HR-Management und Lohnbuchhaltung

Teil der Fürsorgepflicht: Mental Health am Arbeitsplatz

Das Thema Mental Health am Arbeitsplatz gewinnt immer mehr an Bedeutung und fällt in den Aufgabenbereich von Personalverantwortlichen. Aber: Über 80 Prozent der HR-Leader fühlt sich selbst ausgebrannt. Wie kommen sie ihrer Fürsorgepflicht in der immer anspruchsvolleren Arbeitswelt nach?

Bärtiger Mann mit Hemd und Krawatte schaut nach vorne

Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, das Leben und die Gesundheit von Arbeitnehmern aktiv zu schützen. Dazu gehört auch die „Mental Health“: die psychische und mentale Gesundheit der Mitarbeiter. So kommen Arbeitgeber ihrer Fürsorgepflicht nach.

Inhaltsverzeichnis

Mental Health am Arbeitsplatz wird immer wichtiger

Die Corona-Pandemie hat dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz Aufschwung verliehen. Dabei spielte auch die psychische Belastung durch Lockdown, Systembelastung und mehr eine große Rolle. Kein Wunder also, dass sich laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 ein Viertel der Erwerbstätigen psychischen Belastungen ausgesetzt fühlte. Als Ursache nannten die meisten von ihnen Zeitdruck und Arbeitsüberlastung.

Aber Mental Health war schon vor der Pandemie ein immer bedeutsameres Thema auf dem Arbeitsmarkt. In der Studie #whatsnext erheben das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) und dem personal.magazin jedes Jahr Daten zum Thema „Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“. Darin wird deutlich: Schon 2017 schätzten die befragten Organisationen die Themen Burnout, Überforderung und Depressionen als bedeutsam ein, erstaunlicherweise sogar noch bedeutsamer als jetzt.

Aus der Studie geht allerdings auch die hohe Diskrepanz zwischen Einschätzung und Umsetzung hervor: Den Themen, die sich um die psychische und mentale Gesundheit der Arbeitnehmer und um gesunde Führung drehen, messen die Befragten in Zukunft immer mehr Bedeutung zu. Tatsächlich setzen aber bisher weniger als 40 Prozent der Unternehmen konkrete Maßnahmen dazu um – zum Beispiel Einheiten oder Workshops zur Stressbewältigung, Ressourcenstärkung, Entspannung, Achtsamkeit und Resilienz. Besonders erwähnenswert: Nur jedes zweite Unternehmen führt eigene Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen durch – obwohl das nach § 5 des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) Pflicht ist.

Hohe Anforderungen und große Belastung für Arbeitnehmer

In einer zunehmend komplexen Arbeitswelt gibt es also Handlungsbedarf bei der Verbesserung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) von Unternehmen. Denn die Flexibilisierung, Globalisierung und Digitalisierung bringen immer höhere Anforderungen mit sich und verlangen viel von Arbeitnehmern. Die dadurch entstehenden psychischen Risiken hält das Bundesgesundheitsministerium fest: „Erhöhte Eigenverantwortung und die steigende Komplexität der Berufsanforderungen führen dazu, dass die Grenzen zwischen Job und Privatleben verschwimmen. Der Druck nimmt zu, die Selbstbestimmung über das eigene Leben nimmt ab.“ Das hat für Unternehmen auch wirtschaftliche Folgen: Fast jeder siebte Fehltag resultiert aus psychischen Erkrankungen.

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Selbst überfordert: Wie kommen Personalmanager der Fürsorgepflicht nach?

Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers ergibt sich aus verschiedenen gesetzlichen Bestimmungen, darunter auch das Arbeitsschutzgesetz. Es sieht vor, dass das Unternehmen für den körperlichen und seelischen Schutz seiner Mitarbeiter eine Teilverantwortung trägt. Diese Aufgabe kommt insbesondere der Geschäftsführung, den Führungskräften und der Personalabteilung zu. Aber auch dabei handelt es sich um Mitarbeiter, die mit Überlastung kämpfen. In der Sage-Studie „HR Trends – die Zukunft der Personalarbeit“ gaben beinahe alle befragten Personalverantwortlichen an, mehr Verantwortung als im Vorjahr zu übernehmen. 91 Prozent berichten von einer höheren Arbeitsbelastung. Das bleibt nicht ohne Folgen: Mehr als 80 Prozent der HR-Manager fühlt sich ausgebrannt. Die Frage ist demnach: Wer hat in der Praxis überhaupt die Zeit und die Kapazitäten für Mental Health Maßnahmen – insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs)? Hier kommen drei Ideen, dieses wichtige Thema effizient und achtsam umzusetzen.

1. Healthy Mind Coaches einsetzen

Ein Beispiel aus der Praxis: Zur Unterstützung der mentalen Gesundheit aller Mitarbeiter gibt es bei Sage sogenannte Healthy Mind Coaches. Der entsprechende Zertifikatskurs befähigt Mitarbeiter dazu, ihren Kollegen zuzuhören und vertrauliche Gespräche über mentale Belastung zu führen. Der Vorteil: Die Hürde, um Unterstützung zu bitten, ist gering, wenn es sich um eine vertraute Person im Team handelt – und das Angebot kann sich intern über einen langen Zeitraum etablieren.

2. Externe Angebote in Anspruch nehmen

Eine effektive BGM-Maßnahme sind Workshops, Schulungen oder Trainingsprogramme, die die Mitarbeiter in den Bereichen Zeit- und Stressmanagement, Achtsamkeit und Resilienz schulen. Für solche externen Angebote gibt es Förderungs- und Unterstützungsmöglichkeiten, über die unter anderem das Deutsche Institut für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Gesundheitsentwicklung (DiBGM) aufklärt.

3. Job Crafting etablieren

Manchmal wissen Mitarbeiter aber auch ganz genau selbst, was sie brauchen, um sich an ihrem Arbeitsplatz wohlzufühlen. Dann ist Job Crafting eine gute Lösung, um ihnen den nötigen Gestaltungsfreiraum zu gewähren. Dieses Modell erlaubt es den Angestellten, ihre Aufgaben und Arbeitsumgebung nach ihren Stärken und Interessen auszurichten. Die Möglichkeit, die eigene berufliche Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen, wirkt sich positiv auf die mentale Gesundheit aus und führt zu mehr Engagement und Motivation.

Mental Health in Unternehmen – ein gemeinsames Projekt

Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz ist nicht nur ein Anliegen der Personalabteilung, sondern betrifft alle im Unternehmen. Es muss daher auch nicht allein an HR-Leadern hängen bleiben: Jeder Mitarbeiter, unabhängig von seiner Position, kann zur Förderung eines gesunden und unterstützenden Arbeitsumfelds beitragen. Indem alle zusammenarbeiten, lässt sich eine Kultur schaffen, in der sich jeder wertgeschätzt und verstanden fühlt – ein gemeinsames Projekt, von dem alle profitieren und dass sich langfristig auszahlt.

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