Experten in der Unternehmensnachfolge – ein Überblick
Eine Unternehmensübernahme ist ein komplexes Projekt, das man kaum im Alleingang schafft. Rechtliche, finanzielle und auch methodische Faktoren spielen eine Rolle, wenn die Nachfolge gelingen soll – entsprechend sollte man Experten zur Unterstützung heranziehen. Insbesondere Steuerberater, Anwälte, Banker, M&A- beziehungsweise Nachfolgeberater sowie Nachfolgecoaches sind in der Regel hier gefragt. Dabei ist es besonders wichtig, die […]

M&A-/Nachfolgeberater
Nachfolgeberater sollte man frühzeitig mit einbeziehen, am besten bereits vor dem Kauf. Allgemein gilt auch hier: Sie müssen zum Nachfolger passen und die Parteien müssen einander sympathisch sein. Doch nach welchen Kriterien wählt man einen Nachfolgeberater aus? Prof. Dr. Holger Wassermann, M&A-Berater und Geschäftsführer der INTAGUS GmbH, die sich auf Unternehmenstransaktionen im Mittelstand spezialisiert hat, rät: „Bevor man sagen kann, wer passt und wer nicht, muss man zuerst wissen, was man selbst will und was nicht.“ Folgende Fragen sind hierbei hilfreich:- Kenne ich das zu übernehmende Unternehmen bereits oder muss es erst noch gefunden werden?
- Handelt es sich um eine (familien-)interne oder eine externe Nachfolge?
- Welches Budget steht zum Erwerb und für die Vergütung des Beraters zur Verfügung?

Prof. Dr. Holger Wassermann
Finanzierungsberater
Antje Blumentritt ist ehemalige Bankerin und erfolgreiche Nachfolgerin innerhalb der KOMOS GmbH. Vor diesem Hintergrund kennt sie vor allem den finanziellen Aspekt von Unternehmensübernahmen von beiden Seiten. Sie rät, sich zu Beginn in die verschiedenen Finanzierungsformen einzuarbeiten und dies als wichtige Aufgabe anzusehen: „Man sollte Vorgespräche mit mehreren Banken führen und die Partner nach Vertrauen auswählen.“ Die Bankgespräche selbst sollte man gründlichen vorbereiten. Dazu gehört auch, die Bankunterlagen genau zu verstehen und zu hinterfragen, bevor man sie einreicht.
Antje Blumentritt
Anwälte
Anwälte als Experten während eines Unternehmenskaufs kommen unter anderem vor allem bei der Unternehmensprüfung zum Einsatz, bevor es an den eigentlichen Kauf geht. Rechtsanwalt Dr. Benno A. Packi betont allerdings, dass während jeder Phase der Unternehmensnachfolge sowohl die private als auch die geschäftliche Ebene berücksichtigt werden sollte: „Frühzeitig sollte für beide Belange eine Vorsorge für den Notfall getroffen werden, unter anderem durch Bereitstellung von Vollmachten, Passwörtern und insbesondere der Festlegung der Leistungsstrukturen bei Ausfall des Unternehmers.“ Denn ein Unternehmen, dessen Fortbestand zu eng an die Person des Vorgängers geknüpft ist, stellt für den Käufer ein Risiko dar.
Dr. Benno A. Packi
Steuerberater
Ein Steuerberater kann unter anderem dafür sorgen, dass der Unternehmensnachfolger durch ein bestimmtes Abschreibungsvolumen steuerrechtliche Vorteile erhalten und somit den Kauf des Unternehmens besser finanzieren kann. Dies betrifft insbesondere Asset Deals, wobei einzelne Wirtschaftsgüter übernommen werden, wie etwa Anlagevermögen, bestimmte Marken- und Lizenzrechte oder den Kundenstamm. Auch sind Steuerberater unter Umständen unterstützend bei der Bewertung des Unternehmens tätig und begleiten damit den Übernahmeprozess. Nachfolger sollten dem Steuerberater eine Reihe verschiedener Unterlagen und Auskünfte vorlegen – unabhängig davon, wann er in den Übernahmeprozess eingebunden wird. Für seine Tätigkeit ist es allerdings entscheidend, ob er im Vorhinein oder nachträglich beauftragt wird. „Im Nachhinein kann er nur ‚verwalten’, es ist daher zu begrüßen, dass ein auf Unternehmensnachfolge spezialisierter Steuerberater schon vor dem Letter of Intent (Absichtserklärung) beauftragt wird und den Prozess begleitet“, sagt Steuerberater Thomas Breit. Auf diese Weise kann der Steuerberater dann aktiv den Nachfolger beraten und begleiten.
Thomas Breit
Nachfolgecoach
Neben den Experten für die harten Faktoren wie Finanzierung und Rechtliches sollten von Anfang an auch Nachfolgecoaches mit einbezogen werden. „Der Käufer, beziehungsweise der Nachfolger eines Unternehmens, braucht valide Entscheidungskriterien in einem ihm bis dato fremden Unternehmenssystem“, erklärt Nachfolgecoach Jeannette Peters. Der Nachfolger muss sich bewusst und meist zügig entscheiden: Welche Unternehmenskultur (ver-)trägt mein neues Unternehmen und mich in eine erfolgreiche Zukunft? Auf welche Marktkriterien muss ich achten? Ist mein Führungsstil vereinbar mit dem bisherigen, damit alle Beteiligten weiter an einem Strang ziehen? „Dieses Gespür zu entwickeln und damit das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen ist Ziel der Arbeit eines Nachfolgecoaches.“ Ein Nachfolgecoach hat dabei den kritischen und distanzierteren Blick von außen und kann so die Entscheidungsfindung des Nachfolgers entscheidend unterstützen. Dennoch ist diese Begleitung nicht isoliert von der Arbeit der übrigen Experten zu sehen: „Ein Nachfolgecoach sollte meiner Erfahrung nach bei Bedarf an den entscheidenden Schnittstellen immer die anderen an der Übernahme beteiligten Experten für juristische, betriebswirtschaftliche, erbrechtliche, steuerrechtliche und Finanzierungsangelegenheiten mit einbeziehen. Häufig können wir in solch einer Teamarbeit Hemmnisse beseitigen und den gesamten Übergabeprozess optimieren.“
Jeannette Peters