Forecasting gleicht dem berühmten Blick in die Kristallkugel, jedoch mit deutlich mehr Sicherheit. Durch die Nutzung aktueller und historischer Daten, Trends und statistischer Modelle ermöglicht es eine fundierte Prognose zukünftiger Entwicklungen. Erfahren Sie hier mehr über die Ziele, Herausforderungen, Werkzeuge und gängigen Methoden im Forecasting.
1. Was ist Forecasting?
2. Wie unterscheiden sich Prognose und Forecast?
3. Was sind die Ziele von Forecasting?
4. Welche Forecasting-Methoden gibt es?
5. Was braucht man für den Forecasting-Prozess?
6. Welche Herausforderungen gibt es beim Forecasting?
7. Warum lohnt sich Forecasting für Ihr Unternehmen?
8. Wie oft ist ein Forecasting sinnvoll?
1. Was ist Forecasting?
Forecasting ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Controlling und Finanzmanagement, das Unternehmen dabei unterstützt, zukünftige finanzielle Entwicklungen abzuschätzen. Mithilfe historischer Daten, mathematischer Modelle und Zeitreihen werden Kennzahlen wie Umsatz, Ausgaben und Cashflow für zukünftige Zeiträume prognostiziert.
Beim Forecasting handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess, der sowohl kurzfristige als auch langfristige Prognosen umfasst. Diese Projektionen basieren auf statistischen Daten, aktuellen Markttrends und ökonomischen Indikatoren und dienen der Unterstützung strategischer Entscheidungen. Darüber hinaus tragen sie zur Verbesserung der finanziellen Planung und Steuerung des Unternehmens bei.
2. Wie unterscheiden sich Prognose und Forecast?
Die Begriffe Prognose und Forecasting sind eng verwandte Begriffe, die häufig im Finanzwesen häufig synonym verwendet werden. Sie haben jedoch leicht unterschiedliche Bedeutungen.
Eine Prognose ist eine statische Schätzung der zukünftigen finanziellen Performance. Sie wird oft zu Beginn eines Zeitraums erstellt, wie beispielsweise eines Finanzjahres. Diese Art der Vorhersage basiert auf historischen Daten, Trends und Annahmen und bietet eine Momentaufnahme der erwarteten Entwicklungen. Prognosen sind in der Regel weniger dynamisch und werden selten während des Jahres angepasst. Sie dienen als Ausgangspunkt für die Budgetplanung und strategische Entscheidungen.
Das Forecasting hingegen ist ein dynamischer, anpassungsfähiger Prozess. Hierbei werden die Prognosen im Laufe des Jahres regelmäßig aktualisiert, um auf aktuelle Daten und veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Das Forecasting ermöglicht es Unternehmen, flexibel auf Veränderungen am Markt und in der eigenen Organisation zu reagieren. Es liefert kontinuierliche Updates und unterstützt dabei, kurzfristige operative Entscheidungen zu treffen.
3. Was sind die Ziele von Forecasting?
Das Forecasting soll nachhaltig zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität des Unternehmens beitragen. Um dies zu erreichen, werden mehrere Ziele verfolgt:
- Planungssicherheit: Forecasting hilft, zukünftige Entwicklungen vorherzusehen, wodurch bessere strategische und operative Entscheidungen getroffen werden können.
- Risikominimierung: Durch die Vorhersage von Markt- und Geschäftsentwicklungen können potenzielle Risiken frühzeitig erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
- Vermeidung von Fehlinvestitionen: Forecasting hilft dabei, unprofitable Investitionen zu vermeiden und stellt sicher, dass finanzielle Mittel gezielt und effektiv eingesetzt werden.
- Budgetierung: Forecasting ermöglicht eine realistische und flexible Budgetplanung, indem es regelmäßige Anpassungen auf Basis aktueller Daten bietet.
- Bessere Ressourcenplanung: Forecasting verbessert die Planung und Zuweisung von Kapital, Personal und Produktionskapazitäten. Durch ein optimiertes Ressourcenmanagement lassen sich Engpässe und Überkapazitäten vermeiden.
- Verbesserung der Effizienz: Forecasting trägt zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen bei und hilft, Über- oder Unterproduktion zu vermeiden.
- Frühzeitiges Erkennen und Reagieren auf Abweichungen: Forecasting ermöglicht es, Abweichungen von bestehenden Plänen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Problemlösung zu entwickeln.
