Unternehmensnachfolge

Solo- oder Teamübernahme von Unternehmen: Was passt zu wem?

Solo- oder Team-Übernahme: Wann eignet sich welches Modell für eine Unternehmensnachfolge? Verschiedene Unternehmer aus unseren Podcast-Folgen berichten über ihre Erfahrungen.

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Bei einer Unternehmensübernahme stellen sich viele Fragen: Soll es eine interne oder externe Übernahme sein? Wie groß sollte das Unternehmen sein? Aber auch: Sollte man das Unternehmen allein übernehmen oder im Team? Denn nicht immer ist eine Einzelübernahme vorteilhaft. Oftmals zahlen sich vor allem die Teamübernahmen aus, wenn die richtigen Partner zusammenkommen. Dennoch sind Team-Übernahmen mit 17,5 Prozent immer noch unterrepräsentiert, obwohl sie die gleichen Vorteile mitbringen wie Neugründungen durch mehrere Geschäftsführer.

Im Artikel werden verschiedene Unternehmer vorgestellt, die in unserem Podcast bereits Einblicke in ihren Prozess der jeweiligen Übernahme-Art gegeben haben.

Unterschiede zwischen Solo- und Team-Übernahme

Bei einer Soloübernahme hat man teilweise Nachfolge-Coaches und andere Experten wie Finanz- und Rechtsberater an seiner Seite. Darüber hinaus ist man in Bezug auf das Unternehmen aber auf sich allein gestellt – das hat Vor- und Nachteile. Zum einen kann man ganz nach den eigenen Vorlieben und Bedürfnissen handeln, beispielsweise, was die Auswahl des Unternehmens oder dessen Fortführung angeht.

Zum anderen bedeutet das aber auch, dass man allein die Verantwortung trägt und bezüglich seiner Freizeit unflexibler ist. Hinzu kommt, dass man nur seinen eigenen Blickwinkel auf das Unternehmen hat und sich kaum mit jemandem über anstehende Entscheidungen austauschen kann.

Zudem lässt sich eine Übernahme besser finanzieren, wenn mehrere Partner mit im Boot sind. Entsprechend gibt es laut der KfW Economic Research Studie Alt oder Neu? Übernahmegründer und Neugründer im Vergleich bei den Übernahmegründungen auch häufiger Team-Übernahmen als bei Neugründungen.

Wer allerdings ohnehin bereits viele Parameter wie Familie und Standort berücksichtigen muss, für den kann sich eine Solo-Übernahme aufgrund der Vorteile und Freiheiten besser eignen. Insgesamt hängt die Entscheidung von verschiedenen Kriterien ab, unter anderen von der eigenen Lebenssituation und der Frage, in wie weit sich passende Partner finden lassen.

Solo-und Teamnachfolgen 2020

Solo-Übernahme: Verantwortung und Freiheiten

Nicht zuletzt hängt die Frage, ob eine Solo- oder Teamübernahme sinnvoll ist, auch von der eigenen Persönlichkeit und den eigenen Zielen ab. Das zeigt sich an Dr. Peter Brinkmann, der als Einzelunternehmer das Unternehmen TKT Kunststoff-Technik GmbH übernommen hat. Mit dieser Entscheidung mussten auch seine Frau und vier Kinder einverstanden sein – nicht zuletzt deswegen, weil die Übernahme einen Umzug von München nach Niedersachsen erforderte.

Die Abstimmung mit der Familie ist allerdings nicht der einzige Grund, weswegen diese Form der Übernahme für ihn sinnvoll war. Als treibende Kraft für seine Entscheidung, sich selbständig zu machen, nennt Brinkmann im Podcast vor allem die Freiheit: „Ich finde es total wichtig das, was man macht, selbst bestimmen zu können.“ Heute will Brinkmann zusammen mit seinem eigenen Team das Unternehmen nach seinen Vorstellungen in die Zukunft führen.

Team-Übernahme: interne Nachfolge durch Mitarbeiter

Eine Unternehmensübernahme durch einen externen Nachfolger kann große Veränderungen im Unternehmen mit sich bringen – auch bezüglich der Unternehmenskultur. Um das Unternehmen und dessen Kultur so zu erhalten, wie man es kennt und nach den eigenen Vorstellungen weiterzuentwickeln, kann entsprechend eine Motivation für eine Team-Übernahme sein. So geschehen im Unternehmen BusinessCode, dessen Altinhaber das Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen verkaufen wollte.

