Ein Klub für Nachfolger
Im Klub der Nachfolger des Verbandes Junger Unternehmer treffen sich Nachfolger in einer informellen Atmosphäre zu gegenseitigem Austausch und Unterstützung.
Bei jungen Unternehmern liegt das Thema Unternehmensnachfolge nahe, doch muss man dafür gleich einen eigenen Klub gründen? Im Verband Junger Unternehmer, der seit 1950 Familien- und Eigentümerunternehmer bis 40 Jahre vertritt, hat man dies vor einigen Jahren getan. Inzwischen sind mehrere hundert Nachfolger im Klub der Nachfolger aktiv gewesen. Viele davon sind bis heute dabei.
Der Klub war von Anfang an als Angebot von Nachfolgern für Nachfolger gedacht und auf ihre ganz speziellen Bedürfnisse ausgerichtet. Unter dem Motto „Voneinander lernen, einander kennenlernen, einander unterstützen“ traf und trifft man sich zu verschiedensten Veranstaltungsformaten. Teilnehmen kann jeder, der in einem Familienunternehmen tätig ist oder sich gerade darauf vorbereitet.
Dr. Frederik Hümmeke, Mitglied im Bundesvorstand des Unternehmerverbandes und selbst Nachfolger, ist von Anfang an beim Klub der Nachfolger dabei und dort heute erster Ansprechpartner für Interessenten.
Vom Gründer zum Nachfolger: Erfahrungen prägen
Als sein Vater eine Unternehmensberatungsfirma aufbaute, war Dr. Frederik Hümmeke von Anfang an involviert. Dennoch ging er zunächst einmal eigene Wege. Schon in der Schule gründete er die erste eigene Firma, weitere Unternehmensgründungen im In- und Ausland folgten. Nach Studium und Promotion initiierte er in der väterlichen Firma mit einer Gründungsberatung einen eigenen Geschäftsbereich. Der Vater, überzeugt von den unternehmerischen Fähigkeiten des Sohnes, nahm ihn als Mitinhaber und Geschäftsführer auf.
Hümmeke ist also nicht nur ein kompetenter Unternehmensberater, was Gründung und Nachfolge betrifft, sondern kann auch eigene Erfahrungen beisteuern. Schließlich hat er von den Problemen junger Menschen, die über eine Nachfolge im eigenen oder in einem fremden Familienunternehmen nachdenken oder bereits im Nachfolgeprozess stehen, schon einige bewältigt. Und so wie er unterstützen erfahrene Nachfolger im Klub diejenigen, die gerade auf dem Weg sind.
Gründen oder Nachfolgen? Die Antwort ist klar.
Die jungen Unternehmer, die sich für den Klub der Nachfolger interessieren und zu ihm Kontakt aufnehmen, haben die Entscheidung Gründen oder Nachfolgen oftmals bereits getroffen. Hümmeke kennt beide Möglichkeiten der Selbstständigkeit. Er sieht in der Gründung eines neuen Unternehmens erheblich mehr Risiken als bei der Übernahme eines bestehenden Unternehmens. Im schlimmsten Fall kann ein Gründer beim Scheitern „komplett nackig dastehen, bis hin zur Privatinsolvenz“.
Die Unternehmensnachfolge hat für ihn deshalb unbestreitbare Vorteile: Der Käufer erwirbt ein am Markt funktionierendes Unternehmen, mit seit Jahren eingespielten Beziehungen zu Lieferanten und Kunden, das Umsätze macht und Erträge erzielt. Selbst die Finanzierung ist in der Regel einfacher als bei einer Neugründung.
Coach statt Unternehmensberater?
Natürlich ist auch eine Firmenübernahme mit zahlreichen und sehr komplexen Problemen behaftet. Doch der Vorstand des Klubs der Nachfolger ist überzeugt, dass eine Unternehmensnachfolge mit Hilfe guter Berater und exakter Planung und Struktur deutlich einfacher in den Griff zu bekommen ist als eine Neugründung. Nicht immer seien dafür Unternehmens- oder Gründerberater notwendig, sagt er. Oft reichen Anwalt und Steuerberater, um die Nachfolge erfolgreich zu meistern.
Statt eines Unternehmensberaters empfiehlt er den jungen Nachfolgern, Rhetorikseminare zu besuchen und einen guten Coach zu finden, der sie begleiten kann. Denn für die erfolgreiche Führung einer Firma sind für ihn eine gelingende Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig. Nur mit dem Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen lassen sich die komplexen Herausforderungen einer Unternehmensnachfolge erfolgreich meistern.
Herausforderungen externer und interner Nachfolge
Auch gute planerische und vertragliche Vorbereitung ist unabdingbar. Genauso wichtig sind für Hümmeke jedoch wertschätzende Beziehungen im Nachfolgeprozess, ob in der Familie oder bei einer externen Übernahme. Gerade bei einer externen Nachfolge gibt ein Unternehmer sein Kind, sein Lebenswerk aus den Händen. Oft ist das Unternehmen die einzige Altersvorsorge. Entsprechend wählerisch ist derjenige manchmal in Bezug auf den potenziellen Nachfolger – und entsprechend überzogen sind manche Preisvorstellungen.
