Unternehmensnachfolge

Nachfolgemonitor 2021: Kein Einbruch bei Unternehmensnachfolgen im Corona-Jahr

Am 25. Juni 2021 wurde zum dritten Mal in Folge der Nachfolgemonitor veröffentlicht, ein Gemeinschaftswerk vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), der Creditreform Rating und dem KompetenzCentrum für Entrepreneurship & Mittelstand der FOM Hochschule (KCE). Für die Studie, die auf den Datenbanken der Bürgschaftsbanken und der Creditreform Rating beruht, wurden insgesamt rund 8.000 tatsächlich realisierte Übernahmen aus den Jahren 2013 bis 2020 untersucht. Das macht die Studie so einzigartig im Vergleich zu anderen Untersuchungen von Unternehmensnachfolgen – Geschäftsprozesse, die von außen oft intransparent bleiben.

Am 25. Juni 2021 wurde zum dritten Mal in Folge der Nachfolgemonitor veröffentlicht, ein Gemeinschaftswerk vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), der Creditreform Rating und dem KompetenzCentrum für Entrepreneurship & Mittelstand der FOM Hochschule (KCE). Für die Studie, die auf den Datenbanken der Bürgschaftsbanken und der Creditreform Rating beruht, wurden insgesamt rund 8.000 tatsächlich realisierte Übernahmen aus den Jahren 2013 bis 2020 untersucht. Das macht die Studie so einzigartig im Vergleich zu anderen Untersuchungen von Unternehmensnachfolgen – Geschäftsprozesse, die von außen oft intransparent bleiben.

Mit dem Nachfolgemonitor wollen die drei Partner dazu beitragen, den Mittelstand bei der Gestaltung einer erfolgreichen Nachfolgeregelung effektiv zu unterstützen. Das überraschendste Ergebnis der aktuellen Studie: Es gab keinen pandemiebedingten Einbruch bei den Unternehmensnachfolgen!

Sechs Ergebnisse der Studie zur Unternehmensnachfolge

  1. Bei den von den Bürgschaftsbanken begleiteten Unternehmensnachfolgen hat es 2020 keinen Corona-bedingten Rückgang gegeben. Und dies trotz eines für viele Unternehmen wirtschaftlich schwierigen Jahres mit zahlreichen pandemiebedingten Beeinträchtigungen, in dem die Wirtschaftsleistung insgesamt um 4,8 Prozent geschrumpft ist.
  2. Nachfolger sehen die Übernahme eines Unternehmens eher als eine strategische, denn eine operative Entscheidung an, wie eine Umfrage der Bürgschaftsbank Nordrhein- Westfalen zeigt. Sicher eine der Ursachen dafür, weshalb die Nachfolgezahlen nicht eingebrochen sind.
  3. Nur ein Fünftel der Unternehmen werden bei Unternehmensnachfolgen im Team übernommen, im Gegensatz zu drei Vierteln bei Start-ups. Bei Neugründungen sind das häufig Teams von drei bis fünf Personen, bei Nachfolgen die absolute Ausnahme.
  4. Der demografische Wandel setzt sich fort und verändert auch zukünftig die Altersstruktur der deutschen Unternehmerinnen und Unternehmer. Inzwischen ist fast ein Drittel von ihnen älter als 60 Jahre und knapp 17 Prozent sind bereits über 65. Das Alter von Nachfolgerinnen und Nachfolgern bleibt ebenfalls hoch: Frauen übernehmen mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren, Männer sind mit 38 Jahren etwas jünger.
  5. Unternehmensnachfolgen sind ein sehr lokales Geschäft. Nach Auswertung der Daten der Jahre 2013-20 stammen 68 Prozent aller Nachfolger aus dem gleichen Landkreis, weitere 22 Prozent kommen aus dem gleichen und nur 9 Prozent aus einem anderen Bundesland.
  6. Die Unternehmensnachfolgen des Jahres 2017, für die nach zwei Jahren nun Daten vorliegen, waren erfolgreicher als die in den Vorjahren:  Alle ausgewerteten Unternehmen konnten eine Steigerung der durchschnittlichen Umsatzerlöse und des Betriebsergebnisses zwei Jahre nach Übergabe des Unternehmens im Vergleich zur Situation zwei Jahre vor Übergabe erreichen.

