Arbeitnehmer im Bewerbungsrausch: Was bedeutet Rage Applying?
Was steckt hinter dem neuen Trendbegriff „Rage Applying“? Das Phänomen umschreibt eine Trotzreaktion junger Arbeitnehmer: Aus Unzufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitsplatz verschicken sie impulsiv unzählige Bewerbungen gleichzeitig. Lesen Sie hier die Ursachen und wie HR-Fachkräfte darauf reagieren können.
Rage Applying ist der neue Trend der Arbeitswelt, vor allem angetrieben durch die Generation Z. Wild, wütend und mehr oder weniger wahllos verschicken dabei unglückliche Angestellte unzählige Bewerbungen gleichzeitig. Was steckt dahinter?
Wenn man das englische Schlagwort „Rage Applying“ wortwörtlich übersetzt, heißt es so viel wie „Wut-Bewerben“. Es bezeichnet das impulsive und aufgebrachte Bewerben bei vielen verschiedenen Stellen gleichzeitig – und zwar aus einer akuten Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job heraus. Rage Applying ist somit eine Art Trotzreaktion und fungiert als Ventil für Angestellte, die so schnell wie möglich den Arbeitgeber wechseln wollen.
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Wild drauf los bewerben statt sorgfältig auswählen – ein Zeichen der Zeit?
Im ersten Moment wirkt dieser Trend auf viele Unternehmer wahrscheinlich kurios. Eigentlich sitzen qualifizierte Bewerber zu Zeiten des Fachkräftemangels am längeren Hebel und können zwischen zahlreichen offenen Stellen entscheiden. Der Wunsch nach Sinn und Erfüllung am Arbeitsplatz wird außerdem immer größer, der Anforderungskatalog an Arbeitgeber immer länger.
Daraus ließe sich eigentlich schließen, dass Jobsuchende sich bequem zurücklehnen und entweder das perfekte Angebot abwarten oder sich sorgfältig auf die Suche nach ihrer Traumstelle machen könnten. Warum bewerben sie sich dann stattdessen scheinbar „wild drauf los“?
Die Ursache für Rage Applying: Frust und fehlende Wertschätzung
Rage Applying steht nur auf den ersten Blick im Widerspruch zur aktuellen Arbeitswelt. Der Trend ist vor allem unter jungen Menschen, also Arbeitnehmern der Gen Z oder Millennials, beliebt. Zwar sind diese bekannt dafür, außergewöhnlich hohe Ansprüche an Unternehmen zu haben, aber sie befinden sich auch in einer gänzlich anderen Lage als ihre älteren Kollegen.
Junge Berufseinsteiger haben noch nicht die gleichen finanziellen Rücklagen wie etwa Angestellte mit 40 Jahren und aufwärts. Die vielen Krisen, die unsicheren Zeiten und die Inflation treffen sie daher umso heftiger. Ein unangemessener Spruch, häufige Unter- oder Überforderung oder fehlende Aufstiegschancen im Job können das Fass dann schnell zum Überlaufen bringen.
Das Phänomen Rage Applying reiht sich also zu Begriffen wie Quiet Quitting, Great Resignation oder Job Hopping. Es ist eine Reaktion auf negative Mitarbeitererlebnisse – beispielsweise durch unangemessene Gehälter, eine schlechte Work-Life-Balance oder eine ungesunde Unternehmenskultur.
HR-Management: Der richtige Umgang mit Rage Applying
Für die HR-Abteilung ist daher klar, was auf Platz eins ihrer Prioritätenliste steht: eine hohe Mitarbeiterbindung. Die gelingt zum Beispiel durch eine wertschätzende Unternehmenskultur, regelmäßige Feedbacks und Anpassungen, attraktive Benefits und ein rundum gesundes, vertrauensvolles, modernes Arbeitsumfeld. So lässt sich Frust und Unzufriedenheit bei den bestehenden Mitarbeitern vorbeugen.
Was die Suche nach neuen Talenten angeht, gilt: Mehr denn je ist Sorgfalt bei der Auswahl von Mitarbeitern geboten, die tatsächlich zum Unternehmen passen und sich nicht aus einem zornigen Moment heraus ohne echtes Interesse an der Stelle beworben haben. Natürlich kann jedoch auch unter diesen Kandidaten durch einen glücklichen Zufall ein motivierter High Performer dabei sein, der nur das richtige Umfeld gebraucht hat, um sein volles Potenzial auszuschöpfen. Wer die Vorstellungsgespräche gut strukturiert und vorbereitet und von Tag eins an die Employee Experience im Blick hat, hat gute Karten, genau diese Talente anzuziehen und langfristig zu halten.
Fazit: Proaktive Maßnahmen als Gegenmittel zum Rage Applying
Rage Applying ist ein klares Signal für Unternehmen, die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Mitarbeiter ernst zu nehmen. HR-Fachkräften kommt die Aufgabe zu, proaktiv und in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung eine positive und unterstützende Arbeitsumgebung zu schaffen, um Frustration und Unzufriedenheit vorzubeugen. Indem sie eine wertschätzende Unternehmenskultur fördern, regelmäßiges Feedback einholen und attraktive Arbeitsbedingungen schaffen, können sie die Mitarbeiterbindung stärken und den Trend des Rage Applying eindämmen. Wer in die eigenen Mitarbeiter investiert, schöpft nicht nur deren Potenzial voll aus, sondern macht auch das Unternehmen zukunftssicher.
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