Mitarbeitergewinnung auf dem Land: Attraktivität fernab der Metropolen
Die Mitarbeitergewinnung auf dem Land stellt für KMUs eine Herausforderung dar. Dennoch bieten ländliche Standorte eine verbesserte Lebensqualität, Flexibilität durch Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sowie eine familienfreundliche Unternehmenskultur. Die Kommunikation dieser Vorteile ist entscheidend, um Top-Talente anzuziehen und langfristig zu binden.
Mittelständische und kleine Unternehmen (KMU) liegen oft fernab von Großstädten und eher unscheinbar auf dem Land – umso schwerer gestaltet es sich, Top-Talente zu rekrutieren. Dabei bringt der Unternehmensstandort außerhalb viele Vorteile mit sich, die Geschäftsführer und HR für die Mitarbeitergewinnung gezielt nutzen können: zum Beispiel geringe Wohnkosten und eine hohe Lebensqualität. Insbesondere junge Menschen ziehen den ländlichen Raum der Stadt oft sogar vor. Es liegt in der Verantwortung von HR und Geschäftsführung, Fachkräfte von den Potenzialen der Region zu begeistern. Wie gelingt das am besten?
Mitarbeitergewinnung im Fachkräftemangel
In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels und des Wettbewerbs um qualifizierte Mitarbeiter spielt die Attraktivität des Arbeitgebers eine entscheidende Rolle. Vorteile wie Flexibilität, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine positive Arbeitsatmosphäre können diese erhöhen. Davon profitieren besonders Unternehmen in schwierigen Standorten, die Probleme mit ihrer Sichtbarkeit haben. Die Gewinnung von Fachkräften sollte allerdings nicht allein auf Unternehmensvorteilen basieren, sondern auch die Attraktivität der Region und ein effektives Standortmarketing berücksichtigen. Das Leben auf dem Land bietet Vorteile, die Unternehmen gezielt kommunizieren können.
Vorteile von Unternehmensstandorten auf dem Land
- Zeit- und Kostenersparnis: Die Arbeitswege lassen sich oftmals ohne lange Stauwartezeiten effizient bewältigen. Zudem sind die Wohn- und Lebenshaltungskosten wesentlich geringer als in Großstädten.
- Gemeinschaftsleben: In ländlichen Gemeinden gibt es oft eine stärkere Gemeinschaftsbindung und Zusammenarbeit.
- Naturnähe und Lebensqualität: Ländliche Gebiete zeichnen sich oft durch eine schöne Landschaft, saubere Luft und eine ruhige Umgebung aus.
Unternehmensstandort von großer Bedeutung für Mitarbeiter
Trotz Remote Work und anderen flexiblen Arbeitsmodellen spielt der Standort bei der Unternehmenswahl tatsächlich noch immer eine große Rolle, hat das Institut für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen herausgefunden. Die Studie zeigt, welche Faktoren Arbeits- und Wohnorte aus Perspektive der Young Professionals attraktiv machen. Besonders beliebt, vor allem bei den Frauen, sind Unternehmensstandorte in der Nähe des familiären Umfelds. Tatsächlich ist dabei der ländliche Raum noch hoch im Kurs. 44 Prozent der Studienteilnehmer können sich vorstellen, in einem ländlichen Gebiet zu leben. Die Beliebtheit von Großstädten liegt bei 42 Prozent, während Metropolen mit über einer Million Einwohnern mit 27 Prozent deutlich weniger attraktiv erscheinen.
Viele Befragte können sich vorstellen, ihren Standort für den richtigen Arbeitgeber zu wechseln – der ideale Arbeitgeber hat also tatsächlich noch eine größere Bedeutung als der Wohnort an sich. Faktoren wie die Infrastruktur beeinflussen allerdings die Entscheidung. Welche Herausforderungen birgt das Leben und Arbeiten auf dem Land – und wie kann HR diesen entgegenwirken?
