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Verzug gehört zum Alltag: Zahlungsmoral in deutschen Unternehmen und ihre Auswirkung

Leistungen oder Produkte haben ihren Preis. Obwohl für Rechnungen ein Zahlungsziel von 30 Tagen nach Fälligkeit besteht, warten KMU oft länger als nötig auf ihr Geld. Der Grund: Die Zahlungsmoral einiger Unternehmen. Ist sie niedrig und es kommt zum Zahlungsverzug, wirkt sich das entscheidend auf die Liquidität, die Produktivität und auch auf das Personal aus.

Moral hat etwas mit Normen, Grundsätzen und Werten, aber auch mit Bereitschaft und Disziplin in einer Gesellschaft zu tun. Wenn es um die Zahlungsmoral geht, kann es für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schnell um die gesamte Existenz gehen. Daher ist es nötig, die Auswirkungen verspäteter Zahlungen zu begreifen und ihnen entgegenzuwirken.

KMU leiden am stärksten

KMU beschäftigen 55 % aller Erwerbstätigen in Deutschland und sind damit für gut die Hälfte der gesamten Bruttowertschöpfung verantwortlich. Das bedeutet auch, dass ihre Effizienz einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg der Gesamtwirtschaft leistet. Dabei sind KMU mehr als alle anderen Betriebe auf Liquidität angewiesen, denn sie haben nur geringe Reserven, mit denen sie potenzielle Engpässe überbrücken können. Gleichzeitig sind es genau sie, die sich am häufigsten mit dem Problem verspäteter Zahlungen konfrontiert sehen – mehr noch als Kleinstunternehmen. Vier von fünf Mittelständlern warten mehr als 40 Tage auf ihr Geld.

Im Zweifelsfall das Aus für ein Unternehmen

In Deutschland werden laut Plum Consulting 8 % aller Zahlungen an KMU verspätet beglichen. 9 % aller Rechnungen werden erst bezahlt, nachdem sie überfällig sind. Das liegt an der generellen Zahlungsmoral in deutschen Unternehmen, sprich an der Verlässlichkeit beim Bezahlen fälliger Beträge.

Die Zahlen für Deutschland wirken im europäischen Vergleich auf den ersten Blick moderat. So hat die Creditreform Wirtschaftsforschung auf der Basis von Bilanzen europäischer Unternehmen die Forderungslaufzeiten der wichtigsten Akteure im europäischen Export untersucht. 2016 lag Deutschland mit durchschnittlich 26 Tagen deutlich auf Platz eins. Obwohl der internationale Vergleich positiv stimmt, kann der Anteil derer, die gar nicht oder zu spät bezahlen, im Zweifelsfall das Aus für ein KMU bedeuten. In einigen Fällen werden sogar Gerichtsverfahren in Kauf genommen.

Laut der Studie „Europäische Zahlungsgewohnheiten 2018“ von EOS Solutions und dem Marktforschungsinstitut Kantar TNS sind Liquiditätsengpässe nach Gewinneinbußen in ganz Europa die häufigsten Folgen von Zahlungsverzug. In Deutschland hat sich der Prozentsatz der Unternehmen mit Liquiditätsengpässen mit 14 % sogar verdoppelt.

Studie zu verspäteten Zahlungen

  • Analyse: Folgen verspäteter Bezahlung von Rechnungen für kleine und mittlere Unternehmen
  • Betrachtung: Ausmaß des Problems sowie Möglichkeiten zu seiner Lösung
  • Basis der Befragung: 3.000 Unternehmen in 11 Ländern
Jetzt Studie kostenfrei herunterladen

Die Auswirkungen schlechter Zahlungsmoral sind vielschichtig

  • Produktivität und Wachstum: Am häufigsten wirken sich Zahlungsverspätungen laut Plum Consulting auf Unternehmensinvestitionen, Lieferantenzahlungen und Bonuszahlungen am Jahresende aus. Das heißt: Die Produktivität wird maßgeblich gebremst und das Unternehmen kann weniger schnell wachsen. Beispielsweise führen finanzielle Engpässe zu einem Rückgang der getätigten Investitionen sowie der Innovations- und Risikobereitschaft. KMU greifen wichtige Finanzressourcen an, um Lücken zu schließen, die durch unbeglichene Rechnungen entstanden sind. Das ist mehr als ärgerlich – zumal eigene offene Rechnungen dadurch oft wiederum nicht fristgerecht beglichen werden können. Ein Teufelskreis entsteht.
  • Kundenbeziehungen: 45 % aller KMU haben keine Probleme damit, Zahlungsrückstände einzufordern. Verspätete Zahlungen gehören für die meisten zum Alltag. Mehr als die Hälfte nimmt jedoch entstehende Engpässe in Kauf – und das nicht, weil genügend Reserven vorhanden sind, sondern weil sie ihre Kunden nicht verärgern wollen. Sie sorgen sich um die bestehende Kundenbeziehung. Gleichzeitig wird diese durch eine mangelhafte Zahlungsmoral und Zuverlässigkeit im Zweifelsfall weiter verschlechtert. Für KMU ist es dann eine enorme Herausforderung, ein gutes Verhältnis zu ihren Kunden aufrechtzuerhalten.
  •  Personal und Gehälter: Die Studie von EOS Solutions legt eine weitere drastische Auswirkung von Liquiditätsengpässen im Mittelstand dar: „Müssen Unternehmen lange auf ausstehende Zahlungen warten, können sie mitunter ihre laufenden Kosten wie etwa Gehälter für ihre Belegschaft nicht weiter bedienen. Im schlimmsten Fall folgt die Insolvenz. Damit werden wirtschaftliches Potenzial und Arbeitsplätze vernichtet“, erläutert Klaus Engberding, CEO der EOS-Gruppe. Wenn Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz fortwährend bedroht sehen, beeinträchtigt das das ganze Arbeitsklima, das Vertrauen und in Folge wieder Produktivität und Erfolg des Unternehmens.

Notwendigkeit von Forderungsmanagement

Zahlungsmoral ändert sich nicht von heute auf morgen. Trotzdem stehen Unternehmen vielfältige Methoden zur Verfügung, um Zahler zur fristgerechten Rechnungsbegleichung zu bewegen. Dabei setzen sie entweder am Kunden direkt, an der Rechnung oder am Zahlungsprozess an. So steht etwa die Einführung eines professionellen Forderungsmanagements im Raum.

 

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