Unternehmensnachfolge

Personal Branding für Unternehmensnachfolger. Wenn plötzlich alle auf Sie schauen…

Neu an der Spitze eines Unternehmens zu stehen, ist wie Bürgermeister oder Pfarrer in einem Dorf zu sein. Egal was Sie tun, es wird beobachtet und Sie sind Tagesgespräch.

So hat es mir mal ein CEO geschildert, der als Nachfolger frisch in seine neue Rolle geschlüpft ist. Er war schon eine Weile in der Geschäftsführung, verantwortlich für viele Schlüsselprojekte im Unternehmen. Jetzt, wo sein dominanter Vater sich endgültig aus dem operativen Geschäft verabschiedet und ihm das Feld überlassen hat, war plötzlich alles anders.

Er fühlte sich plötzlich unvorbereitet, obwohl er doch Schritt für Schritt an seine Verantwortung herangeführt wurde. Im Gespräch wurde deutlich, was ihn umtrieb: Er hatte das Gefühl, dass sein Vater wie ein unsichtbarer Geist im Unternehmen präsent ist und er spürte einen gewissen Druck, unangenehme Themen zu forcieren und kleinere Kurskorrekturen vorzunehmen.

Doch wie soll er das anstellen? Menschen sind verunsichert und zurückhaltend, weil sie den Neuen noch nicht so richtig einschätzen können. Sie warten ab – und das in einer Zeit, in der doch gerade enge Kooperation, Offenheit und beherztes Zupacken wichtig wären. Es kommt ihm bisweilen so vor, als rede er gegen eine Wand und als würden Menschen ihn nicht wirklich ernst nehmen.

1 # Es braucht Zeit, bis Sie ankommen.

Sie sind nicht der einzige, dem es so geht. Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Ihre Mitarbeiter müssen Sie spüren können, auch als Mensch erleben können, in konkreten Situationen – und verstehen, wo Sie hinwollen. Sie haben vielleicht ein Bild von Ihnen, aber sind sich nicht sicher, ob Sie jetzt, wo Sie in der Alleinverantwortung sind, ohne Backup im Rücken, auch wirklich imstande sind, Entscheidungen zu treffen. Das alles braucht Zeit, auch wenn Sie eigentlich am Liebsten gerne sofort in die Umsetzung Ihrer Ideen einsteigen wollen.

2 # Hören Sie aktiv zu!

Sich Zeit zu lassen, um anzukommen, bedeutet im Umkehrschloss nicht, passiv zu sein. Ihr Umfeld erwartet von Ihnen, Akzente zu setzen. Idealerweise haben sie das Heft des Handelns in der Hand und geben Prioritäten und Reihenfolge vor. Manchmal aber laufen die Dinge – trotz guter Vorbereitung auf die Aufgabe – anders als Sie sich das vorgestellt haben: Ihre Kunden und andere Stakeholder testen vielleicht Ihre Grenzen. Sie erfahren in Verhandlungssituationen womöglich auch unangenehme Dinge: Zum Beispiel, dass sicher geglaubte Aufträge auf dem Prüfstand stehen. Nutzen Sie die Gunst des frischen Eindrucks, um Fragen zu stellen: Was ist Ihrem Gegenüber gerade wichtig? Warum ist ihm das Thema gerade jetzt wichtig? Offene Fragen, aktives Zuhören und ernsthaftes Interesse sind hier der Schlüssel. Machen Sie sich umgekehrt aber auch nicht zur Zielscheibe für Erwartungen. Halten Sie sich mit eigenen Bewertungen zurück, bis Sie wirklich ein klares umfassendes Bild gewonnen haben.

3 # Schärfen Sie systematisch Ihr Profil!

Die Zeit des Ankommens ist eine wertvolle Zeit. Sie erfahren viele Dinge über Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter, aber auch sich selbst. Das ist der perfekte Stoff für Ihr Personal Branding. Denn es gibt kaum einen Zeitpunkt in Ihrem Berufsleben, in dem Sie einen so authentischen und ungefilterten Abgleich von Selbstbild und Fremdbild erhalten. Er ist die Basis dafür, dass Sie Klarheit für sich gewinnen, was Ihnen wirklich wichtig ist und was Sie als Persönlichkeit ausmacht. Wichtig ist, dass diese Erkundung möglichst objektiv, mit Methode und System erfolgt. Ein Coach kann hier wertvolle Dienste leisten: Er ist nicht in Ihrer Situation befangen, hilft Ihnen als neutrale Instanz, Perspektiven zu wechseln und bringt Struktur in Ihre Überlegungen.