- Stärkung des Stakeholder-Vertrauens: Regelmäßige, transparente Prognosen stärken das Vertrauen von Steakholdern, wie etwa Banken und Investoren, in die finanzielle Stabilität des Unternehmens.
4. Welche Forecasting-Methoden gibt es?
Wenn man sich die vielen verschiedenen Methoden für die Erstellung eines Forecastings ansieht, sind zwei Obergruppen zunächst besonders wichtig: die quantitativen und die qualitativen Methoden.
Quantitative Methoden
Diese Methoden stützen sich auf historische Daten und mathematische Modelle, um Vorhersagen zu treffen. Sie sind datengetrieben und oft präziser, wenn ausreichend verlässliche Daten vorhanden sind. Mithilfe einer mathematischen Formel kann dann die Nachfrage nach Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung ermittelt werden. Verkaufszahlen aus vergangenen Jahren sowie Nachfragetrends und Saisonalität sind dabei besonders relevant. Wie viele Daten Sie verwenden, liegt in Ihrer Hand. Je mehr Daten Sie allerdings einbeziehen, desto präziser wird Ihre Prognose sein. Es gibt verschiedene Ansätze, wie zum Beispiel Zeitreihenanalysen, kausale Modelle wie die Regressionsanalyse oder ökonometrische Modelle.
Auch das maschinelle Lernen zählt zu den quantitativen Methoden. Hier setzen Experten künstliche neuronale Netze ein, die in der Lage sind, komplexe Muster und nichtlineare Beziehungen zu erfassen. Eine Methode heißt Random Forest. Hier werden mehrere Entscheidungsbäume kombiniert, um belastbare Prognosen zu liefern. Bei der Monte-Carlo-Simulation nutzt man eine Reihe von Zufallszahlen, um mögliche Ergebnisse und deren Wahrscheinlichkeiten abzubilden.
Qualitative Methoden
Die qualitativen Methoden basieren nicht auf großen Datensätzen wie bei der quantitativen Methode. Stattdessen geht es vielmehr um subjektive Einschätzungen und Schlussfolgerungen. Dabei wird die zukünftige Nachfrage nach dem eigenen Produkt oder der Dienstleistung mithilfe von Markterfahrung und Expertenwissen eingeschätzt. Qualifizierte Mitarbeiter oder auch externe Fachkräfte können diese Aufgabe übernehmen.
Bei der Delphi-Methode geben Experten unabhängig voneinander Prognosen ab, die in mehreren Runden iterativ verfeinert werden. Die Marktforschung setzt auf Kundenbefragungen und Expertenschätzungen zur Ermittlung zukünftiger Entwicklungen. Bei der Szenarioanalyse werden diese simuliert, um mögliche Auswirkungen auf das Unternehmen zu bewerten. Sie hilft, Chancen und Risiken besser einzuschätzen, indem alternative Szenarien wie Best-Case-, Worst-Case- und Trendszenarien durchgespielt werden.
Das Demand Forecasting ist eine besondere Form der qualitativen Prognose. Es hilft voraussagen, wie sich eine verkaufsfördernde Maßnahme auf die Nachfrage und das Kaufverhalten der Kunden auswirken wird. Dabei können auch neue Technologien oder neue gesellschaftliche Trends eine zentrale Rolle spielen.
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5. Was braucht man für den Forecasting-Prozess?
Für den Forecasting-Prozess benötigt ein Unternehmen verschiedene Ressourcen und Werkzeuge, um genaue und nützliche Vorhersagen zu treffen. Zu den wichtigsten Elementen zählen:
- Datenquellen: Interne Daten umfassen historische Werte wie Verkaufszahlen, Kosten, Umsätze, Produktionszahlen und Markttrends. Sie beinhalten auch aktuelle Informationen über Marktbedingungen, Kundenverhalten und firmeninterne Entwicklungen. Externe Daten, wie wirtschaftliche Indikatoren, Branchentrends, Konjunkturdaten, Marktdaten und politische Entwicklungen, beeinflussen ebenfalls die Prognosen.
- Analytische Tools und Software: Spezialisierte Programme erleichtern die Berechnung und Visualisierung von Prognosen. Mathematische Modelle wie Zeitreihenanalysen, Regressionsmodelle oder die Monte-Carlo-Simulation unterstützen präzisere Vorhersagen.
