HR-Management und Lohnbuchhaltung

Von der Pflicht zur Passion: Job Crafting als Schlüssel zur Mitarbeiterzufriedenheit

Haben Do-It-Yourself-Trends jetzt die Arbeitswelt erreicht? Fast: Beim sogenannten Job Crafting geht es nicht wortwörtlich ums Basteln, sondern darum, dass Mitarbeiter mehr Mitspracherecht und Gestaltungsfreiräume bekommen. In diesem Artikel erfahren Sie, was hinter dem Trendbegriff steckt und wo die Vorteile für Unternehmen und HR liegen.

Compliance im Unternehmen

Ab jetzt basteln Mitarbeiter sich ihren Traumjob einfach selbst. Das nennt sich Job Crafting – und wird derzeit als mögliche Lösung gegen Quiet Quitting und Great Resignation hoch gehandelt. Ein näherer Blick lohnt sich.

Inhaltsverzeichnis

Job Crafting: Definition

Wie der Name schon vermuten lässt, ermöglicht Job Crafting (deutsch: „Job-Basteln“) es Mitarbeitern, sich ein Arbeitsumfeld ganz nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen aufzubauen. Das betrifft sowohl die physische Komponente, also den Aufgabenbereich, als auch die soziale Komponente, sprich: die Teamzusammensetzung, und sogar die kognitive Komponente – der aktive Blick auf den Sinn der eigenen Arbeit.

Konkret bedeutet das, dass Angestellte mehr Freiräume in ihren Entscheidungen bekommen, neue Aufgaben übernehmen können, die gar nicht mit ihrem eigentlichen Bereich in Verbindung stehen, kreativ werden dürfen und somit insgesamt viel selbstbestimmter im Unternehmen agieren. Warum liegt Job Crafting so im Trend?

Große Herausforderung für HR: Schlechte Arbeitsmoral und Burnout bei Mitarbeitenden

In der aktuellen Sage-Studie über HR-Trends und die Zukunft der Personalarbeit wird deutlich: Fehlende Motivation, Erfüllung oder eine zu hohe Belastung bei Angestellten sind ein großes Problem für Personalverantwortliche. Denn laut Befragung stehen schlechte Arbeitsmoral und Burnout bei Mitarbeitenden auf Platz zwei der zehn größten Herausforderungen für HR Leader heute. Das sind Faktoren, die aus Unzufriedenheit der Mitarbeiter resultieren können. Wer keinen Sinn in der eigenen Arbeit sieht oder mit den vorhandenen Aufgaben nicht zurechtkommt, hat keine Motivation oder fällt eines Tages einfach aus. Diese Befürchtung von HR-Verantwortlichen bestätigt sich durch die Phänomene der stillen Kündigung und hohen Wechselbereitschaft unter Arbeitnehmern. Hier kann das Konzept Job Crafting entgegenwirken.

Job Crafting ermöglicht es Mitarbeitern, ihre Arbeit aktiv zu gestalten und an ihre persönlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen. Das führt zu höherer Arbeitszufriedenheit, Motivation und Leistung und stärkt gleichzeitig die Bindung an das Unternehmen sowie dessen Innovationsfähigkeit. Arbeitgeber profitieren von einer gesteigerten Produktivität, geringeren Fluktuationsraten und einer positiven Unternehmenskultur.

Auf einen Blick: Die Vorteile von Job Crafting

Für Arbeitgeber:

  • Starke Bindung: Die Aussicht auf viel Gestaltungsfreiraum und Mitspracherecht ist ein hoher Anreiz für Angestellte, langfristig im Unternehmen zu bleiben, da sie dort etwas bewegen können.
  • Fokus auf Skills: Die Aufgaben richten sich bei diesem Modell nicht nach starren Jobbeschreibungen, sondern nach individuellen Fähigkeiten und Stärken. Das ist zeitgemäß, effizient und produktiv.
  • Innovationsschub: Die kreative Arbeitsgestaltung durch alle fördert neue Ideen und Prozessoptimierungen. So entsteht ein fruchtbarer Boden für Transformation und ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Für Arbeitnehmer:

  • Erfüllung: Die Anpassung der Arbeit an persönliche Interessen und Stärken steigert die Zufriedenheit und ein Gefühl der Wertschätzung. Die Möglichkeit auf Selbstentfaltung ist ein starker Antrieb.
  • Motivationskick: Mehr Eigenverantwortung führt in der Regel auch zu mehr Engagement und Lust, die Dinge selbst anzupacken und zu verändern.
  • Stressreduktion: Die personalisierte Arbeitsgestaltung sorgt für mehr Entspannung im Arbeitsalltag und fördert das Wohlbefinden, weil sich Stressoren somit besser bewusst vermeiden lassen.

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Kleine Veränderungen können Großes bewirken

Wie gelingt HR Leadern die Umsetzung dieses neuartigen Modells? Zunächst ist es hilfreich, zu verstehen, dass Job Crafting keine Disruption aller Arbeitsabläufe und Aufgabenbereiche beinhaltet. Im Gegenteil: Es ist gerade die Idee, dass schon kleine Veränderungen Großes bewirken können, was das Konzept so interessant macht.

So könnte etwa ein Mitarbeiter in der Lohnbuchhaltung eine neue, für ihn erfüllende Rolle einnehmen, in der er seine sozialen Kompetenzen einsetzen kann – beispielsweise bei der Schulung und Einarbeitung neuer Teammitglieder. Diese zusätzliche Aufgabe gibt ihm die Möglichkeit, seine Kommunikationsfähigkeiten zu entfalten, erfüllt seinen Wunsch nach mehr Austausch und trägt zu seinem Wohlbefinden bei. Noch dazu profitiert das Unternehmen von gut eingearbeiteten Mitarbeitern und einer verbesserten Teamdynamik.

Drei Tipps für HR Leader

  1. Gezielte Schulungen für Führungskräfte sind eine gute Möglichkeit, um ihnen die Vorteile von Job Crafting näherzubringen und sie zu motivieren, flexible Arbeitsgestaltungen im eigenen Team zu unterstützen.
  2. In regelmäßigen Feedback- und Entwicklungsgesprächen kann HR die Mitarbeiter aktiv ermutigen, ihre Wünsche und Ideen zur Anpassung ihrer Rollen zu teilen.
  3. Schulungen, Mentoring-Programme und weitere Weiterbildungsmöglichkeiten helfen Mitarbeitern dabei, ihre Aufgaben nach ihren Stärken und Interessen zu gestalten.

Mehr Engagement und Wohlbefinden durch individuelle Arbeitsgestaltung

Job Crafting hat das Potenzial, unser Verständnis von Arbeit grundlegend zu verändern. Es zeigt, dass schon kleine Anpassungen große Auswirkungen auf die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter haben können. Dabei ist es nicht nur eine theoretische Idee oder ein modisches Schlagwort, sondern ein praktisches, schnell anwendbares Werkzeug, das sowohl Mitarbeitern als auch Unternehmen zugutekommt. Es fördert die Selbstverwirklichung, steigert die Leistung und stärkt die Bindung ans Unternehmen – ein Gewinn für alle Beteiligten.

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