Nachteile von Unternehmensstandorten auf dem Land
- Begrenzte Infrastruktur: Gerade in ländlichen Regionen ist die Infrastruktur oftmals weniger gut ausgebaut, was unter anderem die Verkehrsanbindung erschweren kann. Benefits wie Leihräder, Firmenwagen oder Verbundtickets können Abhilfe schaffen!
- Weniger Freizeitangebote: Im Vergleich zu städtischen Gebieten kann die Verfügbarkeit von Geschäften, kulturellen Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten oder Bildungseinrichtungen in ländlichen Regionen begrenzt sein. Unternehmen können daher den Fokus darauflegen, eigene Veranstaltungen und Feiern zu organisieren.
- Fehlendes Netzwerk: In ländlichen Regionen kann es schwerer sein, beruflich zu netzwerken und branchenspezifische Messen oder Veranstaltungen zu besuchen. In Form eines Betriebsausflugs oder Online-Workshops müssen aber auch Mitarbeiter von KMUs auf dem Land nicht darauf verzichten!
Chance für HR: Der Standort als Alleinstellungsmerkmal
Peter Brinkmann, Managing Director and Owner TKT der Kunststoff-Technik GmbH, weiß, wie es ist, ein Unternehmen auf dem Land zu führen. „Entscheidend ist ja, wir haben ein Alleinstellungsmerkmal. Wir machen ein paar Dinge anders.“ Denn in dem Unternehmen aus Bad Lear, einer kleinen Gemeinde in Niedersachsen, arbeiten zurzeit 60 Angestellte unter der Führung von Peter Brinkmann. Die geringe Mitarbeiterzahl ermöglicht ein familiäres Umfeld, in dem individuell auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingegangen wird. Die Gemeinschaft im Unternehmen sei sehr wichtig und das käme auch bei den Mitarbeitern gut an, so der Managing Director. Auch in Bad Lear wird genau dieses Gemeinschaftsgefühl gelebt, was den Ort besonders für potenzielle Mitarbeiter attraktiv macht. Diesen Lebens- und Arbeitsstil nach außen zu tragen, ist für Peter Brinkmann grundlegender Bestandteil für ein gutes Recruiting. Die Kunststoff-Technik GmbH ist in der Gemeinde und Region sehr aktiv, geht regelmäßig an Schulen und beteiligt sich in Verbänden. Darüber hinaus werden externe Inputs über Messen oder andere Netzwerke eingeholt.
Standortmarketing und Online-Auftritt für eine hohe Sichtbarkeit
Für eine hohe Sichtbarkeit eines Unternehmens in ländlichen Regionen ist ein gelungener Online-Auftritt fundamental. Auch soziale Netzwerke sind mittlerweile selbstverständlicher Teil der Personalfindung. Maßnahmen wie Active Sourcing oder Online-Recruiting können helfen, das Unternehmen besonders bei schwierigen Standorten für potenzielle Fachkräfte sichtbar zu machen. Dabei rückt das Standort-Marketing immer stärker in den Fokus – für Unternehmen ist es wichtig, die zukünftigen Mitarbeiter nicht nur für sich, sondern auch für den Standort zu begeistern. Ein Best Practice Beispiel für diese Form des Employer Brandings ist der sogenannte „doppelte Imagefilm“ der Firma GRIMME, welcher die Vorteile des Unternehmens und gleichzeitig die der Region hervorhebt – und das mit einem sympathischen Augenzwinkern.
Fazit: Standortvorteile in der Mitarbeitergewinnung aktiv einsetzen
Die Attraktivität von Unternehmensstandorten fernab der Metropolen ist ein wichtiges Thema in Zeiten des Fachkräftemangels. Dabei spielen Standortmarketing und andere gezielte Personalgewinnungsmaßnahmen eine immer wichtiger werdende Rolle. Die Betonung der Vorteile der Region, ein aktives netzwerken und eine hohe Präsenz in sozialen Medien ermöglichen es, Fachkräfte gezielt anzusprechen und die Sichtbarkeit des Unternehmens in weniger bekannten Regionen zu erhöhen
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