Bei einer Nachfolge innerhalb der Familie sind es vor allem emotionale Konflikte und Herausforderungen: „Traue ich dem Sohn, der Tochter etwas zu, kann ich als Unternehmer loslassen oder soll mein Nachfolger möglichst alles so machen wie ich bisher?“ Wie bei einer Erbschaft kann es zu Streitigkeiten kommen, lange verdrängte Diskrepanzen können ans Tageslicht gelangen.
Eine wertschätzende Haltung der Generationen untereinander ist ein Schlüssel zum Erfolg. Fehlt diese, ist die Chance des Scheiterns groß. Da kann dann auch kein Berater helfen.
Wie geht es weiter mit der Unternehmensnachfolge in Deutschland?
Sicher von den Erfahrungen der Corona-Krise geprägt fällt Hümmekes Urteil über die staatliche Förderung von Existenzgründern und Nachfolgern in Deutschland recht harsch aus: Statt Unterstützung sieht er eher das Gegenteil, nämlich „Bürokratie-Steigerung, Erhöhung von Haftungen für Gründer, das Erschweren von Finanzierungen durch Bankenregulierungen“, alles Dinge, die Unternehmern und Nachfolgern das Leben schwer machen würden.
Diese kommen schließlich zu den schon erheblichen Herausforderungen einer Unternehmensnachfolge dazu, von denen es zahlreiche gibt: Wie finde ich meinen eigenen Weg im Unternehmen? Wie profitiere ich vom Wissen und Können des Altinhabers? Mit welchen Führungskräften muss ich mich vernetzen? Wie verdiene ich mir den Respekt und die Autorität unter den Mitarbeitern? Wie schaffe ich Vertrauen bei Lieferanten und anderen Partnern? Was im Unternehmen soll Bestand haben, was möchte ich gerne ändern? Diese Reihe ließe sich schier endlos fortsetzen.
Dr. Frederik Hümmeke wünscht sich sehr viel mehr Unterstützung für junge Gründer und Nachfolger, weniger bürokratische Hürden, eine stärkere steuerliche Aufwertung von investiertem Kapital und eine bessere Behandlung von Eigenkapital als von Fremdkapital. Im Verband Junger Unternehmer setzt er sich dafür auf politischer Ebene ein, während er mit seiner Tätigkeit im Klub der Nachfolger anderen Familiennachfolgern ganz konkrete Hilfe anbietet.
Klub der Nachfolger ist mehr als ein reiner Interessensverband
Sowohl die gesellschaftlichen als auch die individuellen Herausforderungen sind Thema im Klub der Nachfolger. Dazu haben die Klubgründer Formate entwickelt, die auf dem Prinzip der gegenseitigen Unterstützung beruhen. Statt externer Experten beraten hier ausschließlich gestandene Nachfolger. Vieles passiert informell.
So wie beim Nachfolgebootcamp, einem zweieinhalbtägigen Seminar, bei dem Nachfolger auf einer ganz persönlichen Ebene über eigene Erfahrungen und Haltungen sprechen, die Geschichten der anderen hören und voneinander lernen können. Das macht das Besondere bei allen Veranstaltungen des Klubs aus: „Wir sind füreinander da!“
Beim Nachfolgeforum treffen sich die Klubmitglieder mehrmals im Jahr bei einem jeweils anderen Nachfolger oder einer Nachfolgerin in deren Unternehmen, besichtigen es und hören Vorträge von den Inhabern. Unter dem Motto Wine & Dine begegnet man sich bei einem gemeinsamen Abendessen, zu dem auch die Eltern willkommen sind, sodass die Generationen miteinander und untereinander ins Gespräch kommen. Der gemeinsame Austausch und das Kennenlernen ist ebenfalls Ziel einer jährlichen gemeinsamen Reise, bei der beispielsweise eine Gruppe junger Nachfolger eine Woche lang auf einem Segelboot oder per Kanu unterwegs ist.
Netzwerken unter Nachfolgern verbindet
Es sind diese persönlichen Begegnungen, die lange nachwirken und informelle Beziehungsnetze schaffen, durch die Unternehmensnachfolger mit konkreten Problemen eigentlich immer Ansprechpartner und damit Unterstützung finden. Die Themen der Jungunternehmer sind vielfältig und doch ähnlich. Für Dr. Frederik Hümmeke und den Klub der Nachfolger ist wichtig: Konflikte und Dynamiken innerhalb von Unternehmerfamilien und zwischen den Generationen zu lösen, wertschätzend miteinander umzugehen, seine Stärken individuell weiterzuentwickeln, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, aber auch von Andersdenkenden profitieren. Ein erfolgreiches Modell, das es sehr viel öfter in unserer Gesellschaft geben sollte.