Zehn Mitarbeiter waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwölf Jahren dabei, eingespielt und aufeinander abgestimmt. Es war ihnen wichtig, diesen Zusammenhalt und diese Dynamik zu erhalten. Sie taten sich zusammen, um das Unternehmen intern zu übernehmen. „Bei der Anteilsvergabe wurde darauf geachtet, dass niemand die Mehrheit hat. So müssen wichtige Entscheidungen immer in Abstimmung mit den Anteilseignern getroffen werden. Das war uns allen wichtig“, erzählt Martin Schulze, einer der Geschäftsführer in Folge 18 unseres Podcasts. Gleichzeitig sind alle Geschäftsführer weiterhin als Mitarbeiter angestellt und behalten ihre bisherigen Aufgaben und Positionen. Das Verwachsen mit dem Unternehmen kann demnach ebenfalls ein Motivator sein, um ein Unternehmen im Team zu übernehmen.

Tandem-Übernahme: gegenseitige Unterstützung und Ergänzung

Ein weiteres zukunftsträchtiges Nachfolge-Modell ist die Tandemführung. Einige Unternehmer sind bereits dazu übergegangen, das Unternehmen nicht an einen Nachfolger, sondern an ein Duo zu übergeben. Das bewährt sich unter anderem in Familienunternehmen, wie die Beispiele einiger Geschwisterpaare beweisen. Die Schwestern Marie-Luise und Katharina Raumland haben das Sekthaus ihrer Eltern übernommen. Der Grund: Aufgabenteilung in Marketing und Vertrieb beziehungsweise Sektverarbeitung sowie die bessere Umsetzbarkeit von Vorhaben. „Wir beide wollen jetzt das Thema Biodynamie angehen und den Betrieb auch diesbezüglich umstellen“, sagt Marie-Luise Raumland.

Durch eine Doppelspitze sind außerdem auch mehr Freiheiten bezüglich Familien- und Privatleben möglich. So unterstützen sich die Schwestern Larissa Zeichhardt und Arabelle Laternser gegenseitig in ihrer Führung des Familienunternehmens LAT. Das raten sie deswegen auch anderen Gründerinnen: eine Übernahme im Duo.

Solo-und Teamnachfolgen pro Branche

Übernahme im Verbund: mehrere Unternehmen unter einer Führung

Dass mitunter mehrere Geschäftsführer ein Unternehmen gemeinsam übernehmen, um daraus Vorteile sowohl für sich als auch das Unternehmen zu ziehen, ist eine Möglichkeit, um den immer größeren Herausforderungen des Themas Unternehmensnachfolge zu begegnen. Doch wie sieht es umgekehrt aus? Die Tatsache, dass es immer mehr zu übernehmende Unternehmen, aber immer weniger Interessenten gibt, legt den Schluss nahe, dass auch mehrere Unternehmen von einem oder mehreren Geschäftsführern gleichzeitig übernommen werden können.

Dies war ebenfalls die Überlegung Holger Wassermanns, Professor an der FOM Hochschule. Er rief das Konzept Unifive ins Leben, das genau diesen Gedanken umsetzen und die Unternehmensnachfolge effektiver gestalten will. Bei Unifive geht es um die Unternehmensnachfolge im Verbund.

Gerade kleinere Unternehmen sind für Geldgeber häufig nicht interessant genug. Übernimmt ein Unternehmer aber gleichzeitig mehrere kleine oder mittelständische Unternehmen, ist auch hier die Attraktivität wieder deutlich gesteigert.

Unifive bringt daher Unternehmen und Interessenten mittels Koordinatoren zusammen. Die Altinhaber kostet das einen geringen einmaligen Betrag, wenn sie sich an den Koordinator wenden. Werden sie von ihm angesprochen, bleibt die Vermittlung für sie völlig kostenfrei. Auf diese Weise können Unternehmer ohne großen finanziellen Aufwand ihr Lebenswerk sichern.

Fazit

Welches Übernahmemodell für einen Unternehmer in Frage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sicher ist allerdings, dass die Möglichkeiten immer zahlreicher und flexibler werden, um sich an die Marktsituation anzupassen und Übernahmen auch in komplizierteren Fällen zu ermöglichen. Viele der neuen Modelle sind langfristig zukunftsträchtig. Daher lohnt es sich für Interessenten, sich eingehender mit verschiedenen Optionen vertraut zu machen.