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Returnships: Brücken bauen für Wiedereinsteigende

HR-Management und Lohnbuchhaltung

Returnships: Brücken bauen für Wiedereinsteigende

Die Arbeitswelt leidet massiv unter dem Fachkräftemangel. Gleichzeitig müssen zahlreiche erfahrene, hochqualifizierte Talente hart um Jobs, Anerkennung und Wertschätzung kämpfen, wenn sie nach einer Familienphase wieder in den Beruf einsteigen wollen. Wie kann das sein?

Frau am Laptop

Als Marketing-Managerin, Führungskraft und enge Beraterin von Geschäftsführern hat Lia Roth in ihrer Karriere maßgeblich zur strategischen Ausrichtung zahlreicher Unternehmen beigetragen. Aber trotz ihrer hohen Qualifikation und tiefgreifenden Erfahrung war ihre Rückkehr in den Beruf nach einer zehnjährigen Phase, in der sie sich auf ihre Familie konzentrierte, alles andere als leicht. Sie entdeckte eine wichtige Lücke im deutschen Arbeitsmarkt: Es fehlen Angebote von Arbeitgebern, die den Wiedereinstieg von qualifizierten Fachkräften erleichtern. Für die zweifache Mutter ist dies eine verpasste Chance – sowohl für potenzielle Wiedereinsteigende als auch für Unternehmen.

Sehen Sie das Interview mit Lia Roth:

In diesem Artikel zu lesen:

Die Stille Arbeitsmarktreserve: Potenzial für den Mittelstand

In Deutschland gab es 2023 laut Statistischem Bundesamt 3,2 Millionen Menschen, die nicht aktiv auf Jobsuche waren, sich aber Arbeit wünschten – darunter eine große Anzahl von Frauen, die wegen familiärer Verpflichtungen aus dem Beruf ausgeschieden sind. Sie bilden die sogenannte „Stille Arbeitsmarktreserve“. Eine gezielte Ansprache dieser Reserve birgt vielversprechende Chancen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Denn insbesondere der Mittelstand leidet zunehmend unter der Herausforderung, offene Stellen gut und langfristig zu besetzen. Dies führt zu Produktionsengpässen und sinkender Wettbewerbsfähigkeit. Eine mögliche Lösung: Returnships.

Returnships: Der Schlüssel zu einem gelungenen Wiedereinstieg

In den USA und Großbritannien haben sich sogenannte „Returnships“ bewährt: Programme, die Menschen nach einer längeren Phase abseits ihres Berufs schrittweise in den Arbeitsmarkt reintegrieren. „Returnship“ kombiniert das englische Wort „return“ (zurückkehren) mit der Endung „ship“, wie bei „Internship“ (Praktikum). Lia Roth sieht hier eine großartige Möglichkeit, den Wiedereinstieg auch in Deutschland voranzutreiben. Sie erklärt im Videointerview, wie genau Unternehmen von der Erfahrung und den vielfältigen Fähigkeiten der Rückkehrer profitieren könnten, wenn sie bereit wären, flexibel und offen auf sie zuzugehen.

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Hemmnisse für den Wiedereinstieg

Trotz ihrer Qualifikationen sehen sich viele Wiedereinsteigende mit Hindernissen konfrontiert:

  • Mangel an Teilzeitangeboten: Gerade im Mittelstand fehlt es an flexiblen Arbeitszeitmodellen, die den Bedürfnissen dieser Gruppe entsprechen.
  • Verunsicherung: Viele Rückkehrer zweifeln an der Aktualität ihrer Fachkenntnisse und fühlen sich im Vergleich zu aktiven Arbeitnehmern benachteiligt.
  • Vorurteile von Arbeitgebern: Noch immer wirken sich beruflich inaktive Phasen oder auch die Angabe von Alter und Familienstand im Lebenslauf negativ auf die Jobchancen von Wiedereinsteigenden aus.

Mut zur Lücke: Flexibilität und Offenheit statt starrer Strukturen

Eine große Herausforderung sind die in vielen Unternehmen vorherrschenden Vorbehalte gegenüber Lebensläufen mit scheinbaren Lücken. Sie führen dazu, dass hochqualifizierte Talente übersehen oder im Bewerbungsverfahren früh aussortiert werden. Dabei bringen Wiedereinsteigende oft wertvolle Fähigkeiten mit, die sie als Eltern oder Pflegende entwickelt haben und die im Berufsleben von großem Vorteil sind. Dennoch fehlt in vielen Unternehmen das Bewusstsein dafür, was diese Menschen tatsächlich leisten können. Ein offener Umgang mit Lebensläufen, in denen Elternschaft, Pflege oder andere private Verpflichtungen eine Rolle spielen, könnte den Weg für eine erfolgreiche Wiedereingliederung ebnen.

Soft Skills und Potenziale von Wiedereinsteigenden

Wiedereinsteigende bringen wertvolle Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die sie in ihrer beruflichen Pause entwickelt oder vertieft haben. Zu diesen gehören zum Beispiel:

  • Organisationstalent
  • Empathie und Kommunikationsfähigkeit
  • Soziale und zwischenmenschliche Kompetenzen
  • Resilienz, Anpassungsfähigkeit und Durchhaltevermögen
  • Zeitmanagement und Priorisierung
  • Verantwortungsbewusstsein

Ein schönes Beispiel dafür, wie diese Skills im Arbeitsmarkt sichtbar gemacht werden können, ist die virale Initiative Unpaid Care Work. Dabei geben Arbeitnehmer auf LinkedIn ihre Phase der unbezahlten Sorgearbeit als berufliche Position an und schildern auf kreative Weise, was sie in dieser Zeit geleistet und gelernt haben.

Fazit: Neue Perspektiven für den Arbeitsmarkt der Zukunft

Für Lia Roth ist der berufliche Wiedereinstieg eine Stärke und eine Chance. Ihrer Ansicht nach ist es höchste Zeit, dass der deutsche Mittelstand das enorme Potenzial erkennt, das in der Stillen Arbeitsmarktreserve steckt. Durch flexible Arbeitsmodelle, eine veränderte Recruiting-Philosophie und gezielte Programme wie Returnships können Unternehmen nicht nur die dringend benötigten Fachkräfte gewinnen, sondern auch ihre Unternehmenskultur stärken und als familienfreundliche Arbeitgeber strahlen. Wer diese Chance nutzt, wird in Zukunft klar im Vorteil sein.

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