- Technologieinfrastruktur: Eine robuste IT-Infrastruktur ist notwendig, um Daten zu speichern, zu verarbeiten und zu analysieren. Dies erfolgt etwa mithilfe von Enterprise Resource Planning (ERP)-Systemen oder cloudbasierten Lösungen. Automatisierungstools beschleunigen wiederkehrende Aufgaben und ermöglichen eine effiziente Aktualisierung der Daten.
- Qualifiziertes Personal: Finanzanalysten, Controller und Datenwissenschaftler interpretieren die Daten und passen Modelle an. Ihre Erfahrung ist entscheidend für die Genauigkeit der Prognosen. Das Management trifft strategische Entscheidungen basierend auf diesen Vorhersagen und passt Pläne an veränderte Bedingungen an.
- Methoden und Prozesse: Ein strukturiertes Vorgehen bei der Datenerhebung, Analyse und Umsetzung der Forecasts gewährleistet Effizienz und Exaktheit. Die Wahl der passenden Forecasting-Methode – qualitativ oder quantitativ – sollte auf die Branche und den Prognosezeitraum abgestimmt sein.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Vorhersagemodelle müssen flexibel sein, um auf neue Informationen und Marktentwicklungen reagieren zu können. Feedback-Mechanismen, die Prognosen mit den tatsächlichen Ergebnissen abgleichen, erhöhen die Präzision zukünftiger Vorhersagen.
Durch die Kombination dieser Elemente kann ein Unternehmen den Forecasting-Prozess erfolgreich implementieren und effektiv nutzen.
6. Welche Herausforderungen gibt es beim Forecasting?
Der Prozess des Forecasting im Finanzmanagement ist komplex und mit verschiedenen Herausforderungen verbunden, die beachtet werden müssen:
Qualität und Verfügbarkeit der Daten
Die Genauigkeit eines Forecasts hängt von der Qualität der Daten ab. Veraltete oder ungenaue Daten führen zu fehlerhaften Prognosen und schlechten Entscheidungen. Daher müssen Unternehmen auf hochwertige, aktuelle und umfassende Daten zugreifen.
Wahl des geeigneten Modells
Es gibt zahlreiche Prognosemodelle, von einfachen linearen Trendanalysen bis zu komplexen statistischen Modellen wie ARIMA oder maschinellem Lernen. Die Modellwahl hängt von Faktoren wie der Art der Daten, der gewünschten Genauigkeit und dem Prognosezeitraum ab.
Externe Einflussfaktoren
Ob wirtschaftliche Schwankungen, politische oder technologische Entwicklungen oder Naturkatastrophen: Es gibt eine Reihe externer Faktoren, die die Finanzprognosen stark beeinflussen können. Unternehmen sollten daher flexibel sein und ihre Forecasts regelmäßig aktualisieren, um auf alle unvorhergesehenen Ereignisse reagieren zu können.
Anpassungsfähigkeit und Szenarioanalyse
Ein erfolgreicher Forecasting-Prozess umfasst neben der Erstellung einer Prognose auch die Entwicklung von Szenarien. Die Analyse von Szenarien hilft dem Unternehmen, besser auf verschiedene Zukunftsverläufe vorbereitet zu sein und seine Strategien anzupassen.
7. Warum lohnt sich Forecasting für Ihr Unternehmen?
Forecasting ist für den langfristigen Bestand eines Unternehmens essenziell, da es die Entwicklungen von Faktoren wie Nachfrage und Liquidität verfolgt und verständlich macht. Ohne aussagekräftige Daten und Prognosen leiden mehrere Bereiche: Zum einen wird die Personaleinsatzplanung erschwert, zum anderen lassen sich Marketingkosten sowie andere Ausgaben nicht präzise kalkulieren. Die Finanzabteilung ist nicht in der Lage, das Budget sinnvoll zu verteilen, was die Effizienz im gesamten Unternehmen beeinträchtigt. Zudem werden die vorhandenen Ressourcen nicht optimal genutzt, was sich insgesamt negativ auswirkt. Ein gutes Forecasting hingegen bietet zahlreiche Vorteile:
- Fundiertere Entscheidungen: Eine präzise Finanzprognose hilft Ihnen als Unternehmer, fundierte Entscheidungen zu treffen. Diese Entscheidungen betreffen unter anderem Investitionen, die Allokation von Ressourcen und die Personalplanung. Umsatzprognosen können signalisieren, ob es sinnvoll ist, in neue Märkte zu expandieren oder in bestimmte Geschäftsbereiche zu investieren.
