HR-Management und Lohnbuchhaltung

Netzwerke öffnen Türen für die Karriere

Das richtige Netzwerk kann dabei helfen, die eigene Karriere voranzutreiben. Das gilt auch und gerade für Frauen, die in Führungspositionen noch immer unterrepräsentiert sind. So liegt der Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland gerade einmal bei knapp 30 Prozent – je höher in der Hierarchie, desto geringer der Frauenanteil. Doch was können Netzwerke bewirken, und welche Vorgehensweise ist dabei empfehlenswert? Simone Seidel gibt Tipps.

Warum ist ein gutes Netzwerk aus deiner Sicht sinnvoll für die Karriere?

Simone Seidel: Sichtbarkeit und der Austausch mit anderen sind wichtige Schlüssel für die eigene Karriere, das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Sichtbarkeit hilft dabei, auf sich aufmerksam zu machen, um überhaupt erst in die engere Auswahl für eine interessante Position zu kommen. Das gilt sowohl für den aktuellen Arbeitgeber als auch für neue Positionen außerhalb des Unternehmens. Wohingegen der regelmäßige Austausch Beziehungen aufbaut und festigt, die für die eigene Weiterentwicklung und somit für den weiteren Karrierepfad wichtig sind.

Sollten sich Frauen eher den Fokus auf Frauennetzwerke oder auf gemischte Netzwerke legen?

Simone Seidel: Das eine schließt das andere nicht aus. Der Vorteil eines reinen Frauennetzwerks ist, dass Frauen „unter sich“ sind, und sie sich somit in vielen Fällen offener und ehrlicher austauschen können, als dies in gemischten Netzwerken der Fall ist. Frauen sind in ihrer Karriere oft mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert – in einem reinen Frauennetzwerk können sie sich gezielter über genau diese spezifischen Hürden austauschen und ihre Erfahrungen mit anderen teilen.

Somit sind Frauennetzwerke eine gute Basis, um voneinander zu lernen, mutiger zu werden und sich für die eigene Karriere inspirieren zu lassen. Einige solcher Netzwerke habe ich in einem anderen Blogartikel vorgestellt. Dennoch bin ich der Meinung, dass es nicht ausreicht, sich ausschließlich darauf zu fokussieren. Die Arbeitswelt besteht aus Männern und Frauen, und somit sollten auch beim Networking grundsätzlich beide Geschlechter berücksichtigt werden, um eine umfassendere Sichtweise zu bekommen. Ich empfehle Frauen, im ersten Schritt den Fokus auf Frauennetzwerke zu legen, um anschließend Kontakte in heterogenen Netzwerken auf- und auszubauen.

Wie kann man sich beim eigenen Arbeitgeber ein solides Netzwerk aufbauen, dass die Karriere fördert?

Simone Seidel: Grundsätzlich ist es wichtig, sich vorab die Frage zu stellen, was man im Unternehmen eigentlich erreichen möchte. Will man sich in eine bestimmte Fachrichtung weiterentwickeln? Möchte man mehr Verantwortung innerhalb der aktuellen Rolle übernehmen? Oder geht es generell darum, die eigene Position zu stärken?

Im nächsten Schritt empfiehlt es sich zu überlegen, von welchen Personen man lernen könnte, um sich in diese Richtung weiterzuentwickeln. Wer besetzt Schlüsselpositionen mit Entscheidungskompetenz? Wer besitzt umfassende fachliche Erfahrung, von der ich wiederum profitieren kann? Oder: Wo kann ich andere vielleicht unterstützen, um auch auf diesem Weg für Sichtbarkeit zu sorgen? Ein Netzwerk besteht immer aus Geben und Nehmen. Dabei geht es nicht nur darum, die eigene Karriere im Blick zu haben, sondern auch, solide Beziehungen zu Menschen im Unternehmen aufzubauen, von denen ich lernen kann und die mir dabei helfen, mich weiterzuentwickeln.

Welche Handlungstipps kannst du Frauen auf Karriereweg geben? Wie finden sie im Unternehmen den richtigen Netzwerkpartner?

Simone Seidel: Wie schon erwähnt, ist es wichtig, die eigenen persönlichen Absichten zu kennen und auf wichtige strategische Fragestellungen eine Antwort zu haben. Daneben spielt auch Vertrauen eine Rolle: Wem vertraue ich genug, mich zu öffnen, um mit ihm an mir zu arbeiten? In dieser Phase muss es mein Ziel sein, erste Kontakte aus der Sondierungsphase gezielt zu festigen und zu intensivieren.