Unternehmensnachfolgen im Corona-Jahr 2020

Der weltweite Ausbruch der Corona-Pandemie und die einhergehenden Maßnahmen zur Eindämmung hatten gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Auch die deutsche Wirtschaft war stark betroffen: das verarbeitende Gewerbe vor allem durch Unterbrechungen der Lieferketten, stationärer Handel, Hotel- und Gastgewerbe und andere kontaktintensive Dienstleistungen durch die gesundheitspolitischen Einschränkungen. War die Wirtschaftsleistung im Jahrzehnt zuvor kontinuierlich jährlich um durchschnittlich 1,9 Prozent gewachsen, so schrumpfte sie im Jahr 2020 um 4,8 Prozent.

Keine günstigen Voraussetzungen würde man meinen, um Unternehmen zu verkaufen beziehungsweise zu übernehmen – und ganz sicher eine besondere Herausforderung für jede Nachfolgerin und jeden Nachfolger, die gleich am Anfang ihres unternehmerischen Daseins die Auswirkungen einer solchen Pandemie zu meistern hatten.

Dennoch war bei den von den Bürgschaftsbanken begleiteten Unternehmensnachfolgen kein pandemiebedingter Einbruch zu erkennen. Konkrete Aussagen darüber, wie die übernommenen Unternehmen durch die Krise gekommen sind und ob es vielleicht doch indirekte Auswirkungen auf die Attraktivität einzelner Branchen, auf die Gründungsneigung und auf Finanzierungsbedingungen gegeben hat, wird es allerdings erst in der nächsten Ausgabe des Nachfolgemonitors geben können, so die Herausgeber. Dafür sind weitere Untersuchungen und zum Beispiel die Jahresabschlüsse der übergebenen Unternehmen für das Geschäftsjahr 2020 vonnöten, die bei Redaktionsschluss noch nicht vorlagen.

Interesse an weiteren Nachfolge-Stories?

Jetzt Newsletter abonnieren

Es gab nicht nur Corona: Erfolgsfaktoren, Demografie sowie Frauen als Nachfolgerinnen

In einem künftigem „Schwesternprojekt“ der Studie sollen in den kommenden Jahren die Erfolgsfaktoren der Unternehmensnachfolge untersucht werden. Aus dem Pilotprojekt mit der Bürgschaftsbank Nordrhein- Westfalen stammt die oben bereits genannte Erkenntnis, dass Unternehmensnachfolger eine Übernahme eher als eine strategische, denn eine operative Entscheidung ansehen. In einer Umfrage gaben sie vor allem langfristige, also strategische Übernahmegründe an, wie Existenzsicherung, Selbstständigkeit und Unternehmensverbundenheit.

Bemerkenswert dabei, dass die beiden wichtigsten Übernahmegründe Selbstständigkeit und Existenzsicherung so gegensätzliche Bedürfnisse wie die nach Freiheit und Sicherheit repräsentieren. Auf die deutschlandweiten Analysen darf man gespannt sein.

Unternehmensnachfolge steht bei Nachfolgern früher auf der Agenda

Die Demografie bleibt eines der zentralen Themen bei der Unternehmensnachfolge.  Während es beim Übernahmealter wie oben schon gesagt keine Veränderungen gibt, scheinen sich Unternehmerinnen und Unternehmer angesichts der seit Jahren stagnierenden Zahlen potenzieller Nachfolger zunehmend früher mit dem Thema Unternehmensnachfolge zu beschäftigen. Inzwischen sind über 60 Prozent der erfolgreich Übergebenden unter 65 Jahren alt, während der Anteil der Übergebenden ab 65 kontinuierlich zurückgeht.

Dazu hat in den letzten drei Jahren und besonders 2020 sowohl die Anzahl jüngerer Übergebender unter 50 als auch die der über 80jährigen zugenommen. Inzwischen übergibt mehr als jeder 40. Unternehmer erst mit 80 Jahren oder später.

Wachstumspotential bei Frauen in Führungspositionen

Der Anteil von Frauen bei Unternehmensnachfolgen ist mit 21 Prozent nahezu gleichgeblieben, liegt aber höher als bei Neugründungen (15-16 Prozent). Angesichts der Frauen in Führungspositionen, laut statistischem Bundesamt rund 29 Prozent, gibt es aber noch Wachstumspotential.

Frauen übernehmen kleinere Unternehmen als Männer und diese vor allem in Branchen wie dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem Handel sowie im Gastgewerbe. Bei Männern stehen Branchen wie Verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe im Zentrum. Die von Männern übernommenen Unternehmen weisen im Durchschnitt einen höheren Umsatz sowie ein deutlicheres Umsatzwachstum auf. Bezieht man allerdings den Gewinn mit ein, dann sind die von Frauen übernommenen Unternehmen fast genauso erfolgreich und sogar profitabler gewachsen.