Unternehmensnachfolge

Finanzierung von Übernahmen: Private Equity Backing

In unserer Podcast-Episode #21 hat Patrick Löchelt, Unternehmer und Geschäftsführer der Hasenkopf GmbH, bereits von seiner Unternehmensübernahme mit Private Equity (PE) berichtet. Für diesen Artikel hat er mit uns über seine persönliche Erfahrung als Nachfolger gesprochen, der ein Unternehmen mit Private Equity kauft.

Private Equity als eine von mehreren Optionen

Patrick Löchelt hat zwar über die Möglichkeit des Private Equity immer Bescheid gewusst, ist aber erst über eine Empfehlung an die passende Beteiligungskapitalgruppe gekommen. „Dadurch bekommt man auch eine starke Innenperspektive, wie Private-Equity-Gesellschaften funktionieren“, erzählt er. „Das ist ein extrem professionelles Umfeld mit hohen Ambitionen. Deswegen habe ich mich von anderen Optionen wegbewegt.“

Für welche Option der Finanzierung man sich letztendlich entscheidet, hängt von den Ambitionen und der Kapitalgröße des Unternehmens ab. Dabei geht es auch um die Frage, wie empfänglich man für die Ideen anderer ist, beziehungsweise ob einem seine eigene Entscheidungsfreiheit wichtiger ist. Denn eine Finanzierung über Private Equity bedeutet, dass auch der Investor seine Vorstellungen einbringen kann. „Da sind gewisse Ambitionslevel vorhanden, das muss man wollen “, sagt Patrick Löchelt.

So findet man das richtige Private-Equity-Unternehmen

Es gibt verschiedene Wege, um die geeigneten Investoren zu finden. Patrick Löchelt hat dabei das Glück gehabt, in München, der „Hauptstadt von Private-Equity-Unternehmen“ gewesen zu sein. Grundsätzlich lässt sich aber an verschiedenen Stellen recherchieren. Beispielsweise über Referenzdokumente, Datenbanken oder das Financial Yearbook, wo alle Investoren gelistet sind. Darüber hinaus bieten sich Reports von Boston Consulting und KPMG an. Der Vault Guide to Private Equity informiert darüber, wie man in PE hineinkommt.

Patrick Löchelt hat sich eine Excel-Liste mit den in Frage kommenden Unternehmen angelegt und sie bewertet. Dabei spielten Kriterien wie die Themen der Unternehmen, die Möglichkeit von Management-Buy-In und die Kapitalliga eine Rolle. Der Unternehmer rät, hier realistisch zu sein und zu berücksichtigen, dass die Investoren ihre eigenen Ambitionen realisieren wollen.

Investoren sind unterschiedlich stark involviert

„Basierend auf dieser Liste habe ich die Unternehmen kontaktiert und Klinken geputzt, auch um zu sehen, wie sie funktionieren“, erzählt Patrick Löchelt. Dadurch, dass Private Equity verschiedene Ursprünge, wie beispielsweise Banken oder Beratung hat, wird es auch unterschiedlich verstanden. Manche PE-Unternehmen mischen sich in die Beteiligung ein und machen dem Geschäftsführer Vorschriften über Strategien. Andere sind relativ passiv, lassen dem Geschäftsführer freie Hand und schauen nur, ob die Zahlen stimmen.

In der Regel gilt: Je größer das Unternehmen, desto erfahrener ist es auch, aber desto eingefahrener ist es teilweise. Kleinere sind häufig entsprechend flexibler. „Es gibt auch PE-Unternehmen, die Wert darauf legen, dass der Management-Buy-In-Kandidat mit eigenem Kapital investiert ist – und wenn es nur drei Prozent sind“, weiß Patrick Löchelt aus Erfahrung. Denn das bedeutet, dass die Interessen der Manager gleichgeschaltet sind mit denen der Investoren. Manche wollen aber auch wieder genau das nicht. „Je kleiner das PE-Unternehmen ist, desto mehr hängt es vom richtigen Manager ab. Die Motivationslage für die Beteiligung vom Geschäftsführer ist dann größer”, fasst er zusammen.

Einigungen mit den Investoren

Dass sich Investoren einmischen bedeutet nicht, dass man nicht mit ihnen diskutieren kann, wenn man selbst anderer Meinung ist. Patrick Löchelt rät allerdings, ein solches Gespräch nicht unvorbereitet anzugehen: „Den Investoren macht man nichts vor, die sind versiert und haben Berater. Wenn man da kritisch kommt, muss man sich wirklich vorbereiten. Sie gehen teilweise dann schon darauf ein, aber es muss für sie selbst den Wert erhöhen.“ Denn die Investoren wollen, dass sich die Firma entwickelt und nicht nur deren Ist-Zustand halten. Jedes Private-Equity-Unternehmen hat dabei seine Eigenarten.

Erfahrungen beim Übernahmeprozess

Zur Industrie-Manufaktur Hasenkopf, die er letztendlich übernommen hat, ist er ebenfalls über Empfehlungen gekommen. Daraufhin hat ihn das Unternehmen angerufen und gefragt, ob es passen könnte. Patrick Löchelt war dann in der privilegierten Situation, sich bei der Due Diligence und dem Dealmaking einzubringen, was bei Übernahmen oft nicht der Fall ist. Dadurch hatte er auch die Möglichkeit, selbst Fragen zu stellen und Informationen einzuholen. Das machen sonst häufig nur die Investoren für den Manager.

Sein Kollege Tobias Mehlsam, mit dem zusammen er die Doppelspitze des Unternehmens bildet, kam beispielsweise erst später dazu, als der Deal mit den Konditionen bereits stand.

Dem Dealmaking ging der Letter of Intent voraus, am Ende steht das Signing und das Closing. Während dieser diversen Phasen wird alles immer konkreter, das Vorhaben kann aber auch jederzeit noch platzen. Insgesamt sollte man drei bis zwölf Monate für den Prozess einplanen. Hat der Verkäufer keine Erfahrung, kann es dauern, häufig verzögern auch private Interessen den Vorgang.

Private Equity: Vorteile und Herausforderungen

Den größten Vorteil von einer Finanzierung durch Private Equity sieht Patrick Löchelt in der Unternehmensgröße. Durch PE ist es möglich, größere Unternehmen zu übernehmen, für die man allein nicht die Mittel hätte. Dadurch steigert sich auch die Professionalität des Umfelds. „Außerdem hat man durch Private Equity Profis dabei, die so etwas regelmäßig tun. Sie sind professionelle Partner für Strategie und Input.

Die Herausforderung ist, den Fit hinzubekommen, das heißt die passenden Partner oder Kapitalgeber zu finden. „Man bindet sich auf ein temporäres Ziel hin, daher sollte man genau überlegen, mit wem man das macht“, rät er. Hinzu kommt, dass der Markt nicht transparent ist und die Kombination von Investor und Target komplexer ist, als wenn man alles selbst macht.

Patrick Löchelt sagt abschließend: „Eine Unternehmensübernahme ist ein toller Weg, wenn man mutig und unternehmerisch ist. Daher ist es wichtig, verschiedene Wege aufzuzeigen und mehr darüber aufzuklären. Private Equity ist diesbezüglich auch in den Nischen ein relevanter Markt.“

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