anlaufstelle. Man kann aber auch, wie Ines Sterling es unter anderem gemacht hat, selbst recherchieren und entsprechende Programme via Google in Erfahrung bringen. Hier gibt es von Förderung auf EU-Ebene über Bund und Länder bis hin zu einzelnen Städten eine breite Palette. „Diese Programme werden absichtlich zur Verfügung gestellt und sollen abgerufen werden, also keine falsche Bescheidenheit“, ermutigt Dr. Thomas Jesch. Auch der Wirtschaftsteil in der Zeitung kann aufschlussreich sein.
Hat man die Programme ausfindig gemacht, kann es direkt an die Beantragung gehen. „Manchmal ist das auch einfach, wie man beispielsweise an den Corona-Hilfen sieht. Man braucht nicht immer Berater. Die Kosten für den sind auch steuerlich absetzbar.“ Eine weitere Anlaufstelle sind die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften der einzelnen Bundesländer. Man kann dort nach Stichworten suchen, sollte sich unter Umständen aber auch mit einem eigenen Berater zusammensetzen.
Tipp: Keine großen Projekte ohne Fördermittel
Einer der größten Fehler, die man machen kann, ist beispielsweise eine Produktentwicklung zu starten ohne zuvor Zuschüsse oder Darlehen zu beantragen. Denn wenn man feststellt, dass das Projekt teurer wird als gedacht, gibt es kaum noch Möglichkeiten, im Nachhinein Gelder zu erhalten.