HR-Management und Lohnbuchhaltung

Droht eine Kündigungswelle? – So beugen clevere HR-Abteilungen jetzt vor

Droht dem Mittelstand eine Kündigungswelle? Mit diesen Trends und Tipps können HR-Fachkräfte jetzt vorbeugen.

In den USA kündigen gerade Millionen Angestellte ihren Job – Experten sprechen von der sogenannten „Great Resignation“. Auch in Deutschland hat die Pandemie viele Angestellte zum Umdenken bewegt, der Wunsch nach Veränderung im Privaten wie auch Beruflichen ist ausgeprägter denn je.

Arbeitgeber müssen sich daher noch stärker als bisher um Fachkräfte bemühen und ihre bestehenden Mitarbeiter an sich binden. Mit dem richtigen strategischen Fokus und mit Mut zum Wandel lässt sich einer Kündigungswelle vorbeugen. Diese fünf Trends im People Management helfen dabei, die Mitarbeiter stärker zu binden und neue Talente zu gewinnen:

  1. Zurück zur Normalität? Re-Onboarding nötig

In den vergangenen zwei Jahren hat die Pandemie einiges auf den Kopf gestellt. Viele mittelständische Unternehmen waren plötzlich gezwungen, ihre Arbeitsmodelle und Systeme auf den Prüfstand zu stellen, und Prozesse mussten schneller digitalisiert werden, als es der eigene Zeitplan vorsah. „Remote Work“, also dezentrales und mobiles Arbeiten, wurde in zahlreichen Branchen zum neuen Standard.

Die Infrastruktur ist nun vielerorts an die Arbeitswelt der Zukunft angepasst – aber wie sieht es mit den Mitarbeitern aus? Viele der pandemiebedingten Änderungen geschahen von heute auf morgen und in einer Ausnahmesituation. Inzwischen gehören viele der Neuerungen zur Normalität, wie moderne Cloud-Systeme und hybride Arbeitsmodelle.

Der HR-Abteilung kommt nun die wichtige Aufgabe zu, sicherzustellen, dass die Mitarbeiter über das erforderliche digitale Know-how verfügen und mit den neuen Technologien und Arbeitsmodellen zurechtkommen – quasi ein „Re-Onboarding“. Wer jetzt ein offenes Ohr für mögliche Schwierigkeiten hat und den Mitarbeitern mit Verständnis und konstruktiver Hilfestellung begegnet, beugt Frustration vor.

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  1. Social Recruiting: Neue Potenziale der Mitarbeitergewinnung ausschöpfen

Berufseinsteiger und junge Fachkräfte sind in der Regel sehr digital-affin. Soziale Netzwerke bieten daher bei der Mitarbeitergewinnung ein enormes Potenzial – Stichwort Social Recruiting, also das Rekrutieren neuer Mitarbeiter über soziale Plattformen wie etwa LinkedIn.

Social Recruiting ist vielseitig und bietet gute Möglichkeiten der gezielten Ansprache. So lassen sich digitale Stellenanzeigen in den sozialen Netzwerken mit Werbebudget hinterlegen und einer spezifischen Zielgruppe ausspielen – das erhöht die Chancen auf mehr Bewerber, die genau den Anforderungen des Unternehmens entsprechen. Oder ein Recruiter recherchiert selbst passende Kandidaten über die Plattformen und spricht sie dort aktiv und direkt an.

Diese Form der Mitarbeitergewinnung birgt hohes Potenzial und lässt gerade kleine und mittelständische Unternehmen besser mit dem Wettbewerb mithalten. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmensprofil zu erstellen, um über das eigene Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu informieren.

  1. Im Dialog bleiben: Was erwarten die Mitarbeiter?

Im HR Management von heute hat das Wohlbefinden der Mitarbeiter oberste Priorität. Und die Ansprüche sind hoch: Viele Arbeitnehmer streben nach Selbstverwirklichung und machen die Unternehmenswerte zu einem entscheidenden Kriterium bei der Jobauswahl.

Aktuell kommt noch hinzu, dass durch die Pandemie zahlreiche Angestellte ihren Beruf grundsätzlich in Frage stellen – das hat eine Umfrage der Online-Jobplattform StepStone ergeben. Demnach interessieren sich immer mehr Nutzer für Quereinstiege in anderen Branchen oder hinterfragen den eigenen Arbeitgeber hinsichtlich Krisenmanagements oder Purpose, also den Sinn und Zweck eines Unternehmens über die Gewinnmaximierung hinaus.

Es ist somit wichtiger denn je, dass HR-Fachkräfte jetzt mit den Mitarbeitern im Dialog bleiben. Mit regelmäßigen Befragungen und Einzelgesprächen erfahren sie von den persönlichen Erwartungen der Angestellten an ihre Rolle und ihre Zukunft im Unternehmen – und bekommen so ein besseres Gefühl für die Gesamtzufriedenheit.

  1. Weniger Zeitfresser, Fokus auf Strategie – wo Automatisierung Sinn macht

Damit es nicht nur bei einem Gefühl bleibt, braucht die moderne HR-Abteilung schnelle und sichere Wege der Datenerfassung: People Analytics, also die Erhebung und strategische Analyse mitarbeiterbezogener Daten, ist heute unverzichtbar. Sie ermöglicht einen Überblick über die personellen Strukturen sowie über die Wünsche, Vorstellungen und Nöte der Mitarbeiter – und damit eine bessere Entscheidungsgrundlage.

Auch die Digitalisierung von HR-Prozessen ist ein wichtiger Faktor. Denn HR ist heutzutage ein wichtiger strategischer Partner der Geschäftsführung und trägt somit erheblich zum Unternehmenserfolg bei – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels.

Das HR-Team tut also gut daran, sich mehr Zeit für strategische Aufgaben zu nehmen, die sich nicht durch Systeme ersetzen lassen: zum Beispiel für Mitarbeitergespräche, Employer Branding Kampagnen, Recruiting, Strategieentwicklung und konkrete Maßnahmen zur Erhöhung des Wohlbefindens in der Firma.

  1. Wer Vielfalt aktiv fördert, kann nur profitieren

Unternehmen, die für eine moderne Generation an Arbeitnehmern attraktiv bleiben wollen, fördern Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion aktiv und passen ihre HR-Prozesse darauf an. Im Wettbewerb um die besten Talente möchte schließlich kein Betrieb auf qualifizierte Fachkräfte verzichten.

Daher ist es nur wünschenswert und profitabel für Unternehmen, in ihrer Kommunikation mit der Belegschaft und mit potenziellen Bewerbern alle mit einzuschließen und auf jedes Bedürfnis einzugehen. Moderne HR-Manager und Führungskräfte haben daher einen geschulten Blick für inklusive Kommunikation. Sie gehen gegen Diskriminierung vor und setzen aktiv Maßnahmen zur Gleichstellung und individuellen Förderung im Betrieb um.

Mit modernem HR Management gut aufgestellt in die Zukunft

Die Pandemie hat die bedeutsame Rolle von HR in der modernen Arbeitswelt in den Fokus gerückt: Im Wandel hin zu einer immer flexibleren und mitarbeiterorientierten Arbeitskultur werden HR-Fachkräfte zu Treibern der Zukunft und gestalten die Unternehmen an der Seite der Geschäftsführung aktiv um. Sollte tatsächlich eine Kündigungswelle den deutschen Mittelstand überrollen, dann werden diejenigen Unternehmen im Vorteil sein, die sich jetzt fit für die Zukunft machen und ihre HR-Prozesse modernisieren. Nie war es anspruchsvoller, im People Management tätig zu sein – und nie war es spannender!