4 # Machen Sie eine Bestandsaufnahme!

Fragen Sie sich: Wer bin ich? Wie sehe ich meine Rolle? Worin sehe ich meine wichtigsten Aufgaben? Stellen Sie diesem Selbstbild ein Fremdbild gegenüber: Wie werde ich von anderen Menschen wahrgenommen? Wie sehen sie meine Rolle? Was halten sie für die wichtigsten Aufgaben? Ehrlichkeit und Realismus sind dabei absolut unverzichtbar. Fragen Sie Menschen Ihres Vertrauens, was sie an Ihnen wahrnehmen?

Schreiben Sie diese Beobachtungen auf, auch wenn Sie sich im Moment nicht darin wiederfinden. Denn Ihre Umgebung macht sich einen Eindruck von Ihnen, auch wenn die Menschen, die über Sie urteilen, nicht den erforderlichen Hintergrund haben und die Beweggründe Ihres Handelns kennen. Vielleicht trauen sich Ihre Mitarbeiter nicht einmal zu fragen, warum Sie Dinge anders machen, weil es in der Kultur Ihres Unternehmens nicht verankert ist oder war, Chefentscheidungen zu hinterfragen.

5 # Formulieren Sie Ihre Ziele!

Sie gehören zu den gut vorbereiteten Führungskräften, die mit einem 100-Tages-Plan in ihren neuen Job starten? Vorbildlich. Aber wie viel von Ihrem Plan ist noch gültig und was hat sich alles schon verändert, seitdem Sie als Unternehmensnachfolger aktiv sind?

Das alles ist ganz normal. Denn viel von dem, was sich in Ihrem Plan wiederfindet, ist womöglich von der Sichtweise Ihrer Vorgängergeneration geprägt. Möglicherweise hatten Sie einige Informationen noch gar nicht – oder noch nicht das volle Bild.

Das ist aber auch egal: Eine Nachfolge anzutreten heißt oft nachjustieren. Mit Augenmaß, aber auch Bestimmtheit. Und auch hier kommt es entscheidend auf Ihre Persönlichkeit an. Wenn es Ihnen gelingt, Veränderung mit Wertschätzung vor dem was war und vor denen, die das bisher Erreichte ermöglicht haben, zu verbinden und gleichzeitig als Vorbild voran in eine neue Zeit gehen, Orientierung geben und den Rahmen für ein vertrauensvolles Miteinander setzen, ist viel erreicht.

Stellen Sie sich die Frage: Wo will ich hin? Als Unternehmensnachfolger und generell als Mensch? Und stellen Sie sich auch die Frage: Wie will ich wahrgenommen werden, wenn ich „angekommen“ bin in der neuen Aufgabe – in meiner Rolle als Repräsentant des Unternehmens, Ansprechpartner der Kunden, Chef – und ganz generell als Mensch? Passen die gelebten Werte, Überzeugungen und Glaubenssätze des Unternehmens zu dem, was Sie treibt?

Der Präsenz in Social Media, da ist Jan Friedrich zuzustimmen, spielt dabei eine bedeutsame Rolle. Ihr persönlicher Markenkern ist Leitstern dafür, was Sie sagen und wie Sie es sagen. Kurzum: Personal Branding hilft Ihnen authentisch zu kommunizieren, wofür Sie wirklich Leidenschaft verspüren. Das, was Sie einzigartig und unverwechselbar macht.

Die Idee des Personal Branding geht aber noch ein Stück weiter: Ausgehend von Ihren Stärken und Ihrem Potential zu schauen, welche Kommunikationswege zu Ihnen passen.

Ob Sie bei Ihrer Zielgruppe eher im persönlichen Gespräch, in Vorträgen, Präsentationen, Reden, in Fachaufsätzen oder in der Welt der sozialen Medien „punkten“ – auch das ist Teil Ihrer Persönlichkeitsmarke.

Am Ende des Tages geht es darum, den inneren Kompass zu entdecken, damit Sie anderen Menschen auf ihrem Weg in eine neue Ära Klarheit und Orientierung geben.