Warum gutes Netzwerken so wichtig für die Unternehmensnachfolge ist
Über 150.000 Mittelständler wollen bis Ende 2023 ihr Unternehmen in neue Hände geben. Wie viele dabei erfolgreich sein werden, kann selbst eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels nicht beantworten. Aber eins ist klar: Dass die Suche sich oft nicht einfach gestaltet – vor allem dann, wenn man nicht auf Familienangehörige setzen kann. „Zentraler Engpassfaktor für das Finden externer Nachfolger ist die dünn besetzte nachrückende Unternehmergeneration“, erläuterte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank, gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Insbesondere die Zahl übernahmewilliger Gründer ist rückläufig, ihre Zahl lag zuletzt bei 72.000 im Jahr. „Das sind deutlich zu wenige, um den in den nächsten Jahren hohen Bedarf an Unternehmensnachfolgern zu decken“, befürchtet Zeuner.
Problemlösung: Mehr Zeit und mehr Netzwerken
Was können Unternehmen also tun, um auf dieses Problem vorbereitet zu sein? Eine Strategie ist der Zeitfaktor: Laut der Studie ist das Bewusstsein gewachsen, das Thema Übernahme frühzeitig anzugehen.
Eine zweite Strategie, die Erfolgschancen zu erhöhen, heißt: Netzwerken. Wer als scheidender Unternehmer ein großes Netzwerk hat, kann möglicherweise aus einem Pool an geeigneten Kandidaten schöpfen. Erstens hält diese Strategie den Aufwand für die Suche gering und zweites ist es ein enormer Vorteil, den Nachfolger persönlich, aus Zusammenarbeit in der Praxis oder aus Fachkreisen, zu kennen. Das Risiko zu scheitern ist geringer, wenn die Chemie zwischen den Beteiligten stimmt. Auch umgekehrt gilt: Wer als Nachfolger auf der Suche nach einem geeigneten Unternehmen ist, profitiert am meisten durch persönliche Kontakte und ein weitreichendes Netzwerk.
Netzwerken heißt in die eigene Zukunft investieren
Ein gutes Netzwerk hat man nicht von heute auf morgen. Tatsächlich erfordert es jahrelange, wenn nicht sogar karriere-umspannende Aufbauarbeit. Ein gutes Netzwerk heißt nicht nur Kontakte aufzubauen, sondern sie auch zu pflegen. Der Aufbau und die Pflege von Kontakten bedeuten dann meist erstmal zu geben: Wissen teilen, anderen helfen, mit Rat und Tat zur Seite stehen, auf sich aufmerksam machen – alles oft, ohne dass direkt Umsätze erwirtschaftet oder konkrete Ergebnisse erzielt werden. Präsenz auf relevanten Veranstaltungen zu zeigen, ein professioneller Messeauftritt oder die Beantwortung von Social Media Anfragen kosten Zeit und Geld. Und auch permanentem Lernen und Weiterbilden gehört dazu, wenn man sich als Experte vernetzen will.
Auf der anderen Seite zeigt sich ein gutes Netzwerk oft als das Wertvollste, was man im Business hat – egal ob als Unternehmer, Führungskraft, Mitarbeiter oder selbständiger Freelancer. In Zeiten des Informationsüberflusses sind Kontakte, vor allem persönliche Kontakte, wichtiger denn je. Die Reichweite eines guten Netzwerks ist ebenfalls nicht zu unterschätzen: Kontakte multiplizieren sich oft mit Kollegen, Co-Workern und Freundesfreunden in der Branche. Wer ständig in sein Netzwerk investiert, Kontakte pflegt und auffrischt, investiert bestens in die Zukunft.
Business-Netzwerke und persönliche Kontakte stärken
Sich sichtbar machen ist somit die bessere Lösung, als sich zu verstecken. Das fängt im realen Leben an: Wer bei einem Networking-Event nur an der Seite steht und wenig oder nichts sagt, lernt kaum jemanden kennen. Hier wirken die Bereitschaft zum Wissensaustausch, die Fähigkeit zum Zuhören, diplomatische Offenheit und Geheimzutaten wie eine Prise Humor oder Begeisterungsfähigkeit oft Wunder – das bewirkt, dass man bei neuen Geschäftspartnern im Gedächtnis bleibt.