Dabei ist es letztendlich nicht wichtig, möglichst viele Menschen zu kennen, sondern solche, zu denen etwa über ein gemeinsames Ziel eine engere Verbindung besteht. Ich sollte also nach Möglichkeit den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen suchen, die bereits in einer vergleichbaren Situation waren und mir vor diesem Hintergrund wertvolle Tipps geben können. Beispielsweise welche Stolpersteine es zu umschiffen gilt, etwa hinsichtlich der Frage, wie man gegenüber Vorgesetzten, Kolleg/innen auftreten sollte, um seine eigene Position zu stärken. In diesem Zusammenhang ist vor allem ein gutes Vertrauensverhältnis zu der entsprechenden Person eine wichtige Voraussetzung, die auch in der Lage ist, konstruktiv den Spiegel vorzuhalten.

Damit fungiert diese Person als eine Art Mentor, oder?

Simone Seidel: Exakt. Dies ist ein wichtiger Eckpfeiler für den Karriereweg. Mentoren bzw. Mentorinnen können durch ihr fachliches Wissen und die persönlichen Erfahrungen, Mut machen, den Weg, den man im Blick auf die eigene Karriere eingeschlagen hat, weiter zu gehen, aber auch persönliche Kontakte vermitteln und individuelle Fördermöglichkeiten bieten. Hierzu gehört beispielsweise, Hilfestellung zu geben, die eigenen Potentiale zu erkennen und die eigenen Stärken zu analysieren.

Im Rahmen dieser Coaching-Prozesse ist es aber auch wichtig, Themen zu besprechen, die einem persönlich wichtig sind und die man gerne als Führungskraft besetzen möchte. Gibt es keine direkte Vorgesetzte oder Vorgesetzten, der die Mentorenrolle ausfüllen kann, empfehle ich, sich intern eine Führungskraft zu suchen, die aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz wie auch personeller Führungsverantwortung, in der Lage ist entsprechende Coaching-Prozesse zu übernehmen.

Was kann ich selbst dazu beitragen, um meine Beziehungen nachhaltig zu stärken?

Simone Seidel: Wie du selbst schon in deiner Frage andeutest, beim Networking geht es um langfristige Beziehungen. Und diese basieren auf Gegenseitigkeit. Vor diesem Hintergrund ist es genauso wichtig, die eigene Expertise in das bestehende Netzwerk einzubringen. Das kann beispielsweise durch Impulsvorträge an Netzwerkabenden sein oder durch die Begleitung neuer Kolleginnen und Kollegen als Sparringpartner bei ihren ersten Karriereschritten. Denn feststeht: Einzelkampf war gestern.

Karriereambitionen lassen sich am besten über Vernetzung und gegenseitige Unterstützung entfalten. Von daher empfehle ich, auch im fortgeschrittenen Karrierestadium Events zu besuchen, die man für das eigene Networking nutzen kann. Führungskräfte stehen oft vor der Herausforderung, Überzeugungsarbeit zu leisten, um die eigenen Mitarbeiter und Management-Kolleg/innen von der eigenen Expertise zu überzeugen – eine einflussreiche Community stärkt dabei den Rücken und unterstützt mit wertvollem Erfahrungsaustausch.

Der Weg, den du im Lauf dieses Gesprächs nun beschrieben hast, gliedert sich in mehrere Phasen und fußt je nach dem auf der Nutzung unterschiedlicher Netzwerke. Wenn ich dich richtig verstanden habe, kann man dies auch als Fahrplan für die eigene Karriere betrachten. Wäre das in etwa auch dein Fazit?

Simone Seidel: Ja, genau! Dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Gut geplante Karrierewege basieren in den meisten Fällen auf mehreren aktiven Netzwerkstrukturen, die für die unterschiedlichen Etappen des Karrierewegs ganz eigene Funktionen haben, und die sich damit auch strukturell ergänzen. Das homogene Umfeld eines Frauennetzwerks spielt vor allem in der Orientierungs- und Planungsphase eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, emotional gestärkt die nächsten entscheidenden Schritte zu gehen.

In der Sondierungsphase und der sich anschließenden Phase, in der Verbindungen innerhalb des Netzwerks intensiviert und gefestigt werden, kann dies aber gerade hinderlich sein. Hier spielt es im Grunde genommen keine Rolle mehr, ob die Kontaktpersonen männlich oder weiblich sind. Im Gegenteil: In dieser Phase ist es gerade die Heterogenität und Diversität innerhalb des eigenen Netzwerks, die im Blick auf die eigene Karriere eine ganz besondere Dynamik entfalten kann, indem unterschiedliche Meinungen und Sichtweise aufeinanderstoßen und sich gegenseitig befruchten. Generell gilt in diesem Zusammenhang: Diversität im Netzwerk fördert die Vielfalt in den Köpfen aller.

Vielen Dank für das Gespräch, Simone!