- Perfektes Risikomanagement: Durch das Forecasting können Sie gezielt Risikomanagement betreiben. Das bedeutet, Ihre Finanzabteilung ist in der Lage, potenzielle finanzielle Risiken wie Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen. Ferner kann sie rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen, etwa Kosten reduzieren und Finanzierungsstrategien anpassen.
- Realistische Budgetierung: Forecasting ist eng mit der Budgetierung verbunden und bildet die Grundlage, um Budgets realistisch zu planen und anzupassen. Sie können Ihre Budgets regelmäßig auf Basis neuer Prognosen aktualisieren, um ihre finanziellen Ziele besser zu erreichen.
- Größeres Vertrauen der Stakeholder: Investoren, Banken und Aufsichtsbehörden verlangen oft Einblicke in die finanzielle Zukunft des Unternehmens. Durch transparente Forecasts können Sie als Unternehmer das Vertrauen der Stakeholder stärken und gleichzeitig Ihre finanzielle Stabilität und Planungsfähigkeit unter Beweis stellen.
Insgesamt bietet Ihnen Forecasting eine bessere Kontrolle über die Unternehmensentwicklung und steigert sowohl die Effizienz als auch die Nachhaltigkeit. Ohne den Einsatz dieser Methode wird es schwierig, Risiken zu kontrollieren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit verpassen Sie zudem wertvolle Chancen.
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8. Wie oft ist ein Forecasting sinnvoll?
Wie oft ein Unternehmen einen Forecast erstellen sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zu diesen zählen unter anderem die Branche, die Marktdynamik und die spezifischen Ziele des Unternehmens. Hier stellen wir Ihnen ein paar wichtige Orientierungspunkte vor:
Branche und Marktdynamik
Stabile Märkte, wie Versorgungs- und Lebensmittelmärkte zeichnen sich durch eine gleichbleibende Nachfrage, langfristige Verträge oder staatliche Regulierung aus. Diese Märkte erlauben in der Regel quartalsweises Forecasting. Hochvolatile Märkte, wie etwa in den Bereichen Technologie, Finanzen oder Mode, erfordern regelmäßige Anpassungen, da sich die Trends hier schnell ändern. Daher sind in solchen Fällen häufige Forecasts erforderlich, idealerweise monatlich oder wöchentlich.
Unternehmensgröße
Kleinere Unternehmen verfügen über begrenzte Ressourcen. Solange ihre Märkte stabil sind, können sie das Forecasting seltener durchführen, beispielsweise quartalsweise oder halbjährlich. Größere Unternehmen haben oft verschiedene Geschäftseinheiten und komplexe operative Strukturen. Um diese zu überwachen und die Strategie rechtzeitig anpassen zu können, empfiehlt sich ein monatliches oder quartalsweises Forecasting.
Unternehmensziele
Langfristige Forecasts unterstützen die strategische Planung und die Festlegung langfristiger Unternehmensziele. Sie beziehen sich auf einen Zeitraum von ein bis fünf Jahre. Hier sind jährliche oder halbjährliche Forecasts üblich. Kurzfristige Forecasts nutzen Unternehmen oftmals zur Finanz- oder Verkaufsplanung. Sie führen diese monatlich oder vierteljährlich durch, um aktuelle operative und finanzielle Entscheidungen zu steuern.
Weitere Faktoren
Treten spezielle Ereignisse ein, wie etwa eine veränderte Wirtschaftslage, sollten Unternehmen zusätzliche Forecasting-Runden einplanen. Auslöser hierfür können technologische Innovationen oder politische Ereignisse sein. Dasselbe gilt auch für Veränderungen im eigenen Unternehmen. Führt es etwa neue Produkte ein, plant größere Investitionen oder Maßnahmen zur Umstrukturierung, dann sind häufigere Forecasts sinnvoll.
Wir möchten darauf hinweisen, dass die genannten Zeitintervalle als grobe Richtwerte zu verstehen sind. Die Situation jedes Unternehmens ist einzigartig und erfordert daher einen individuellen Zeitplan für Forecasts. Schließlich sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend für den Erfolg von Forecasting.