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Was sind Lagerkosten?
Lagerkosten entstehen in jedem Unternehmen, das Waren oder Materialien vorhält. Da diese jedoch schnell steigen können und direkt die Rentabilität beeinflussen, ist eine effektive Lagerhaltung unverzichtbar. Regelmäßige Analysen und der Einsatz von Automatisierung oder digitaler Lagerverwaltung sind unerlässlich, um die Kosten im Blick zu behalten.
Während hohe Lagerkosten Liquiditätsprobleme verursachen können, können zu geringe Bestände die Produktion oder den Verkauf gefährden. Eine durchdachte Lagerverwaltung hilft, Kosten zu optimieren, Verfügbarkeiten zu gewährleisten, unnötiger Kapitalbindung durch übermäßige Bestände vorzubeugen und außerdem zu einer nachhaltigen und flexiblen Lagerstrategie beizutragen.
Lagerkosten – was ist das?
In der Finanzbuchhaltung und im Rechnungswesen beschreiben sie die Aufwendungen, die durch die Lagerung folgender Posten entstehen:
- Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
- Zwischenprodukte
- Halbfabrikate
- Fertigprodukte
- Ersatzteile
In der Regel sind Lagerkosten den Vertriebskosten zuzuordnen. Nur wenn die Lagerung einen Teil des Produktionsprozesses darstellt, werden diese Kosten zu den Produktionskosten gerechnet. Das ist zum Beispiel bei der Herstellung alkoholischer Getränke wie Wein oder Champagner oder bei der Käsereifung der Fall.
In der Gewinn-und-Verlustrechnung erfolgt die Buchung im Gesamtkostenverfahren unter Nummer 8, Sonstige betriebliche Aufwendungen. Bei Anwendung des Umsatzkostenverfahrens fallen die Lagerkosten unter die Vertriebskosten.
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Was zählt zu den Lagerkosten?
Die Lagerkosten setzen sich aus vielen einzelnen Posten zusammen, die alle mit der Lagerhaltung zu tun haben. Dazu gehören:
- Raumkosten: Miete, Abschreibung der Einrichtung, Zinskosten für Kredite, Energiekosten wie Strom, Heizung, Wasser, Instandhaltungskosten, Reinigungskosten, Versicherungsprämien
- Kosten für den Lagerbestand: Verderb und Schwund, Verluste durch unsachgemäße Behandlung (z. B. Bruch), Versicherungsprämien, Kapitalkosten der gelagerten Waren
- Personalkosten: Löhne, Gehälter, Sozialabgaben, Sonderleistungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld
- Kosten für Förder- und Hilfsmittel: Abschreibungen über den Wertverlust der Fördermittel (z. B. Stapler), Betriebskosten, Wartungskosten, Reparaturkosten, Versicherung
- Materialkosten für die Lagerverwaltung: Verpackungsmaterial und Büromaterialien
Ein Aspekt, der bei den Lagerkosten hingegen nicht berücksichtigt wird, sind die Zinskosten für das in der eingelagerten Ware gebundene Kapital. Diese tauchen erst bei den Lagerhaltungskosten auf.
Lagerhaltungskosten
Die Lagerhaltungskosten umfassen alle Kosten, die im Zusammenhang mit der Lagerung von Waren, Materialien und Rohstoffen entstehen, und setzen sich aus den Lagerkosten sowie den Lagerzinskosten zusammen. Während die Lagerkosten die direkten Ausgaben für die Lagerung wie Miete, Personal und Betriebskosten beinhalten, decken die Lagerzinskosten die Zinskosten ab, die das in den Lagerware gebundene Kapital betreffen.
Lagerzinskosten entstehen, weil das Kapital, das in die gekauften oder selbst produzierten Bestände investiert wurde, nicht anderweitig investiert werden kann. Diese Kosten spiegeln den entgangenen Zinsgewinn wider, den das Unternehmen hätte erzielen können, wenn das Kapital nicht in die Lagerbestände, sondern beispielsweise in rentablere Investitionen geflossen wäre.
Die Lagerkosten können gewaltig sein
Statistisch gesehen stellen die durchschnittlichen Lagerkosten in Deutschland 34 % des Umlaufvermögens der deutschen Unternehmen dar. Das ist mit Abstand der größte Posten. In Industrie- und Handelsunternehmen haben die Logistikkosten einen Anteil von 13 bis 22 % an den Gesamtkosten. Rund die Hälfte davon entfallen auf die reinen Lagerkosten. Das bedeutet, dass zwischen 6,5 und 11 % der Gesamtkosten für ein Produkt durch die Kosten für die Lagerung entstehen. Sind sie zu hoch, steigern sie den Verkaufspreis von Produkten und drücken die Marge. Insbesondere zu große Lagerbestände treiben die Lagerkosten in die Höhe. Auch ein schlecht sortiertes Lager und ein nicht gepflegtes Warenwirtschaftssystem wirken sich nachteilig aus.
Lagerkosten berechnen
Um die Lagerkosten eines Unternehmens zu ermitteln, kann die jährliche Kostenstellenrechnung herangezogen werden. Ist keine Kostenstellenrechnung vorhanden, werden sämtliche Kosten, die mit der Lagerhaltung in Verbindung stehen, wie folgt addiert:
Mietkosten | 16.000 Euro |
Personalkosten | 31.000 Euro |
Energiekosten | 1.500 Euro |
Versicherungskosten | 4.000 Euro |
Verwaltungskosten (anteilig) | 2.000 Euro |
Abschreibungen | 4.500 Euro |
EDV-Kosten (anteilig) | 1.700 Euro |
Gesamtkosten | 60.700 Euro |
Mithilfe der jährlichen Gesamtkosten für die Lagerhaltung können je nach Bedarf weitere individuelle Unternehmenskennzahlen ermittelt werden.
Lagerkosten im Blick halten
Insbesondere in Branchen mit hoher Lagerintensität haben Lagerkosten einen immensen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Groß- und Einzelhandelsunternehmen wenden 60 bis 80 % der Bilanzsumme allein für die Lagerkosten aus. Unternehmen, bei denen sie mehr als 25 % der Aktiva ausmachen, müssen genau kalkulieren. Sie benötigen einen hohen Lagerumschlag, um die Lagerkosten schnell wieder zu verdienen.
Je höher die Anforderungen ausfallen, desto passgenauer und effektiver muss die Lagerlogistik sein. Daher kann es sich lohnen zu investieren, um die Lagerkosten langfristig zu senken.
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