Soziale Netzwerke
Mit der Digitalisierung ist nicht nur der Aufwand zum Netzwerken so gering wie noch nie, sondern das Potenzial umso größer. Einen Webauftritt hat heute jedes Unternehmen. Noch besser ist es, wenn Sie auch in zielgruppen-relevanten sozialen Netzwerken aktiv und damit regelmäßig präsent sind. Im B2B-Bereich gibt es zum Beispiel auf LinkedIn hochwertigen Austausch zwischen Firmen und Fachleuten in allen möglichen Branchen. In dem Newsfeed im Facebook-Stil gibt es jeden Tag wertvolle Inspiration zu entdecken, gleichzeitig ist es einfach, als Unternehmen oder Einzelperson auf wertige Inhalte zu verlinken, andere zu liken und weiterzuempfehlen. Wer hier aktiv ist, bekommt immer öfter Einladungen von interessanten Kontakten aus der Branche. Gleichzeitig ist das Vernetzen mit neuen Kontakten sehr einfach – und praktisch jedes vollständige LinkedIn-Profil schon ein aussagekräftiger Lebenslauf.
Wer vor allem im deutschsprachigen Raum aktiv ist, sollte auch das auf den DACH-Sprachraum spezialisierte Business-Netzwerk XING nicht vergessen. Xing hat in Sachen News nachgelegt und macht das Veröffentlichen von Beiträgen ebenfalls einfach. Ob LinkedIn oder Xing besser ist, muss jeder für sich und je nach Branche, sowie seinen Zielen selbst entscheiden. Wer sicher gehen will, gut zu Netzwerken, ist einfach auf beiden Portalen unterwegs.
Viele Führungskräfte, Experten und Freelancer sind auch auf Twitter unterwegs. Beiträge auf Twitter sind nicht nur für Kontakte, sondern die ganze Welt transparent sichtbar. Das verspricht große Reichweite und umgekehrt viel Potenzial für Inspiration und Lernen. Und auch Facebook bietet für Unternehmen viele Möglichkeiten zu kommunizieren – zum Beispiel mit einer Facebook-Unternehmensseite oder dem Engagement in Gruppen.
Tipp: Nicht zu viel und nicht zu wenig Netzwerken
Gutes Netzwerken bedeutet einen nicht zu unterschätzenden Aufwand, auch wenn die moderne, vernetzte Kommunikation enorm Zeit spart. Da stellt sich die Frage: Wie viel Netzwerken? Die Antwort darauf muss jeder selbst finden, aber ein paar Tipps helfen dabei, die richtige Dosis zu finden. Netzwerken ist wie Akquise: Es ist ein ständiger Begleiter im Business-Alltag, die vielleicht tägliche kleine Investition in den nächsten Auftrag, Bewerber oder einen Nachfolger.
Das Netzwerken darf nicht so groß ausfallen und alle Zeit ausfüllen, so dass der Fokus auf das Kernbusiness verloren geht. Gleichzeitig sollte der Zeitaufwand auch nicht so klein sein, dass es vor lauter Tagesgeschäft in Vergessenheit gerät. Der wichtigste und beste Tipp ist vielleicht: Langfristig durchhalten und regelmäßig Netzwerken ist besser als ein Strohfeuer. Viele Kontakte zahlen sich erst nach Jahren aus – aber können genau den richtigen Job, Hinweis oder Kandidaten im entscheidenden Moment bringen. Zweitens ist oft weniger mehr. Lieber nicht jeden Kontakt anfragen oder annehmen, sondern mehr auf Qualität und den Nutzen fürs eigene Business achten. Und auch beim Posten und Weiterempfehlen von Inhalten gilt: Sich am besten auf die Highlights konzentrieren.
Offenheit statt Verschlossenheit in der Nachfolge
Die Nachfolge wird oft unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit geregelt. Gerade bei Senior-Unternehmern, die sich im digitalen Zeitalter schwerer tun als jüngere Generationen, herrscht Angst vor zu viel Transparenz. Doch diese Strategie kann nicht nur dabei behindern, den richtigen Nachfolger zu finden, sondern auch schon im Vorfeld davon abhalten, wichtige Kontakte zu knüpfen.
Durch die Digitalisierung hat sich die Art der Kommunikation verändert. Kunden können und werden öffentlich über ihre Erfahrungen mit Unternehmen auf verschiedenen Plattformen berichten. Wer offen und souverän auf Kritik reagiert, kann hier mehr bewegen als jemand, der schweigt. Auch beim Netzwerken ist Umdenken gefragt: Wer offener kommuniziert und zum Beispiel sein Fachwissen weitergibt, bekommt vieles zurück – zum Beispiel mehr Informationen aus seinem Netzwerk. Und wer bekannt gibt, dass ein Nachfolger gesucht wird, bekommt womöglich den entscheidenden Tipp aus dem Netzwerk – und kommt so auf Kandidaten, die nicht nur durch gute Empfehlungen sicher sind, sondern auch welche, auf die der Unternehmer selbst gar nicht gekommen wäre.